➒. Türchen

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9. Türchen


Draco hatte sie so lange getröstet, bis sich plötzlich die Haustür geöffnet hatte. Überrascht schaute Hermine hoch, zu der blonden älteren Frau. Diese schien etwas perplex über die Fremden vor ihrer Wohnungstür zu sein.

»Entschuldigen Sie die Störung, wir suchen die Grangers, bis vor kurzen hat dieses Haus noch ihnen gehört, wissen sie, wohin sie gegangen sind?«, fragte Draco die Frau und Hermine war froh, dass er die Initiative ergriffen hatte. Sie war sich nicht sicher, ob sie der Frau eine vernünftige Frage hätte stellen können.

»Die Granger, ja natürlich, sie haben mir vor einigen Wochen das Haus verkauft. Offensichtlich hatten sie Heimweh. Misses Granger meinte, dass sie irgendetwas vermissen würden, aber nicht wissen, was es ist. Deswegen sind sie wieder zurück nach England gegangen. Mehr weiß ich allerdings auch nicht, tut mir leid.«

»Danke, sie haben uns sehr geholfen«, bedankte Draco sich und zog Hermine sanft hinter sich her, als sie das Grundstück verließen.

Hermine bekam von dem allem nichts mit. Viel zu sehr kreisten ihre Gedanken um ihre Eltern.

»Hey, wir werden sie schon finden«, versuchte Draco sie aufzumuntern, aber Hermine starrte teilnahmslos auf den Boden. Sie spürte den besorgten Blick von Draco, aber es war ihr egal. Tränen sammelten sich an und sie wollte nicht, dass er sie so sah. Sie wollte alleine sein.

Entschlossen löste sie ihre Hand aus seiner und drehte sich von ihm weg.

»Ich würde gerne allein sein«, murmelte sie als kurze Erklärung und rannte einfach los. Sie wusste, dass der Portschlüssel sie erst morgen früh wieder zurück nach Hogwarts bringen würde. Draco hatte ein Zimmer in einem Hotel unweit von hier gemietet, auch das wusste Hermine. Trotzdem rannte sie so lange, die Rufe von Draco ignorierend, bis der angrenzende Wald ihre Gestalt verschluckte.

Sie lehnte sich an einen der Baumstämme und rutschte an ihm herunter, bis sie auf dem Boden saß. Verstört, dass sie ihren Eltern wieder so nah gewesen war, dass sie sich solche Hoffnungen gemacht hatte, konnte sie ihre Tränen diesmal nicht aufhalten.

Es dauerte lange, bis ihre Tränen versiegten.

Die Frau hatte gesagt, dass ihre Eltern etwas vermissen würden und Hermine fing an zu hoffen, dass sie jenes war, was sie vermissten. Auch wenn sie sich eigentlich nicht mehr an sie erinnerten.

Es wurde schon dunkel, als Hermine sich aufrappelte und sich langsam auf den Weg zum Hotel machte. Der Weg dauerte länger als sie ihn in Erinnerung hatte und sie war froh, als sie vor dem altertümlich aber gemütlich wirkenden Gebäude stand.

Sie fragte an der Rezeption nach der Zimmernummer von Draco und klopfte wenig später an eben dieser an. Plötzlich fühlte sie sich schuldig, einfach so davon gelaufen zu sein. Wahrscheinlich hatte er sich sorgen um sie gemacht. Aber eigentlich hätte er sie auch schnell finden können, wenn er gewollt hätte ...

Draco unterbrach ihre Gedanken, indem er die Zimmertür energisch aufriss und sie sofort in seine Arme zog. Hermine konnte nicht anders, als sich in die Umarmung fallen zu lassen. Neue Tränen wollten aufsteigen, durch die Zärtlichkeit, aber sie schaffte es erfolgreich, sie zu unterdrücken.

»Komm endlich rein«, brummte Draco dann und zog sie ganz in das Zimmer. Die Tür flog durch einen gekonnten Fußtritt in die Angeln.

»Ich weiß ja wirklich, dass du stur sein kannst. Deswegen wollte ich dir auch den Raum geben, den du wolltest. Aber glaub mir, wenn du nicht bald gekommen wärst, hätte ich mich auf die Suche nach dir begeben«, sagte er, während er sie ernst anschaute.

»Und glaub mir, wir werden deine Eltern finden«, fügte er hinzu, bevor er sie küsste.

Und plötzlich hatte Hermine wieder Hoffnung.


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