Es war eine harte Nacht und noch schwerer war es, am nächsten Morgen um 8 Uhr in der Schule beim Direktor zu sitzen. Max und ich saßen auf den Stühlen vor seinem Schreibtisch. Frau Eckert hatte den Platz an der Stirnseite.
Wir schwiegen uns alle an. Dann fing Frau Eckert an.
„Ich habe Luca Reimann während der Klassenfahrt über 3 Stunden gesucht und nicht gefunden. Ebenso Max Kransen. Ich habe später beide auf ihrem Zimmer angetroffen. Durch die Klassenfahrt geltenden Regeln unsere Schule sah ich mich gezwungen die Klassenfahrt für diese zwei Schüler, und auch für mich, abzubrechen." Das konnte jetzt nicht ihr Ernst sein. Sie hat mich doch losgeschickt.
„Nun gut. Luca, was kannst du dazu sagen?", fragte er mich vorsichtig. Ihm schien die Sache auch ein wenig suspekt zu sein.
„Frau Eckert hat mich, nachdem Max aus der Herberge gelaufen ist losgeschickt um ihn zu suchen. Sie meinte, ich würde vielleicht wissen wo er ist, und könnte ihn, da es ihm schlecht ging, einfach aufheitern." Es war die Wahrheit. Doch sein Blick wurde ebenfalls misstrauisch.
„So Max. Was war denn?", fragte unsere Direktor nun Max, der neben mir saß.
Er zögerte ein wenig fing dann aber doch an. „Ich hatte einen Zettel mit einem dummen Spruch auf meiner Tasche kleben. Ich dachte es war Luca, oder einer seiner Freunde. Doch sie waren es nicht. Und ich wollte ihm nicht glauben. Ich bin einfach in den Wald gelaufen, wo wir zur Nachtwanderung unterwegs waren. Ein wenig später kam dann Luca zu mir. Wir hatten uns im Wald unterhalten. Eben wegen des Zettels."
Mit jedem Wort löste sich der Kloß in meinem Hals mehr. Ich spürte, dass wir auf einem guten Weg waren.
„Dann kann ich die Aufregung ihrerseits nicht verstehen, Frau Eckert. Ich denke, wir hatten schon einmal das Thema, was passiert, wenn Schüler auf Wandertagen oder Klassenfahrt verschwinden. Und ich denke das war das falsche Handeln." Seine Worte saßen wie die Faust aufs Auge. Mit jedem Wort wurde die Eckert kleiner. Komplett verdient.
„Doch ich kann die Angst verstehen. Und in Anbetracht der Tatsache, dass du dich nicht gemeldet hast, als du mir Max zurück warst, dass du trotzdem nicht auffindbar warst und die Aktionen die Max dazu verleitet haben solche Gefühlsausbrüche zu erleiden bringen mich zu einem anderen Schluss. Ich muss mich da Frau Eckert anschließen Luca. Es wird auf eine Suspension hinauslaufen. Zumal sich die anderen Aktionen hier in der Schule nur anreihen. Neben häufigem Zuspätkommen, neben fehlenden Hausaufgaben, schlechter Arbeitsweise und Beschädigung von Schuleigentum im Physikunterricht."
Nein. Nein, das darf nicht sein. Ich verlor den Boden unter mir. Ich war mir nicht mehr sicher, ob es nur ein Traum oder Wirklichkeit war. Nur leise nahm ich noch die letzten Worte von Frau Eckert wahr, die uns nach draußen bat. Dort standen unsere Eltern, die sich scheinbar schon unterhielten. Sie wurden ebenfalls nach drinnen gebeten.
Max und ich standen am Geländer und schauten auf das große Atrium im Inneren des Gebäudes.
„Luca, ich wollte nicht, dass es so endet. Das hast du nicht verdient.", kam Max leise auf mich zu. Was? Ich nicht verdient?
„Nein. Du hast mich nicht verdient. Ich bin zu schlecht um mit dir mithalten zu können. Meine Noten reihen sich sechsen an sechsen. Was soll ich dir bieten? Ich kann ja nicht mal deinen Namen. Max, du hast was Besseres verdient." Und damit war alles gesagt. Ich drehte mich um, um ihn nicht weiter anschauen zu müssen. Ich wollte nicht, dass er noch sieht wie schwach ich bin. Eine Träne lief meine Wanger runter und ich spürte schon jetzt, wie ich sein Gesicht vermisste. Dabei stand er noch genau hinter mir.
Ich konnte spüren wie Max einige Schritte auf mich zu machte und direkt hinter mir stand. Ich wollte mich umdrehen, ihn küssen, ihn in den Arm nehmen. Aber nein. Ich konnte es nicht.
„Nein. Nicht mit mir. Und so schon gar nicht.", kam plötzlich die Stimme meines Vaters aus dem Direktorenzimmer. Dann ging die Tür auf und er schaute uns an. Mein Gesicht lief rot an und ich schaute verlegen nach unten.
„Luca, dass kann es nicht geben. Dass du deine Mutter und mich so anlügst. Beschädigung von Schuleigentum. Sag mal hast du eigentlich nur Grütze im Kopf? Was fällt dir eigentlich ein? Und dann das auf der Klassenfahrt. Unerlaubtes fehlen? Genauso wie fast jeden Tag hier in der Schule. Also ich seh da keinen Ausweg für dich. Wie soll sich da was bessern. Abschluss machen? Ja, aber nicht hier am Gymnasium. Nur an der Hauptschule vielleicht." Seine wütenden Stimme drang in mein Ohr. Ich möchte im Boden versinken.
„Komm mit rein.", rief er und ging zurück in das Büro. Ich folgte ihm ohne Max einen Blick zu würdigen. Ich konnte es nicht. Ich war zu schwach. Und direkt nach dem die Tür zu ging, fing mein Vater wieder an.
„Luca. Ich glaube, wir haben hier ein großes Problem. Und ich denke, dass wir daran arbeiten müssen. Vor allem du!", rief er, als er mit seinem Finger auf mich zeigte.
„Das erste, kein Zuspätkommen mehr. Wenn ich noch einmal erlebe, dass du zu spät bist, wird es was setzten, dann kannst du aber deinen Computer beim Schrotthandel abgeben. Und wag es nicht, mich zu belügen. Es kommt alles raus. Immer."
Mit jedem seiner Worte kam er dichter auf mich zu. Herr Kransen und Frau Eckert standen regungslos da. Unser Direktor schien dabei ein wenig Freude zu verspüren.
„Und Sie, dass sie mir nie wieder so einen Mist erzählen. Als ob ich nicht merken würde das sie Schwachsinn erzählen. Erst schicken Sie meinen Sohn los, diesen anderen Jungen zu suchen und dann werfen Sie ihm vor, er war weg. Geht's eigentlich noch?" Und genau jetzt musste ich grinsen, wie er Frau Eckert zur Schnecke machte. Doch schon war ich wieder Ziel seiner Rede.
„Und dass du mir lernst. Jeden Tag. Ist mir egal was das kostet, aber du machst einen vernünftigen Abschluss. Und komm mir nicht mit, dass Schule scheiße ist. Wir alle hier fanden Schule scheiße. Und wir haben trotzdem Abitur gemacht." Und ein kleines Nicken von jedem bestätigte mir nur die Aussage meines Vaters. Ich fühlte mich beinahe, als hätte ich hier was zu verantworten. Als hätte ich mich gegen das Gesetzt gestellt. Doch was sollte ich machen? Wie soll ich denn diesen ganzen Scheiß in der Schule verstehen.
„Aber wie soll ich das denn lernen? Wie es aussieht waren die Lehrer bis jetzt nicht fähig mir das zu erklären." Und genau dies war meine einzige Frage. Wobei eine gab es noch.
„Keine Ahnung. Sonst weißt du immer Bescheid und kannst alles alleine. Dann such dir wen.", sein Blick richtet sich auf mich. Dann wanderte er zu Herr Kransen, über unseren Direktor und Frau Eckert wieder zu mir.
„Vielleicht kann ich da wen vorschlagen?", kam eine eher leise weibliche Stimme auf. Oh nein.
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Klassenfahrt
FanfictionLuca ist mit seiner Klasse auf Klassenfahrt, doch es gefällt ihm anfangs nicht so gut. Er ist mit einem "Obernerd" auf einem Zimmer. Seine Entscheidung ändert sich aber doch sehr schnell, nachdem er ihn mehr und mehr kennen lernt. [Age and app...