➋➋. Türchen

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22. Türchen


Draco apparierte in eine dunkle Seitengasse und schaute sich um, ob ihn jemand gesehen hatte. Er hatte nur gut zehn Minuten mit dem Privatdetektiv gesprochen. Für ihn war es relativ einfach gewesen, Hermines Eltern zu finden, da er sich an eine Muggelverwaltung gewandt hatte. Und da sich ihre Eltern offiziell umgemeldet hatten, war Draco auf dem Weg zu ihrer Wohnung in London.

Er vergrub die Hände in seinen Manteltaschen und senkte den Blick, während er zu der Adresse ging, die der Detektiv ihm gegeben hatte. Passenderweise hatte es angefangen zu nieseln und Draco wollte schnell ins Warme.

Als er sein Ziel erreichte, schaute er auf das Klingelschild und fand den Namen Granger recht schnell. Es war ein Appartment im sechsten Stock eines Hochhauses, welches ziemlich zentral lag.

Er klingelte und wartete, bis er eine Stimme hörte.

»Wer ist da?«

Verwirrt schaute Draco sich um, er konnte niemanden sehen.

»Ich würde gerne Misses und Mister Granger sprechen«, sagte er trotzdem.

»Die Praxis ist nicht hier junger Mann.«

»Ich bin nicht krank, es geht um eine private Angelegenheit«, sagte er wieder und schnaubte, da er ungeduldig wurde. Eigentlich hatte er erwartet, eine Person anzutreffen und sie dann mit einem Zauber zu belegen, sodass sie ihn ohne Probleme hineinlassen würde.

Ein tiefer Ton, der von der Tür ausgesandt wurde, riss ihn aus seinen Gedanken.

»Dann komm hoch«, hörte er wieder die Stimme aus dem Nichts. Verwirrt drückte er gegen die Haustür, die tatsächlich aufschwang.

Ohne noch lange darüber nachzudenken, schlüpfte er durch die Tür und joggte die Treppenstufen hoch. Als er den sechsten Stock erreichte, war er stark außer Atem und lehnte sich gegen das Geländer an. In dem Moment öffnete sich die weiße Wohnungstür und ein Mann schaute Draco fragend an.

Ehe er wieder verschwinden konnte, belegte Draco ihn mit einem Verwechslungszauber und ging in die Wohnung. Hermines Vater schloss die Tür wieder und schaute verwirrt drein. Draco wusste nicht, als wem er ihn erschien, aber es war ihm auch egal.

»Petrificus Totalus«, murmelte er und sofort erstarrte Mister Granger in seiner Bewegung.

Draco atmete noch einmal tief durch, eher er den Zauberstab an die Schläfe des Mannes hielt und in den Verstand von Hermines Vater eindrang.

Es fiel ihm viel schwieriger als damals bei Hermine. Sie hatte ganze Arbeit geleistet und mehrere Barrikaden errichtet, die die Erinnerungen verdrängten. Er hatte bei ihr gerade mal eine einreißen müssen, damit sie sich wieder an den Abend erinnern konnte. Aber hier gab es Unzählige. Sobald er eine vernichtet hatte, fand er zwei weitere und Draco begriff, warum Hermine selbst daran gescheitert war.

Aber Draco gab nicht auf. Er riss jede Barrikade ein, die er finden konnte, und irgendwann erschienen keine Neuen mehr. Der Verstand von Mister Granger schien total verwirrt und Draco zog sich nun langsam zurück.

Erschöpft setzte er sich auf eines der schwarzen Ledersofas im Wohnzimmer. Fast eine Stunde lang hatte er in dem Kopf von Hermines Vater gearbeitet. Er schaute zu ihm und löste den Petrificus Totalus. Sofort stürzte er auf seine Knie.

»Wie konnte ich meine eigene Tochter vergessen?«, fragte er fassungslos und verbarg das Gesicht in seinen Hände. Draco lächelte erschöpft und schaute auf, als eine Frau den Raum betrat. Als sie ihn erblickte, schaute sie ihn fragend an. Dann glitt ihr Blick weiter zu ihrem Mann.

»Petrificus Totalus«, sagte Draco schnell. Er hatte keine Lust, dass sie eine Szene machen würde. Er hatte schon großes Glück, dass sie nicht eher das Zimmer betreten hatte.

»Ich werde ihrer Frau jetzt auch die Erinnerungen zurückgeben. Machen sie sich keine Sorgen, es wird nicht wehtun, aber es wird wahrscheinlich gut eine Stunde dauern«, sagte er zu dem Mann, der immer noch auf dem Boden saß. Draco wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging zu der Frau und glitt auch in ihren Verstand.

Wie erwartet, fand er auch hier viele Barrieren, die er nach und nach einriss.

Als er wieder aus ihren Gedanken glitt, konnte Draco nur noch ein paar Schritte zum Sofa hin machen, ehe ihn seine Erschöpfung übermannte und er zusammenbrach.


»Weißt du, wer er ist?«

»Nein, ich habe ihn noch nie gesehen.«

»Aber er muss ein Zauberer sein.«

»Ja, meinst du, er ist ein Freund von Hermine?«

»Oh, ich glaube, er wacht auf.«

 

Draco hörte die Worte immer klarer, als er langsam aufwachte. Er öffnete seine Augen und sah in ähnlich rehbraune Augen wie die von Hermine.

»Hallo junger Mann. Wir wissen gar nicht, wie wir dir danken können.« Hermines Vater legte eine Hand auf seine Schulter und Draco setzte sich auf. Er lag aufgestreckt auf dem Ledersofa, eine Decke lag über seine Beine, die von der Frau nach oben gehalten wurden. Jetzt ließ sie seine Beine los und Draco spürte, wie schwer seine Knochen waren. Die Zauber hatten ziemlich an seinen Kraftreserven gezogen.

»Meine Name ist Draco Malfoy. Ich bin der feste Freund von Hermine«, stellte er sich schließlich vor.

»Hier, iss erst einmal ein Stück Schokolade, eigentlich ist es nicht gut für die Zähne, aber du brauchst dringend Zucker«, meinte Hermines Vater, während er ihm einen Tafel Vollmilchschokolade hinhielt. Dankend nahm Draco sie an.

»Dann erzähl mal, wenn ich mich recht erinnere, dann hat Hermine deinen Namen schon mehrmals erwähnt, allerdings eher in dem Zusammenhang, dass du ein niederträchtiges Frettchen wärst. Warst du nicht sogar der Junge, den sie geschlagen hat?«, fragte Misses Granger und Draco grinste sie leicht an.

»Seit dem hat sich einiges verändert«, meinte er.

»Wie sagt man so schön, was sich liebt, das neckt sich«, sagte Hermines Vater und lachte. Dann zog er ihn in eine feste Umarmung, was Draco so überraschte, dass er die Schokolade fallen ließ.

»Wir können dir gar nicht genug danken, dass du uns die Erinnerung an unsere Kleine wiedergegeben hast.«

Auch ihre Mutter umarmte ihn jetzt und Draco wurde es leicht unangenehm, als er merkte, dass beide weinten.

»Dass habe ich wirklich gerne gemacht. Ich hätte da allerdings noch eine kleine Bitte.«


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