XV - Typisch Lehrer (Luca)

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Wie alleine? Ich schaute verdutzt zu dem Braunhaarigen runter, der seine Aufmerksamkeit wieder der Landschaft schenkte. Ich verstand nicht recht, was er meinte mit ‚alleine'? Während ich mich auf den Rückweg zu meinem alten Platz machte, an dem nun Thaddeus saß, warf ich einen letzten Blick zu ihm. Aus dem Augenwinkel, konnte ich aber noch jemanden erkennen.

Meine Deutschlehrerin hatte einen eher schadenfreudigen Blick auf den Lippen sitzen. Als sie mich dann bemerkte, verwandelte er sich urplötzlich in einen traurigen. Was treibt die?

Ich schüttelte meinen Kopf und drehte mich sofort wieder um. Die letzten Meter bis zu meinem Platz sprang ich förmlich. Thaddeus hatte sich bereits freundlicherweise zurückgesetzt.

„Na? Und keine Chance gehabt?", fragte mich Justin. Zieh mich jetzt bloß nicht auf, dachte ich. „Will die kleine Max nicht mit dir spielen?"

„Es reicht Justin. Es ist nicht das Gleiche.", fing ich genervt an. Ich konnte es nicht leiden, wenn er immer wieder auf Wien rumritt.

„Stimmt, dieses Mal, ist es einer aus unserem Jahrgang.", lachte er kurz auf und schaute dann aus dem Fenster, als hätte er nie was gesagt. Thaddeus Gesicht schaute immer noch zwischen den zwei Sitzen durch. Er verdrehte seine Augen, wie ich ihn anschaute. Wenigstens er hatte so viel Anstand nichts zu sagen.

„Ist was nicht in Ordnung?", fragte Thaddeus dann. Mein Blick verriet wohl alles. „Hat er was gesagt?" Seine wütenden Stimmte gefiel mir nicht.

„Nein, es ist nicht so. Ich glaube, er ist gerade einfach nur Opfer, von etwas Größerem.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Sein stummer fragender Blick sagte nicht viel aus. Er verstand mich nicht; aber ich mich ja auch nicht.

„Und was hast du damit zu tun?"

„Das Thaddeus, weiß ich auch noch nicht so genau.", ich schaute ebenfalls aus dem Fenster. Dann wanderte mein Blick nach vorne zu meiner Deutschlehrerin, Frau Eckert. Sie schaute bereits wieder nach vorne aus dem Fenster und unterhielt sich mit Herr Schnait. „Doch ich weiß, dass sie was damit zu tun hat."

„Die Eckert?", fragte Justin neugierig. „Hat sie Max was über Wien erzählt?"

„Nein. Ich denke es war etwas Anderes. Er meinte etwas von ‚alleine'.", ich verstummte. Justin schaute mich verwundert an.

„Ich krieg das raus.", kam es dann von ihm. Sein Blick wanderte zurück nach draußen.

Warum fühlte ich, dass ich es gar nicht genau wissen wollte?

Wir standen im Stau. Eine paar hundert Meter vor uns, kam es zu einem Unfall. Ein Auto ist in die Leitplanke gerast. Wir warteten bestimmt schon fünfzehn Minuten. Wer weiß, wie lange die Sperrung noch dauern wird. Doch je länger, desto weniger Zeit blieb vom Tag übrig.

Ich öffnete meinen Rucksack und kramte nach meinem Handy. Ich wollte mich irgendwie beschäftigen und da Thaddeus schlief, und Justin bereits Musik hörte, wollte ich auch.

Ah, da ist es. Doch beim heraus ziehen merkte ich, dass es gar nicht meins war. Max' Handy hing an meiner Powerbank. Wieso hing seins an meiner Powerbank? Stimmt, heute Morgen war seins leer und ich hatte es angeschlossen, damit es ein wenig laden kann, bevor wir losfahren. Doch mittlerweile war es länger dran, als ich dachte. Behutsam packte ich es zurück in meine Tasche und suchte nach meinem.

Endlich entspannen. Doch der Satz von Max und der Blick von Frau Eckert ließen mich nicht los. Was war da los?

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