Nach der Frage mit dem Rasieren, wusste ich was kommen würde. Aber ich konnte es nicht mehr abwenden. Ich hatte mich drauf eingelassen. Es war nun mal ungeschriebenes Gesetz. Natürlich konnte ich nicht sagen, wie lang ‚zu lang' und wie kurz ‚zu kurz' ist. Aber es geht dabei auch weniger um die eigentliche Länge, als um den Fakt sich darüber auszutauschen und die Ängste zu beseitigen. Natürlich habe ich nichts bei Max gesehen. Aber nur der Gedanke, dass er das jetzt denkt, erfüllt mich mit einem breiten Grinsen. Danach haben wir nichts mehr gesagt. Ich wünschte ihm später nur noch eine gute Nacht, die er aber nicht mehr annahm, da er schon schlief. Irgendwie fühlte ich mich auch ein wenig komisch deswegen. Aber naja, vergessen.
Am Nächsten Morgen stand ich vor ihm auf. Ich ging ins Bad und richtete mich für den Tag. Ich suchte noch schnell ein paar andere Kleidungsstücke raus, da es scheinbar ziemlich warm war. Es wurde kaltes und nasses Wetter angekündigt, aber die Sonne strahlte, und auch ein Blick auf mein Handy verriet mir, das der Tag schön wurde. Ich suchte mir eine kurze Hose, welche ich zum Glück mit hatte, und ein Muscleshirt raus.
Ich ging bereits den Gang entlang in Richtung Frühstücksraum. Einige der Anderen saßen bereits da. Die Mädchen natürlich noch nicht. Die müssen sich ja erst noch 10 Stunden im Bad richten. Ich nahm mir etwas von Buffet und setzt mich dann an einen noch leeren Tisch. Kurze Zeit später kam eine Gestalt an mir vorbei. Es war Frau Eckert, die mich mit einem leichten und freundlichen Blick anlächelte. „Wir haben noch ein anderes Zimmer frei, Luca. Wenn du magst, kann du gerne wechseln?", fragte sie mich. Mir blieb der Bissen im Hals stecken.
„Mit wem?", fragte ich. „Alleine.", sagte sie. Ich schaute sie etwas misstrauisch an. Wieso konnte ich ihr das nicht glauben? Herr Schnait meinte doch, es seien keine mehr frei bis auf das Doppelzimmer?
„Möchtest du?", fragte sie mit noch mehr Druck. Ich schüttelte meinen Kopf. Dann ging sie ohne etwas zu sagen weiter. Doch das freundliche Lächeln verwandelte sich in ein noch breiteres fast fieses Grinsen.
„Was war denn mit der los?", fragte mich Justin, als er sich mit an den Tisch saß. Thaddeus folgte ihm dicht und setzte sich ebenfalls. Ich schüttelte meinen Kopf. „Nicht besonderes." Doch in meinen Gedanken kreiste immer noch ihre Frage. Was wollte sie von mir? Warum hat sich mich gefragt, obwohl kein Zimmer mehr frei ist. Ich war mir wirklich unsicher, in was ich hier geraten bin.
„Und wie ist es mit dem Obernerd?", warf Thaddeus in die Runde. Der Obernerd? Mein fragender Blick schien wohl zu reichen. „Na der Marc aus deinem Zimmer.", ergänzte er nachdem er einen Bissen von seinem Brötchen nahm. Ah, der ‚Marc'... schmerzlich erinnerte mich der Name an gestern. Es tat mir schon ein wenig weh. Ich wollte ihn damit nicht verletzten.
„Max.", verbesserte ich kleinlaut. „Es geht. Er ist okay. Bis jetzt hat er nichts angefasst und mich auch nicht belästigt.", antwortete ich kurz und knapp, mit lauter Stimme, so dass es beide hören konnten. Ich wollte nicht, dass sie meine Verbesserung wahrnahmen, was scheinbar auch gut funktioniert hat.
„Umso besser für ihn. Ich mach den fertig, wenn der Scheiße baut. Du bist mein Kumpel.", kam es von Thaddeus der im gleichen Moment auch mit seinen Muskeln prahlte. Dann schaute er zu Justin. Dieser schien aber weniger an seinem Gehabe interessiert zu sein.
„Denk bitte nur an dein Studium, Luca. Bau nicht wieder so eine Scheiße wie in Wien.", sagte er mit mahnendem Blick. Ich wusste was er meinte, aber eigentlich wollte ich nicht dran erinnert werden. Zu mindestens nicht nach dem was gestern Nacht passiert war.
Ein wenig später trafen wir uns alle draußen im Innenhof. Von Max war weit und breit noch nichts zu sehen. Hatte er verschlafen? Ich schaute mich um. Dann ging Herr Schnait durch und hakte seine Liste ab. Max fehlte. Ich drehte mich ruckartig um und ging zurück in das Gebäude. Aus dem Augenwinkel konnte ich wieder meine Deutschlehrerin sehen. Als sie mich entdeckte schaute sie mit großen Augen nach mir. Ich verstand es nicht.
Vor unserem Zimmer angekommen, machte ich die Tür auf und entdeckte einen schlafenden Max. Eigentlich wollte ich ihn nicht wecken, er würde... aber höchstwahrscheinlich das Gleiche für mich tun. Und da kam mir der gestrige Tag wieder in den Sinn, als er mir mein Handy und meine Uhr brachte bevor wir zur Nachtwanderung los sind. Ich war es ihm schuldig.
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Klassenfahrt
FanfictionLuca ist mit seiner Klasse auf Klassenfahrt, doch es gefällt ihm anfangs nicht so gut. Er ist mit einem "Obernerd" auf einem Zimmer. Seine Entscheidung ändert sich aber doch sehr schnell, nachdem er ihn mehr und mehr kennen lernt. [Age and app...