IX - Das Bad ist frei (Max)

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Als wir zur Tür reinkamen, stürmte Luca sofort ins Zimmer. Ich ging etwas langsamer, da er eh noch duschen wollte. Je weniger ich ihn sehe, desto besser kommt es mir gerade vor. Habe ich etwa was falsch gemacht? Die Tür öffnete sich leise und ich huschte ins Zimmer. Luca saß auf meinem Bett und schaute mich an. Seine großen Augen verrieten, dass er was wollte.

„Hast du zufälligerweise noch ein Handtuch? Ich habe meins vergessen.", murmelte er den letzten Satz. Ich öffnete den Schrank und zog eins raus. Luca versuchte es zu fangen scheiterte aber kläglich, als er sich am oberen Bett den Kopf stieß. Ich musste grinsen, und fühlte Schadenfreude.

Er stand ohne Worte auf und ging in unser kleines Bad. Dann drehte sich das Schloss. Ich setzte mich auf mein Bett und zog meine Schuhe aus. Dann kramte ich alles zusammen was ich fürs Duschen brauchte. Ich nahm schon neue Sachen aus meinem Schrank und legte sie auf mein Bett. Das Wasser rauschte mittlerweile und so wusste ich, es wird noch 10 Minuten dauern. Ich nahm das Buch vom Tisch und schlug es auf. Es war ein Liebesroman, kitschig, aber naja, ich mochte es trotzdem. Es war so unreal was dort immer beschrieben ist. Als ob Menschen sich so verlieben. Er Liebe, dann Streit, dann doch wieder Liebe. Immer das Gleiche.

Ich stand an der Tür. Nur sie trennte uns voneinander. Ich wollte sie sehen. Jetzt gleich! Meine Gedanken wurden immer lauter. Sie schienen mich förmlich zu überrollen. Ein tiefer stechender Schmerz ging durch meine Brust. Joan warum kannst du mich nicht lieben? Warum?

‚Warum?', rief ich durch die verschlossene Tür. Es regte sich nicht. Hat sie sich wieder ‚von den Qualen befreit' wie es aus ihrem Mund heißt? Hat sie sich wieder verletzt? Fragen durchkreuzten meinen Kopf. Und mit jedem Gedanken daran, dass ihr lebloser Körper dort liegt bringt mich um. Ich schlug mit meiner Faust gegen die Tür. Sie soll mich reinlassen.

Mit einem Klick öffnete sich das Schloss. Hat sich etwa aufgeschlossen? Nur für mich? Langsam drückte ich den Griff nach unten. Das kalte Eisen bohrte sich in meine Hand. Was für ein Schmerz!

‚Emil!', hörte ich Joans Stimme aus dem Bad. Ich drückte nach unten und die Tür ging auf. Ich stand wie angewurzelt und sie schaute mich an. Sie lag auf dem Boden, Blut um sie herum.

‚Wenn ich gehe, dann von dir. Aber nur das du es weißt, ich liebte dich immer. Es gab nie etwas, das ich mehr begehrte.', rief sie mit letzten Kraft bevor sie in ihrem Blutbad zu Bode ging. Ich rührte mich nicht. Warum sollte ich? Sie hat mich betrogen. Mit einem Mann, denn ich meinen Freund nannte. Der Henker, hat sich selbst den Strick gebunden. Verdient!

Ich blätterte eine Seite weiter. Es begann ein neues Kapitel. Ich legte mein Lesezeichen wieder hinein und klappte es zu. Als ich nach oben schaute wurde ich mehr als bleich. Luca stand direkt vor mir, ohne etwas an. Er hatte ein Handtuch um seine Hüfte gewickelt und seine restliche Kleidung in der Hand. Er schaute mich abschätzig an. „Das Bad ist frei.", was das einzige was er sagte. Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Noch während ich meine Sachen nahm, konnte ich mir einen weiteren Blick auf seinen Oberkörper nicht verkneifen. Er war durchtrainiert und muskulös. Seine Arme waren stark und seine Taille wohl definiert. Mehr konnte ich zum Glück nicht sehen. Alles Weitere wäre stark unterhalb der Gürtellinie, und das will ich ehrlich gesagt nicht sehen. Es ärgert mich nur, das ich nicht auch diesen Oberkörper habe. Es wäre schön und würde sicherlich bei so einigen Punkten.

Ich verschwand im Badezimmer und hing mein Handtuch auf. Dann zog ich meine Sachen aus und legte sie auf den Toilettendeckel. Dann drehte ich das Wasser auf. Eiskalt. Was zur Hölle? Der hat doch nicht unter eiskaltem Wasser geduscht? Ich versuchte am Wasserhahn Warmes einzustellen, doch es kam nur kaltes. Im Gegenteil, gefühlt wurde es noch kälter. Ich stieg langsam unter das kalte Wasser und es prasselte auf meinen Kopf. Wie kann man nur bei sowas duschen? Ich erfriere hier fast. Nachdem ich mich einigermaßen gut abgeseift habe, entschied ich mich das Wasser zum Abspülen erneut anzumachen. Es war noch kälter. Ich beeilte mich so schnell ich konnte und als ich raus kam war ich froh mich in mein Handtuch zu kuscheln. Ich verweilte kurz in dieser Haltung und trocknete mich dann komplett ab. Doch dann fiel mir auf, dass ich meine frische Kleidung auf meinem Kopfkissen hab liegen lassen. Ich konnte ja jetzt nicht nackt rausgehen. Ich legte mir mein Handtuch um und stellte die anderen Flaschen auf die Abstellfläche. Ich öffnete die Tür und schaute in ein dunkles Zimmer. Schlief Luca schon? Ich schaltete schnell das Licht aus und versucht mich leise zu meinem Bett zu bewegen. Ich konnte fast nicht sehen.

„Ahh", kam es aus meinen Mund. Ich hielt mir dir Hände vor und hoffte das er nicht wach wurde. Ich bin eben mit meinem Zeh am Stuhlbein hängen geblieben. Vom Gefühl her, ist er gebrochen. Er tat weh. Dann ging plötzlich das Licht an und ich drückte meine Augen zusammen, um dem hellen Strahlen auszuweichen. Meine Hände vor den Augen musste mir natürlich, wie sollte es anders sein, das Handtuch runterrutschen. Und Luca schaute genau ich meine Richtung.

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