VII - Lehrer? (Max)

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Wir standen immer noch an dem Tisch. Luca und ich schauten uns an. Wir hatten die gleiche Deutschlehrerin. Man muss aber zugeben, dass sie wirklich die Beste ist. Allein ihre Art ist unvergleichlich und sie behandelt alle Schüler die sie mag wie ihre Kinder. Manchmal zum Vorteil, manchmal aber auch eher zum Nachteil der Schüler. Sie hatte bisher immer großes Interesse an mir und wie es mir geht. Es kann aber auch daran liegen, dass sich unsere Eltern kennen. Luca schien mir ihr auch recht gut klar zu kommen. Er stand oft mit ihr zusammen und in Wien damals, war sie glaube ich auch die Erste, die sich für ihn eingesetzt hatte. Aber was genau damals passiert ist weiß nicht. Außer, dass es in Lucas Freundeskreis grundsätzlich als Drohung gegen ihn verwendet wird.

Luca hielt immer noch meine Hand. Ich weiß zwar noch nicht, warum ich ihm geholfen habe, aber ich habe es getan. Vielleicht war es eine gute Entscheidung, ihm zu zeigen, dass ich Sympathie für ihn empfinde. Aber eigentlich wollte ich es auch nicht. Ich kannte ihn nicht und nun stand er hier und hielt meine Hand. Zugegeben, schwul oder so kam ich mir nicht vor. Meinen Eltern wäre es egal. Ob nun ein oder zwei oder alle drei Kinder homosexuell wären, würde für sie keine Rolle spielen. Hauptsache glücklich.

Nachdem ich meine Hand ein wenig bewegte, fiel es scheinbar auch Luca auf und er ließ sie los. Er schaute dann verlegen zu mir. Dann nickte er kurz und ging zum Feuer. Wer war wieder ganz der Alte. Laut, angeberisch und eingebildet. Wie er halt ist. Doch auch ich ließ nicht lange auf mich warten und gesellte mich zu meinen Freunden.

Wir redeten viel und einige spielten auch Gitarre. Es gab reichlich zu essen und trinken. Die Lehrer waren, entgegen ihrer normalen Tageshaltung, sogar richtig entspannt. Unser Sportlehrer, Herr Wilke, der nur als 4. Aufsichtsperson mitgekommen ist, erzählte haufenweise Witze und brachte damit die Jungs aus den Sportkursen regelmäßig zum Lachen. Unter ihnen auch Luca und seine Freunde Justin und Thaddeus. Meine Deutschlehrerin, Frau Eckert, saß natürlich bei den Mädchen, die sich alle bei ihr ausheulten, dass die letzte Deutschklausur so schwierig war. Sie wollten eigentlich alle nur ihre Note wissen und hofften, dass sie bei einigen noch ein Auge zudrücken würde. Mein Klassenlehrer, Herr Schnait, und auch gleichzeitig der von Luca, Thaddeus und Justin, saß ebenfalls bei den Sportlern dabei. Der Rest hatte sich so verteilt. Wo unser geliebter Herr Schulz abgeblieben ist, kann keiner sagen. Der verschwindet öfter Mal einfach so. Das macht er auch im Unterricht, und kommt dann überraschend zum Unterrichtsende wieder zurück.

Ich saß bei meinen Freunden. Darunter Erik, ein wirklich großer, etwas bauchiger Kerl, der an sich eher weniger Sport treibt. Er ist wirklich verlässlich und man kann ihm vertrauen. Wir kennen uns schon seit Jahren. Neben ihm sitzt eine Freundin. Dann folgten zwei Jungs die ich kaum kannte. Sie waren oft bei uns mit dabei, waren aber in der Parallelklasse. Er eine heißt glaube ich Benjamin, oder so ähnlich. Sonst saßen recht viel Mädchen um uns. Die mussten natürlich alle regelmäßig zur Toilette, was sich für uns Jungs aber dann einfacher gestaltete, das es hier keine wirklichen gab. Es war nun mal mitten in der Natur und hier gibt es keine goldenen Toiletten. Aber auch ich spürte, dass ich mal musste. Ich stand auf und ging langsam Richtung dunklen Wald. Eigentlich soll man das nicht tun, ich weiß. Aber bis zur Herberge sind es ungefähr 15 Minuten. Das halte ich nicht mehr durch. Also versteckte ich mich ein wenig im Gebüsch. Doch gerade als ich die Hose öffnen wollte, kam mir einer entgegen. Es war Tim, und er schaute mich mit breitem Grinsen an.

„Geh lieber weiter rein. Sonst kann man die Batman-Boxershort sehen.", lachte er mich an. Wohl eher aus. Also ging ich noch einige Schritte weiter rein. Nun sollte es aber reichen. Ich öffnete meine Hose und lies es laufen... naja.

Nach dem ich fertig war ging ich zurück zum Lagerfeuer. Wie es aussieht, geht gerade eine Gruppe los Richtung Herberge. Ich schaute mich um. Herr Schnait, wer auch sonst, geht natürlich. Mit ihm ungefähr 20 Schüler.

Plötzlich tauchte Herr Schulz zwischen dem Gebüsch auf und legte einem Mädchen Blätter auf die Schulter. Sie zuckte zusammen und schrie los. Es war zu komisch. Er lachte los und sagte nur naiv: „Wie es aussieht hast du immer noch Hemmungen mit Biologie. Es ist nur Natur Svetlana." Sie dreht sich um schaut ihn entsetzt an. „Man Herr Schulz, sie haben mich total erschreckt. Ich dachte mich will jemand angreifen." Dieser schaut sie nur entsetzt an. „Als ob dich jemand haben will." Plötzlich lachen alle anderen Mädchen drum rum auf und es gibt ein riesen Geschrei. Natürlich weiß jeder, dass es nur Spaß ist, aber trotzdem ziemlich fies.

Ich bediente mich noch einmal an dem reichen Buffet und nahm mit etwas Brot und eine Wurst. Ich wusste nicht genau wie spät es war; aber je später, desto weniger Schüler, desto lustiger wurde es. Wir alle versammelten uns dichter am Feuer. Wir waren noch so gut 20 Schüler. Eine weitere Gruppe ist gerade mit Herr Schulz losgegangen.

Ich saß noch immer neben Erik und seiner Freundin. Sie tuschelten die ganze Zeit rum und irgendwie konnte ich nicht mehr. Ich stand auf und ging ein wenig umher. Ich stellte mich etwas ab vom Lagerfeuer und schaute in die Sterne. Jeder länger ich schaute, desto mehr wurden es. Ich holte mein Handy aus der Tasche und schaute auf meine Sternenkarte. Es klingt jetzt vielleicht blöd, aber doch, ich mochte so etwas. Ich könnte Stunden damit verbringen in den Himmel zuschauen.

Plötzlich merkte ich neben mir eine Gestalt. Es war meine Deutschlehrerin. Sie schaute mit mir in die Sterne.

„Wann gehst du?", fragte sie mich. Ich wusste nicht genau wann. Ich wollte noch bleiben, aber als letztes fand gehen fand ich immer doof.

„Ich weiß nicht. Ich wollte noch ein wenig bleiben, mag aber auch nicht als letzter gehen.", entgegnete ich ihr leise. Sie schaute mich an. „Ich wollte bis zum Schluss bleiben, da ich noch die Sachen zusammenpacken wollte. Falls du magst, kannst du jetzt mit runtergehen und mir dann die großen Planen mitbringen. Ich habe sie leider unten liegen gelassen." Ich willigte nach kurzer Überlegung ein. Müde war ich noch nicht und außerdem fand ich es mittlerweile gar nicht mehr so schlimm. Als ich mit ihr zurück ans Lagerfeuer kam, waren die meisten auch schon weg.

„Ist Herr Wilke schon los?", fragte sie. Die anderen beantworteten ihre Frage mit ‚ja'. Sie schaute sich um. „Na toll, und die Planen liegen unten. Max, kannst du trotzdem runtergehen?", fragte sie.

Alleine?

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