XXIII - Punkt 13 (Luca)

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Wehe sie schlägt jetzt wen vor. „Ich dachte da direkt an mich. Ich betreue ohnehin die Nachhilfe hier in der Schule. Luca könnte sich immer donnerstags zu uns setzten.", kam ihre Stimme an mein Ohr. Die Eckert spinnt total. Ich schaute wehmütig zu meinem Vater, doch dieser schien ganz andere Gedanken zu haben.

„Sie?", rief er in den Raum, gefolgt von einem Lachen. „Sie wissen ja nicht mal mehr, dass Sie meinen Sohn losgeschickt haben um den anderen Schüler zu suchen. Sie haben also schon genug angerichtet.", mit diesen Worten richtete er seinen Blick auf den Schulleiter. „Vielen Dank für Ihr Angebot, aber ich denke, Luca sollte sich bessere Hilfe suchen."

Seine Worte taten schon weh. Vor allem mir gegenüber. Es stellte mich wie einen Vollidioten dar. Und das, obwohl ich nichts gemacht hatte. Naja gut, ich lerne nicht, bin in der Schule nicht der Beste und auch mit Pünktlichkeit hab ich's nicht so.

„Aber ich denke es ist besser", und schon wurde Frau Eckert unterbrochen. „Wenn wir uns aus dieser Angelegenheit raushalten.", kamen die Worte unseres Schulleiters. „Es ist die Entscheidung der Eltern wo sie Luca zur Nachhilfe bringen, und ich muss gestehen, da sehe ich uns hier als falschen Ansprechpartner." Schweigen machte sich im Raum breit und mein Vater klopfte mir auf die Schulter. Leise sprach er dann zu mir. „Gehst du bitte noch einmal kurz raus? Ich möchte das mit der Sachbeschädigung noch klären." Er betonte dieses Wort extra, nur um mich zu nerven. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr so genau was das war. Scheinbar war es schon zu lange her.

Ich drehte mich also ohne Wort um und ging nach draußen. Dort stand immer noch Max. Sein Blick richtete sich sofort auf die Tür, aus der ich gerade herauskam. Er senkte seinen Blick wieder und schaute auf den Boden. Ich stellte mich neben ihn ans Geländer. Es herrschte Stille. Absolute Stille. Ich wollt ihm sagen, dass es mir leidtut, ihm sagen, dass ich es falsch gemacht habe, und... ihm sagen, dass ich was für ihn empfinde. Und ich gerne jeden Tag mit ihm verbringen würde. Doch wenn ich es genau nehme, muss ich mir da keine Gedanken darübermachen. So wie es aussieht, sind meine Tage hier an der Schule gezählt.

Hinter uns ging die Tür auf und Max' und mein Vater traten aus dem Büro.

„Kein Thema Herr Reimann. Freut mich sehr, dann noch einen schönen Tag. Max kommst du?"

Ich schaute verwundert zu meinem Vater, dann wieder zu Max der ebenso verwundert wie ich seinem Vater folgte. Sie verließen das Schulgebäude. „So Luca. Nun zu dir. Die Sachbeschädigung.", fing er langsam an und ging einige Schritte weiter. Er stand mit dem Rücken zu mir. Ich hasse es, wenn er sowas macht. Dann will er immer zeigen, dass er alles in der Hand hat.

„Ist ja wohl das dümmste was ich je gehört habe. ‚Es sind ein Messgerät und zwei Heizplatten kaputtgegangen. Luca meinte, sie seien vom Tisch gefallen. Aber diese Teile sind recht schwer und fallen nicht vom Tisch.' Wenn ich so einen Dreck höre." Er imitierte die gleiche hohe Stimme wie von Frau Eckert nach. „Die hat doch ‚n Rad ab. Komm Luca, ich will hier keine Sekunde mehr in diesem Gebäude bleiben. Hätte ich das vorher gewusst, dann wäre ich zur Arbeit gefahren. Wegen so einem Schwachsinn mach ich Urlaub."

Auf dem Weg heim, erzählte mir mein Vater, dass er mir jetzt einen Nachhilfelehrer organisiert hat. Eigentlich wollte ich nicht, aber wenn ich es mal genau nehme, seh ich es nicht ein wegen meiner Faulheit Max zu verlieren. Es geht mir weniger um die Schule und meinen Abschluss, wie um Max. Natürlich habe ich dann weniger Probleme, wenn er weg ist. Aber eigentlich will ich das auch gar nicht.

„Morgen hast du deine erste Stunde.", fing er an, kurz bevor wir zu Hause ankamen. „Am Mittwoch geh ich doch immer ins Studio.", fing ich mürrisch an zu maulen. Na toll, besser wäre wohl doch die Suspension gewesen. „Nein, das ist mir egal. Dann gehst du halt nur noch freitags. Morgen ist Nachhilfe! Und Max kannst du auch erstmal knicken. Das habe ich schon mit seinem Vater abgesprochen. Du konzertierst dich aufs Lernen.", dann drehte er sich um und ging die kleine Treppe zur Eingangstür hinauf. „Oh Gott, dass ich sowas jemals sagen musste.", fügt er noch leise an. Ja ich weiß, enttäuscht. Na mein Gott. Geh ich halt da hin. So schlimm kann es ja nicht sein.

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