XXV - Keiner heult hier (Luca)

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„Hey, ich bin Sebastian. Ich hab gehört du brauchst Nachhilfe?", kam es lässig von ihm. Dann setzte er sich zu mir an den Tisch. Ich musste schlucken um nicht gleich einen Anfall zu bekommen. „Am besten wir gehen hoch in mein Zimmer. Da sind auch alle Bücher.", sagte er und stand dann ohne weitere Worte auf. „Viel Erfolg.", kam es von Kathleen aus der Küche.

Wir gingen die schmale Treppe nach oben. Ich war bei Max. Nein oh Gott. Was soll denn das? Wie soll ich mich denn hier konzentrieren? Ich schaff es ja nicht mal in der Schule. Und dann noch Max so nahe bei mir zu wissen. Ich schluckte nochmals und der Kloß in meinem Hals schien nur größer zu werden. Sebastian öffnete eine Tür und verschwand in dem Zimmer. Ich ging langsam vorsichtig hinterher. Es schien sein Zimmer zu sein. An der einen Wand standen ein Schreibtisch mit einem Rechner und direkt daneben das Bett. An der anderen Wand des Zimmers war neben einem großen Schrank ein Tisch mit zwei Stühlen aufgebaut. Ich ging langsam auf diesen zu und stellte meine kleine Tasche ab. Ich hatte nur die wichtigsten Bücher eingepackt. Falls ich sie überhaupt brauche.

„Nein Moment. In der ersten Stunde geht es nicht direkt darum zu lernen, es geht mehr darum zu erfahren, wo deine Schwächen liegen. Jetzt mit dir unendlich oft Aufgaben macht bringt dich nicht weiter. Du lernst davon auch nichts. Du kannst dich einfach auf mein Bett setzten.", kam es von Sebastian, der dann seiner Aufmerksamkeit direkt wieder einem Handy widmete. Ich setzte mich wie gesagt, auf das Bett. Irgendwie fühlt es sich gerade an, als ob man beim Therapeuten ist.

Er drehte sich dann um und schaute auf mich herunter. „Also. Warum bist du hier?", fragte er mich, während er sich auf das Fußende des Betts setzte.

Warum war ich hier? Die Wahrheit, oder die Lüge? – Die Wahrheit.

„Ich bin schlecht in der Schule, weil ich halt nie aufpasse und auch keine Hausaufgaben mache. Ich würde sagen ich bin recht faul.", kam es von mir wie aus einem Wasserfall. „Ich will nicht die Schule" – „Nein.", unterbrach mich Sebastian. „Ich möchte wissen, warum du hier bist.", kam es erneut.

„Warum ich hier bin?", fragte ich zurück. „Weil ich mich in jemanden verliebt habe, es mir aber selbst nicht eingestehen will. Weil ich bis her diese ganze scheiß Schule für absolut unwichtig gehalten habe, um dann jetzt festzustellen, dass mich die Intelligenten anziehen und dass ich es nicht gut finde nicht mitzuhalten. Ich mach es für meine Liebe. Nicht für mich.", kam es aus mir. Mir standen fast die Tränen in den Augen.

„Ey, Junge, wenn du jetzt heulst, kannst du nach Hause gehen und dir dein Abitur gegen die Grillschürze beim nächsten Imbiss eintauschen. Bei mir hat noch keiner geheult, und es wird auch keiner. Wenn du nicht stark bist, hast du es nicht verdient. Weder meine Nachhilfe, noch deine Liebe."

Ich hob meinen Kopf an und schaute in Sebastians Gesicht. Ich wollte nicht weinen. Aber ich steh fast überall gefühlte sechs.

„Keine Sorge, wir schaffen das schon.", sagte er ruhig und legte dann seine Hand auf meiner Schulter ab.

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