Güte und Gnade

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Wir saßen jetzt schon eine Weile im Zug und langsam bekam ich das Gefühl, als würde ich meinen Verstand verlieren. Mit dem Kopf an die Fensterscheibe gelehnt beobachtete ich die vorbeiziehenden Landschaften.

Wir fuhren an wunderschönen Feldern vorbei.
Hier und da wurden die Felder regelrecht von Schafen attackiert. Ich hörte nur halbherzig Olivia und Adonis zu, die darüber stritten, wer von beiden besser sei. Zwischen all den weißen Schafen konnte ich etwas abseits ein einsames schwarzes Wollknäul entdecken.

Ganz einsam.

Ein Aussenseiter.

Dieses schwarze Wollknäul erinnerte mich irgendwie an mich selbst. Ich selbst war und bin ein Aussenseiter.
Ob man es glaubt oder nicht. Ich fühlte mich noch immer wie ein Aussenseiter, trotz meiner Freunde, trotz meiner neuen Familie.

Ich bin ein Aussenseiter.

Dies wurde mir im Kinderheim schmerzvoll sowohl psychisch wie auch physisch eingeprägt. Ich lebe, weil meine Familie gütig und so gnädig war um mir das Leben zu schenken. Doch eigentlich verdiente ich diese Güte und Gnade nicht. Eigentlich hassten sie mich, deswegen kann man dies nicht als Güte oder Gnade bezeichnen.

Es ist reiner Hass gewesen, der mich am Leben hielt. Es war eine Strafe, damit mir später die schmerzliche Wahrheit klar wurde.

Dass ich nicht geliebt wurde.

Dass ich ein Niemand bin.

Sie bestraften mich, damit ich litt. Und sie erreichten ihr Ziel, denn egal, was ich jetzt besitze, es kann und wird mich nicht glücklich machen.

Ich werde nie wirklich glücklich sein, weil etwas fehlte.

Etwas, was mir genommen wurde.

Stormy Eyes - Draco Malfoy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt