XIII - Platzwechsel (Luca)

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„Max! Wach auf. Du hast verschlafen!", rief ich und schüttelte ihn dabei. Langsam machte er seine Augen auf um mich dann entsetzt anzuschauen. Meinen Namen war das einzige was er fragend hervorbringen konnte.

„Es ist bereits 10 vor 9 und wir wollen gleich losfahren.", rief ich. Er schreckte hoch und sprang fast aus dem oberen Bett. Er rannte ins Bad und richtete sich in Rekordzeit. Zumindest was meine eigenen Zeiten angeht. In nicht einmal 4 Minuten hatte er alles gemacht. Von Zähne putzen, über Gesicht bis hin zu Haaren war alles fertig. Er kam zurück ins Zimmer und kramte im Schrank. Er holte eine lange Hose und ein Pullover raus.

„Max, es werden bis zu 20 Grad. Das ist zu warm." Ich schaute ihn entsetzt an. Sein Blick wirkte unsicher. Aber da fiel es mir ein. Wie sollte er das wissen. Er war gerade erst aufgestanden. Ich wühlte in seinem Schrank. Ich holte ein kurzes Shirt raus.

„Hast du keine kurze Hose?", fragte ich. Max steckte nun seinen Kopf auch mit in den Schrank. „Doch hier, ich habe sie.", rief er als er sie rauszog. Irgendwie kam ich mir schon komisch vor. Plötzlich war alles so egal, es ging nur um ihn. Und ich wollte unbedingt helfen. Es war auch so eine seltsame Nähe. Als ob wir uns schon über viele Jahre kannten.

Er zog sich seine Schlafsachen aus und blieb dann bei der Unterhose stehen. Er schaute mich noch etwas unsicherer an, als vor einer Minute. Ich starte nur auf diese, bis ich realisierte was er meinte. Mein Gesicht lief rot an und ich drehte mich um. Okay, vielleicht waren wir doch nicht so nahe. Es kam mir schon ein wenig peinlich vor und es war mir recht unangenehm. Irgendwie, wusste ich auch nicht so recht, was ich hier machte.

„Nein!", rief der Braunhaarige hinter mir, als ich zur Tür rausgehen wollte, da ich der Meinung war, er schafft den Rest alleine. „Mein Handy ist alle. Mein Wecker hat gar nicht geklingelt." Max stand vor mir, nachdem ich mich umdrehte und schaute mich entsetzt an. „Luca, mein Handy hat mich nicht wachgemacht. Ich habe verschlafen." Ich wusste nicht, was daran so schlimm war. Ich verschlafe so gut wie jeden Tag?

Ich lachte auf und nahm sein Handy aus seiner Hand. Ich kramte in meinem Rucksack, den ich immer noch auf dem Rücken hatte, was ich aber jetzt erst merkte. Dann steckte ich sein Handy an meine Power Bank. Dann gab er plötzlich Ruhe und schaute mich nur verwundert an. Ein kleines Dankeschön kam dann noch aus seinem Mund, als wir das Zimmer verließen.

Zurück im Innenhof warteten scheinbar schon alle. Doch die Aufmerksamkeit wich schnell von uns, als aus einem anderen Gebäude zwei „besondere" Damen kamen. Sie sind zwei Schwestern, die nur zu gerne jeden Jungen aufgabeln würden. Wobei ich mir da nicht ganz sicher wäre. Ich denke, das ein oder andere Mädchen, hatte sie auch schon. Sie sind Töchter von einem recht wohlhabenden Unternehmer und bekommen daher immer eine Extrawurst. Leider schade, denn die eine ist vom Charakter eigentlich viel besser, als sie immer tut.

Nachdem sich nun alle versammelt hatten, ging es in den Bus. Wir sollten uns nach Zimmer gruppieren. Dann bekamen wir Blätter in die Hand gedrückt. Und genau deswegen hasse ich Klassenfahrten. Immer diese dummen Arbeitsblätter, die einen nur vom eigentlichen Schönen abhalten. Dann noch den ganzen Tag in der Innenstadt rumlaufen und irgendwelche Blätter ausfüllen. Ich nahm mir vor, einfach nichts dergleichen zu machen. Bei den letzten Klassenfahrten klappte es auch immer. Dann ging es los. Wir stiegen in den Bus ein. Ich ging den Gang entlang und schaute links und rechts, wo noch Plätze frei waren. Die meisten hielten für andere einen Platz frei. Da brauchte ich mich gar nicht erst hinzusetzten, und zu den sehr aufreißenden Damen wollte ich nun auch nicht unbedingt. Man muss ja nichts überstürzen, lächelte ich.

Nachdem ich recht weit hinten im Bus ankam, konnte ich Justin sehen. Er schaute aus dem Fenster. Ich platzierte mich schnell neben ihn, damit ich auch noch sehen konnte, was ihn draußen so interessierte.

„Ah ja. Was sonst.", sagte ich abschätzig. Justin schaute mal wieder nach Mädchen. Sehr gut, was anderes hat der wohl auch nicht im Kopf. Er drehte sich zu mir und schaute mich ebenfalls abschätzig an. Ich hatte es mir wohl verdient. Plötzlich tauchte ein Kopf zwischen den Vordersitzen auf. Es war Thaddeus.

„Möpse!", sagte er leise, als er Justin erblickte, der wieder aus dem Fenster schaute. „Mit denen kannst du auch kuscheln.", kam es von ihm mit leiser, aber eher perversen Stimme. Justin glühte sofort auf und schlug mit seiner Fast zwischen die Sitze. Doch er hatte Thaddeus verfehlt, der im nächsten Moment über die Sitze schaute. Ich konnte mir mein Lachen nicht verkneifen. Justin drehte sich wieder schnippisch von mir weg. In diesem Moment rollte der Bus los.

Na endlich, dachte ich. Ich wollte, dass der Tag so schnell wie möglich umgeht. Herr Schnait kam noch einmal den Gang nach hinten und zählte durch.

„44, 45, 46, 47, 48.", flüsterte er beim Durchgehen. „Ja, dann sind alle da.", rief er nach vorne zu den anderen Lehrern. Die saßen natürlich in der ersten Reihe. Ich schaute ihm nach, wie er den Gang zurückging. Irgendwie wirkte der Bus leer. Oder kam es mir nur so vor, weil er alleine saß? Ich schaute zu ihm, wie er alleine am Fenster saß und sich die Landschaft anguckte. Er wirkte so entspannt und ruhig, gelassen einfach.

Justin quatschte bereits wieder mit Thaddeus und dieser musste wohl schon nach wenigen Minuten gemerkt, haben, dass er den falschen Platz erwischt hatte. Sein Kopf war fast ausschließlich nach hinten zu uns gedreht. Sie redeten über irgendeinen Film den ich nicht kannte. Es war mir auch egal. Eigentlich wollte ich mich lieber mit Max unterhalten. Er saß immer noch so, wie vor 20 Minuten als wir losgefahren sind. Sein Blick stur aus dem Fenster. Ich schaute zu Justin.

„Du kannst gerne hier sitzen.", entgegnete ich Thaddeus. Eigentlich tat es mir ein wenig Leid, sie alleine zulassen, doch mein Interesse galt gerade nur ihm. Thaddeus stand dann ein wenig widerwillig auf. Er wollte wohl nicht noch mehr mit Justin reden, was man aber gut nachvollziehen kann.

Ich nahm meine Tasche und torkelte den Bus entlang, bis ich bei Max ankam. Ich setzte mich auf den Sitz und stellte meine Taschen zwischen meine Beine. Sein Kopf bewegte sich langsam zu mir, doch sein Blick wirkte eher, als würde er mich töten wollen.

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