"War nur ein Spaß!" Ich warte so sehnsuchtsvoll auf diesen Satz, dass ich zuerst kaum reagiere und sie nur vollkommen Fassungslos anstarre, bis mir klar wird: Das ist kein Spaß. Das ist die bittere Realität.
Ich starre auf meine Knie, die sich unter der karierten Schlafanzughose scharf und spitz abzeichnen, während mir diese Erkenntnis tief und brennend in die Eingeweide fährt. Mehrfach muss ich blinzeln, um die Tränen zu unterdrücken. Meine Hände fangen an zu zittern.
Nein.
Nein, das kann nicht wahr sein.
Das darf nicht wahr sein!Mir kommt wieder in den Sinn, was ich im Krankenhaus über das Leben gedacht habe: Das Leben ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den man nicht gewinnen kann. Die Zeit verstreicht vor unseren Augen, ohne dass wir sie wirklich wahrnehmen. Erst, wenn einem auffällt, dass einem nicht mehr viel Zeit bleibt, spürt man jede einzelne Sekunde. Und diese dafür umso härter.
Ich frage mich, ob Grace genau das gemeint hat, als sie sagte, das Leben würde aus vielen kleinen Augenblicken bestehen, und dass sie sie nicht einfach so verschwenden will. Ich bin mir sicher, sie will jeden einzelnen Augenblick voll auskosten und sich an ihn erinnern.
Und ich Idiot habe mich ihr gegenüber wie ein Arschloch verhalten.
Das Leben ist so kurz in dieser riesigen Ewigkeit. Wie recht sie doch hat.Ich balle die Hände zu Fäusten, um das unkontrollierte Zittern zu unterdrücken. Dann schlucke ich heftig.
"Drei Monate?" krächze ich. Meine Stimme fühlt sich rau an, es fällt mir schwer, überhaupt irgendetwas zu sagen.
Deshalb die Liste. Deshalb will sie sich all ihre Wünsche erfüllen."Verdammt, hätte ich das gewusst...Grace ich...ich-" Kopfschüttelnd breche ich ab. Es gibt keine Worte, die ausdrücken könnten, was ich fühle.
"Ich weiß", flüstert sie. Denn das ist die Wahrheit. Und die Wahrheit ist eiskalt und bitter und unfair.
Ich fühle mich, als würde mir genau das die Luft zum Atmen nehmen, die Grace mir gegeben hat.
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Wenn wir sterben - oder wie man das Leben spielt
Teen Fiction"Sterben stelle ich mir vor, als wäre man high. Man kann all den Schmutz, der am eigenen Leben klebt, vergessen. Es kümmert einen einfach nicht mehr. Und man muss nicht mehr denken. Das ist wohl das Beste daran." Das Bild vom Cover dieses Buches ha...