Tränen steigen mir in die Augen.
"Das...das ist einfach nicht fair!"
Wieso muss so etwas mir passieren?
Wieso muss so etwas Grace passieren?
Jemandem, der das alles so gar nicht verdient hat?
Sie ist so gut, so freundlich. Sie macht sich nichts aus Vorurteilen oder Gerüchten. Sie ist so einzigartig. Sie hat es einfach nicht verdient.
"W- hast du deshalb gefehlt?"
Sie nickt. Doch sie erklärt mir weiter nichts, vermutlich möchte sie nicht unbedingt darüber sprechen, was ich nur allzu gut verstehen kann.
"Tut mir leid, dass ich so dumm war und gedacht habe, du-" ich breche ab. Ich kann einfach nichts sagen.
"Es ist okay." Grace lächelt noch immer traurig. Irgendwie scheint sie mit all dem besser klar zu kommen, als ich es tue. Oder sie hat es einfach schon verarbeitet, während der Schock bei mir tief in den Knochen sitzt.
Ich schlucke die Tränen der Verzweiflung herunter, ignoriere meine schlotternden Beine und stehe kurz entschlossen auf. "Komm." Mir fragenden Blick ergreift Grace meine ausgestreckte Hand und steht zögern auf.
"Wir werden deine Liste abarbeiten. Und wir fangen jetzt sofort damit an."
Obwohl es mitten in der Nacht ist, ziehe ich die zurück zu meinem Haus. Natürlich war ich nicht schlau genug, für den Rückweg einen Schlüssel aus meinem Zimmer mitzunehmen, weshalb wir uns mühsam - und mithilfe einiger Gartenmöbel - am Dach hochziehen müssen.
In meinem Zimmer ist es natürlich eisig kalt, immerhin stand das Fenster die ganze Zeit über offen.
Wir drehen die Heizung auf höchste Stufe und lassen uns mit einigen Decken und Kissen bewaffnet in meinem Bett nieder.
Stift und Papier liegen auf einem Buch als Unterlage bereit. "Du schreibst.", bestimmte Grace, "Du hast die schönere Schrift Ich bin einverstanden damit. Grace hat tatsächlich eine ziemliche Sauklaue, vielleicht, weil sie Linkshänderin ist, wie mir im Unterricht aufgefallen ist. Meine ordentliche, geschwungene Schrift hingegen wird oft als Mädchenschrift bezeichnet: Ordentlich, geschwungen und leicht schief. Vielleicht kommt das vom Zeichnen.
Plötzlich fällt mir auf, wie viel unsere Handschriften über unsere Persönlichkeiten aussagen: Grace ist wild und spontan, so wie ihre Art zu schreiben, ich hingegen bin Ruhig und denke viel nach- ausschweifend, so wie es die Bögen meiner Buchstaben sind.
Ich lächle in mich hinein, dann setzte ich den Stift aufs Papier.
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Wenn wir sterben - oder wie man das Leben spielt
Jugendliteratur"Sterben stelle ich mir vor, als wäre man high. Man kann all den Schmutz, der am eigenen Leben klebt, vergessen. Es kümmert einen einfach nicht mehr. Und man muss nicht mehr denken. Das ist wohl das Beste daran." Das Bild vom Cover dieses Buches ha...
