Remeber...

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Kai

„Wir treten in 2 Tagen auf einem Konzert auf und müssen üben, wenn ihr also so freundlich wärt...", murmelte ich etwas genervt. „Oh ja. Tut mir leid. Viel Spaß.", entschuldigte Nala sich und verschwand noch vor Nora aus dem Raum, die ihr hüpfend folgte. Nora hats echt knallhart hinter den Ohren, hüpft aber rum wie ein Kind. In ihrem alter finde ich das nicht mehr normal. „Ach Kai. Sei nicht so kalt.", flüsterte Riko mir ins Ohr als er an mir vorbei zu seinem Schlagzeug ging. „Du weißt warum.", antwortete ich ihm verärgert. „So Leute fangen wir an.", verkündete ich als alle auf ihrer Position waren um den ersten Song zu Proben, „Let's go!"

So Probten wir einige Stunden lang unsere komplette Liste durch und erarbeiteten jeden Fehler der sich einschlich bis es perfekt war. In unserer Band durften auch nur die mitmachen, die ihre Augenfarbe unter Kontrolle haben, damit wir kein Risiko eingehen. Wenn wir auf dem Auftritt auffliegen sind wir wirklich alle am Arsch. Dass sie uns foltern, können wir natürlich nicht zulassen. Erstens allein wegen der Folter und zweitens können wir ihnen unser Blut nicht einfach so geben. Gott hat die Menschen erschaffen und seinem Gedanken nach sollen sie ihr Leben leben und schließlich eines Tages sterben. So war es von Anfang an gedacht. Allerdings gibt es nicht nur gefallene Engel, ja tatsächlich gibt es auch gestiegene Dämonen. Das sind die Kreaturen, die sich verbessern wollten und es satt hatten ständig nur böses anzurichten. Obwohl manche Gründe, warum sie auf der Weltoberfläche auftauchen genau dieselben verächtlichen Gründe sind, warum Engel fallen.

Singen wir zum Beispiel ein Lied in dem auch nur eine Beleidigung vorkommt, fallen wir. Singen Dämonen ein Lied in dem das Wort Gottes oder sonst etwas Positives über Gott darin vorkommt, steigen sie. Es gibt sogar einige gute Freunde die ich unter gestiegenen Dämonen gefunden habe, allerdings sind die restlichen erbärmlich oder fies wie echte Dämonen halt. Nehmen wir zum Beispiel Leo, ein richtiger Idiot ich muss schon sagen, fragt mich nicht warum der jemals gestiegen ist. Versucht sogar gelegentlich ein paar Menschen auf unsere Fährte zu lenken. Dank ihm mussten wir mindestens fünf Mal unser Versteck ändern. Ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen, allerdings ist sein Bruder ein guter Freund von mir und ich wollte keinen Stress mit ihm. Trotzdem habe ich Seraphin gesagt dass ich seinem Bruder Angst beibringen werde, wenn wir seinetwegen noch ein einziges Mal fliehen müssen.

„Okay Leute. Gute Arbeit heute. Bis dann.", Riko riss mich aus meinen Gedanken, „Wollen wir ein wenig raus gehen?" „Äh ja gerne.", ich stand auf und wir gingen aus unserem Proberaum. Ich sah mich um, konnte Nala aber nirgends sehen. Ich schüttelte den Kopf, was kümmert mich die? Mädchen bringen immer nur Probleme. Die erste Zeit verbringt sie wohl bei Mariko, die Menschliche Freundin unseres Anführers. Ich frage mich wie man sich jemals verlieben kann. Dass sind nur dämliche Gefühle die niemand braucht, und das habe ich als Mensch auch schon gedacht. Ja, ich hatte ein Leben als Mensch bevor ich zum Engel wurde. Allerdings habe ich niemals freiwillig Engel gejagt nur weil ich deren Blut wolle wie mein Vater. Seinetwegen bin ich eigentlich auch gestorben... und das mit 16 Jahren.

Wiederholt schüttelte ich den Kopf. „Alles okay?", ich hatte total vergessen das Riko neben mir herging. „Oh ja. Sorry.", antwortete ich verwerflich. Natürlich hatte er mich, als mein bester Freund sofort durchschaut. „Du hast an damals Gedacht nicht wahr?" Wir traten aus dem Gebäude und kletterten an der Vorderen Seite die komplett zerstört war auf das Dach. Ich musste nicht antworten, er wusste auch so, dass ich daran gedacht habe. Das Dach der Ruine war nur ein kleines bisschen niedriger als die Baumkronen der Buchen, die außen rum standen. Sie boten uns Deckung vor Feinden und Wind und gaben eine perfekte Aussicht auf die Sterne. „Hast du an Korinna gedacht?", fragte Riko während wir uns auf das Dach legten um uns den Himmel ansehen zu können. Korinna ist meine Menschliche, jüngere Schwester, ich habe sie seit meinem Tod nicht mehr gesehen, ist vermutlich aber auch besser so. Ich schüttelte den Kopf, an sie habe ich nicht gedacht.

„Denkst du, es wäre besser nie zu einem Engel geworden zu sein?", er hörte sich traurig an, wenn er darüber nachdenkt. „Nein, denke ich nicht. Sonst hätte ich euch verrückten Haufen ja nie kennengelernt.", das war meine Antwort, sie war es jedes mal wenn Riko mir diese Frage stellte und sie würde sich auch nicht ändern. Er lächelte. „Ich frage mich ob Sergey und Sasha gerne mal leben würden.", dachte er laut nach. „Aber sie leben doch.", entgegnete ich, obwohl ich wusste was er meint. „Nein ich meine... so richtig leben. Wie Menschen halt. Ist schon traurig, wie sie gestorben sind.", murmelte er nur noch halb so laut wie vorhin. „Ja.", stimmte ich ihm zu, „Ich glaube nicht, dass sie es jetzt noch wollen würden. Nachdem sie sehen wie Menschen sind." „Nicht alle Menschen sind abartig das weist du. Du warst ja auch nicht so." „Ja aber wer weiß wie ich geworden wäre?", ich erinnerte mich nicht gerne an meinen Vater oder daran, was für ein Verhältnis wir zueinander hatten. Er war, sagen wir es mal so, kein besonders fürsorglicher Wunschvater. Der Gedanke daran, zu sein wie er, ließ mich zittern. Nein. Auf keinen Fall. „Jedenfalls nicht wie dein Vater, das kannst du mir glauben.", seufzte Riko. „Danke.", erwiderte ich.

Nach außen hin, ist mein Benehmen wohl unterste Schublade, auch Nala muss es jetzt wohl so denken, als ich ihr gesagt habe dass ich sie umbringen würde. Aber ganz ehrlich, es wäre für sie das kleinere Leid gewesen hätte ich sie erledigt, wenn sie uns gefangen hätten. Trotzdem bin ich nicht so ein Idiot, weil ich von Anfang an so war, es ist zu viel passiert. Vieles das wahrscheinlich nicht hätte passieren dürfen. Seit ich jedoch zu einem Engel geworden bin, hat sich mein "Leben" schlagartig verbessert obwohl ich ja schon tot war. Ich habe Freunde gefunden. Einen Sinn in meinem da sein suche ich trotzdem noch... wenn der Sinn für mich darin besteht, frisch gefallene Engel aufzusammeln, dann werde ich lieber sterben als diesen Sinn weiterzuführen. Wenigstens wird Jack mich wo anders einsetzen.

„Hey, ihr da oben!", hörte ich eine vertraute Stimme von unten. Ich setzte mich auf. „Wollt ihr jetzt runterkommen und was mit mir anschauen oder soll ich wieder verschwinden?" Riko richtete sich ebenfalls auf und wir gingen an den Rand der Ruine. Den Jungen würde ich einfach überall wiedererkennen. Flammen-rote Haare, ein leuchtend grünes Auge, auf dem anderen eine schwarze Augenklappe und dieses grinsen. „Hack!", rief ich aus. Er machte mit seiner Hand die für ihn typische Bewegung. Zwei Finger die er wie beim Salutieren kurz an seinem Kopf hielt und dann wegwinkte. „Wie läuft's Jungs?"

Downed AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt