➋➍. Türchen

7.1K 453 161
                                    

24. Türchen


Hermine konnte immer noch nicht genau begreifen, was gestern eigentlich alles passiert war. Draco hatte ihr zu Weihnachten nicht irgendein Geschenk gemacht, sondern ihr ihre Eltern wiedergebracht. Bis tief in die Nacht hatte sie mit ihnen geredet. Versucht ihnen zu erklären, warum sie sich damals für diesen Schritt entschlossen hatte und dass sie es nicht bereute. Immerhin hatten ihre Eltern den Krieg überlebt, wer weiß schon, wie es anders ausgegangen wäre.

Aber genauso sehr, wie Draco sie mit diesem »Geschenk« überrascht hatte, so überraschte sein Vater sie mit seinem Verhalten. Es war für sie schon utopisch, dass er ihre Muggeleltern in das Manor gelassen hatte, aber tatsächlich bot er ihr auch noch das Du an!

Wenn Hermine nur daran dachte, ihn bald Lucius zu nennen sträubte sich ihr Magen. Sie würde noch lange dafür brauchen diese Abneigung gegen ihn zu verlieren. Aber mittlerweile war ihre erste Reaktion nicht mehr, das Haus zu verlassen, sie kam damit klar, in diesem Anwesen zu schlafen, auch wenn sie wusste, dass Dracos Vater unter dem gleichen Dach schlief.

Draco hatte sich tierisch gefreut, als sie die Nacht wieder hier verbracht hatte und Hermine hatte es genossen, in seinen Armen einzuschlafen. Ihre Eltern hatten ein Gästezimmer bezogen, da sie auch beim Weihnachtsessen anwesend sein würden.


Aber jetzt war es noch nicht so weit. Der Tag des 24. Dezembers hatte gerade erst begonnen und Hermine lag noch neben ihrem Freund in dessen Bett. Er schlief noch friedlich, einen Arm um ihre Taille geschlungen.

Vorsichtig strich Hermine ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und lächelte ihn an. Sie hatten gestern nicht mehr die Chance gehabt, alleine miteinander zu reden und dementsprechend konnte Hermine sich noch nicht richtig bei ihm bedanken.

Draco grummelte leicht und es dauerte nicht mehr lange, bis sich seine Augen öffneten.

»Guten Morgen Draco ... Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir bedanken soll«, murmelte Hermine, während sie ihm über die Wange strich.

»Du brauchst dich nicht zu bedanken, ich habe dir doch versprochen, dass ich dir helfe«, meinte Draco mit seiner von Schlaf rauen Stimme.

»Ich liebe dich«, sagte Hermine aus einem Impuls heraus. Es entsprach nicht einmal annähernd dem, was Hermine fühlte und doch konnte sie in diesen Worten ihre Emotionen am besten beschreiben.

Draco legte eine Hand auf ihre, die immer noch auf seiner Wange lag, und lächelte sie an.

»Und ich liebe dich«, antwortete er ihr und Hermine konnte seine Gefühle förmlich in seinen Augen brennen sehen. Er zog sie in seine Arme und Hermine kuschelte sich in seine Schulterbeuge.

»Und fandest du meine Aussage mit »dem beste Weihnachtsgeschenk überhaupt« übertrieben?«, fragte er irgendwann.

»Nein, das ist wirklich nicht übertrieben gewesen. Dein Geschenk ist leider lange nicht so besonders«, antwortete Hermine.

»Das ist unmöglich, wenn es von dir kommt«, murmelte Draco und drückte ihr einen Kuss auf den Hinterkopf. Hermine kicherte leicht und schaute auf.

»Du bist das beste Geschenk, welches ich je bekommen habe. Versprich mir einfach, dass du bei mir bleibst«, meinte er ernst, während er ihr Gesicht in seine Hände nahm. Hermine schaute ihn an und dachte angestrengt über seine Worte nach. Es klang ungewohnt bedeutungsvoll aus seinem Mund.

»Keine Angst, das war kein Heiratsantrag, darauf musst du noch etwas warten und dabei würde ich mir auch wesentlich mehr Mühe geben«, sagte Draco, als sie nicht antwortete, und lachte leise auf. Hermine musste auch sofort grinsen und küsste Draco.

»Dann gebe ich dein Geschenk einfach wieder zurück«, sagte sie gegen seine Lippen und erstickte Dracos Antwort sofort in einem Kuss.

»Hm ... ich hätte es trotzdem gerne.«

»Du musst noch auf morgen früh warten«, meinte Hermine, als sie sich von ihm löste. Draco leckte sich über seine Lippen und sein Griff um ihre Taille verstärkte sich.

»Ob ich so lange warten kann«, raunte er in ihr Ohr.


Es dauerte noch lange, bis sie Dracos Zimmer verließen und für Hermine war es immer noch unwirklich, ihre Eltern im Salon zu treffen. Sie saßen mit Dracos Eltern beim Mittagessen, das Frühstück hatten die beiden Schüler verpasst. Dieses Mal gab es keine Kommentare von Dracos Vater und Hermine fühlte sich schon etwas wohler, was aber eindeutig an der Anwesenheit ihrer Eltern lag.


Am Nachmittag schmückten Hermine und Draco zusammen den großen Weihnachtsbaum, der fast bis an die Decke ging. Sie mussten eine Leiter zur Hilfe nehmen, um den Schmuck auch oben anzubringen, denn sie wollten es ohne Zauberei machen.

»Es fehlt noch der Stern an der Spitze«, meinte Draco, als sie sich den Baum nach gut einer Stunde anschauten. Hermine nickte bestätigend und suchte in der Kiste, die vor Dekoartikeln nur so platzte, nach einem geeigneten Weihnachtsstern. Schließlich fand sie einen wunderschönen, goldenen, funkelnden Stern, der verzaubert sein musste, so stark strahlte er.

Draco umarmte sie von hinten und schnappte sich den Stern aus ihrer Hand.

»Komm, häng du ihn auf, du hast ihn gefunden«, meinte er und schob sie zu der Leiter. Hermine griff sich den Stern zurück und kletterte die ersten vier Stufen der Leiter hoch. Dann streckte sie sich etwas, um den Stern perfekt an die Spitze anzubringen. Gerade als sie den Draht ein letztes Mal um die Tannenspitze drehte, verlor sie ihren Halt und kippe nach vorne. Hermine sah sich schon den ganzen Weihnachtsbaum zu Boden reißen, aber Draco hatte ihre Hand ergriffen und sie mit einem festen Ruck zurückgezogen.

»Pass auf«, murmelte er leise und Hermines Herz hatte sich immer noch nicht von dem Schock erholt.

Dann sah Hermine zur Tür und konnte die Eltern von ihnen beide sehen. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass es jedes Jahr so sein könnte.


Danach war Hermine schnell zum Fuchsbau appariert, um Dracos Geschenk abzuholen und um den Weasleys zu sagen, dass sie doch im Malfoy Manor Weihnachten feiern würde. Prompt hatte Molly Hermine und auch Draco für morgen zum Essen eingeladen und Hermine hatte zugesagt. Sie würde auch Draco mitnehmen, egal ob er wollte oder nicht. Immerhin schaffte sie es mittlerweile sich mit seinen Eltern zu arrangieren, dann müsste er auch mit ihren Freunden klarkommen.

Zurück im Manor erwartete sie eine Weihnachtsstimmung, die sie den Malfoys gar nicht zugetraut hätte. Sanfte Klänge von Weihnachtsmusik, die Hermine nicht kannte, erfüllten alle Räume im Untergeschoss und nicht nur der Baum war geschmückt worden. Hermine legte das Geschenk für Draco neben den anderen, die sich mittlerweile unter dem Baum gesammelt hatten. Sie freute sich schon darauf, seine Reaktion über die Alchemie Manuskripte, die sie für ihn aufgespürt hatte, zu sehen. Zudem war noch ein MP3-Player dabei, auf dem Hermine Musik von Muggelgruppen gespeichert hatte, der ungefähr seinem Geschmack bei der magischen Musikszene traf.

Noch einmal rückte sie das Päckchen zurecht, ehe sie aufstand und zu dem Speisesaal ging, in dem gleich das große Weihnachtsessen veranstaltet wurde.

»Du siehst großartig aus«, sagte Draco, der gerade von der Treppe kam und sie gesehen hatte. Hermine schüttelte grinsend ihren Kopf, da sie sich nur ein anderes Kleid angezogen hatte und ihre Haare etwas gebändigt hatte.

»Bereit für das große Weihnachtsessen?«, fragte er sie dann und hielt ihr einen Arm zu unterhaken hin.

»Bereit, wenn du es bist«, erwiderte sie lachend und ergriff seinen Arm.

»Frohe Weihnachten!«, wurden sie von ihren Eltern begrüßt, als sie den Raum betraten.


Der Plan  *Adventskalender 2016*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt