XVII - Der Weg ist das Ziel... Ziel? (Luca)

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Der restliche Tag verlief eigentlich ähnlich, wie der erste Teil. Wir redeten nicht viel, und eigentlich wusste ich auch gar nicht, was ich sagen sollte. Max machte die Aufgaben, und lies mich zu meiner Verwunderung auch einfach abschreiben. Ich ging davon aus, er würde sich aufregen, oder etwas sagen. Aber scheinbar, war ihm das alles genauso egal wie mir.

Auf dem Weg zurück zum Hauptbahnhof, schaute ich noch einmal auf mein Aufgabenblatt. Es war alles ausgefüllt, und ich muss sagen, ich bin verdammt stolz auf mich. Gut, auf Max. Er hat es schließlich gemacht. Ich habe nur geschrieben. Nur diese Aufgaben auf Klassenfahrten finde ich anstrengender, als die, die man in der Schule bekommt. Von daher, nein, ich bin nicht faul, nur sehr wählerisch was meine Aufgaben angeht.

„Habt ihr alle Bilder?", fragte Erik, als ich vor dem Bus bei den anderen zum Stehen kam. Ich schaute verwundert auf mein Blatt. „Welche Bilder?", fragte ich ihn entsetzt.

„Die da unten.", sagte er und zeigte auf die untersten Zeilen meines Blattes. „Macht vor jeder besuchten Sehenswürdigkeit ein Bild von euch. Sie muss klar erkennbar sein."

Ich schluckte. Oh nein. Ich habe nicht ein einziges Bild gemacht. Aber das kann doch nicht sein, Max hat doch auch keine gemacht. Vielleicht hat er die Aufgabe überlesen, und wir können uns damit rausreden. Ich schaute immer noch wie versteinert auf das Blatt. Wir müssen alle Arbeiten abgeben. Es wird eine Klausur in den unterschiedlichen Themen geben. So werden die Fotos für Kunst gebraucht. Das Blatt hier, war eigentlich für Geschichte.

Ich schaute mich um, und suchte nach Max. Ich konnte ihn nicht sehen. Vielleicht war er schon im Bus. Panik machte sich in mir breit.

Als ich die kleinen Stufen in den Bus stieg, schaute ich an der ersten Reihe vorbei. Dort saßen unsere Lehrer, darunter auch Frau Eckert. Sie schaute mich mit bissigem Blick an. Dann kam ein fieses grinsen auf. Was ist nur los mit der?

Auf seinem alten Platz, konnte ich Max erkennen. Er kramte in seiner Tasche. Ich ging den Gang entlang und stellte mich neben ihn an die Reihe. Sein Blick wanderte von seiner Tasche, über den leeren Sitz neben sich, an meinen Beinen, über meinen Oberkörper, hoch zu meinen Augen. Unsere Blicke trafen sich, und ich wusste nicht, was dieses kleine Stechen war. Es fühlte sich an, als würde er nach Hilfe schreien, es aber nicht zugeben. Als wollte er mir etwas mitteilen, dass er nicht wusste. Vielleicht wäre es einfach besser, ihm zu sagen was ich wusste. Über die Eckert. Die schien mir nämlich gewaltig was damit zu tun haben.

„Kann ich mich neben dich setzten?", fragte ich ein wenig unschuldig. Ein kurzes Nicken vom Braunhaarigen. Dann setzte ich mich hin. „Ich glaub, wir müssen reden.", fing er an und schaute mich dabei nicht an. Er spielte mit einem kleinen Anhänger an seiner Tasche. Es war eine diamantene Minecraft-Spitzhacke. Max drehte diese mehrmals in seinen Fingern bis er seinen Blick löste und mich anschaute.

„Es geht um gestern Abend. Egal was immer du auch gesehen hast, ich will einfach das du es für dich behältst. Es geht mir nicht um meinen Ruf. Es geht mir darum, dass ich nicht wegen was fertiggemacht werden will, wofür ich nichts kann." Seine Worte klangen mehr als komisch. Doch es kann auch einfach nur daran gelegen haben, dass er sehr leise gesprochen hat.

„Du meinst, dass du klein bist?", fragte ich mit ernstem Gesicht. Sein Kopf schoss in meine Richtung. Dann weiteten sich seine Augen. Ein ängstlicher Blick machte sich in ihm breit. Ich wollte mir eigentlich den Spaß noch nicht nehmen lassen.

„Keine Sorge, es kommt nicht auf die Länge an.", sagte ich dann nach einer kurzen Pause. Ich stand auf und ging nach hinten. Eigentlich ist es schon ziemlich fies jemanden so zu behandeln. Aber der Spaß ist einfach zu groß.

Hinten bei den anderen angekommen, konnte es Justin scheinbar gar nicht abwarten mich zu sprechen.

„Luca, ich habe was Neues, wegen der Eckert.", rief er mir entgegen. Ich sprang auf ihn zu und hielt ihm den Mund zu. „Bist du behindert?", fing ich leise an. „Am besten schreist du noch laute, damit sie's vor dem Bus noch hören kann."

Sein Blink senkte sich und er schaute mich ein wenig schuldbetagt an. Dann fing er an zu erzählen. Natürlich um einiges leiser.

„Ich glaub, sie will nicht, dass du mit Max in einem Zimmer bist, weil sie Angst hat, du könntest nochmal... naja du weißt schon. Damals in Wien." Ich konnte nicht glauben was ich da hörte. Das konnte nicht die ihr Ernst sein. Die wollte mich doch verarschen.

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