New fallen

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„Hey! Wach auf. Aufwachen hab ich gesagt!", das war das Erste was ich hörte. „Verdammt wach auf oder ich bring dich um bevor die es tun!", was will der Typ von mir? „Denkst du ernsthaft, ich würde auf deine Provokationen eingehen?", murmelte ich und öffnete langsam die Augen. Das erste was ich sah, war eine Baumkrone. Die Blätter hatten ein leuchtendes grün und durch das Geäst sah ich einen hellblauen Himmel.... der Himmel.

„Du sollst Aufstehen!", jemand zog mich grob an meinem Kleid hoch, so dass ich saß. Ein Junge mit weißen Haaren und silbernen Augen sah mich wütend an. „Warum sollte ich? Ich bin doch gerade erst gefallen.", erwiderte ich ohne meine Mimik zu ändern. „Was für ne dämliche Frage. Die werden dich umbringen.", der Junge verstärkte seinen Griff an dem Stoff. „Sollen sie doch. Es gibt für mich kein Leben mehr.", ich schloss meine Augen wieder. „Dämliche Kuh! Hätte ich keine Aufsicht und den Befehl euch jedes mal aufzusammeln, hätte ich dich hier verrecken lassen. Tu mir den gefallen und stirb, wenn ich nichts dagegen tun kann und mir keiner die Verantwortung für euch aufdrückt.", er zog mich hoch.

Ich stand auf meinen Füßen und spürte das Gras. Wie weich. Ich weiß nicht warum ich so etwas sagte. Ich erinnerte mich an nichts mehr. Der Junge sah sich um. „Lauf!", brüllte er mir zu. Er nahm meine Hand und rannte los. Ich stolperte und versuchte mit dem Jungen mitzuhalten. „Schneller!", rief er mir zu, „Schneller! Beweg deine Beine! " „Da sind welche! Hinterher!", hörte ich von hinten jemanden rufen. „Scheiße!", fluchte der Junge vor mir, der mich so grob geweckt hatte. Er rannte schneller. Es hatte doch keinen Sinn, wir waren auf einer offenen Wiese, der Waldrand eines Gebirges befand sich erst gut einen Kilometer von uns weg. „Wenn sie uns einholen bring ich dich um hast du es verstanden?", bellte er mich an. „Du wolltest mich schon mehrmals umbringen.", entgegnete ich. „Ich meine es ernst. Besser als von denen gefoltert zu werden."„Wer sind die überhaupt?", fragte ich ihn. Vor uns Tauchte ein kleiner Felsvorsprung auf, den ich vorhin wegen dem Hügel anscheinend übersehen hatte. Er zog mich hinter den Fels und sah mir in die Augen. „Menschen.", das war seine Antwort, „Bleib hier, ich regle das." Er rannte wieder aus unserer Deckung und vier Minuten später kam er wieder zurück. „Gehen wir?", fragte ich.

Ich hatte echt keinen Plan ob ich überhaupt mit diesem Typen mitwollte, doch da ich mich eh an nichts erinnerte, hielt ich es für besser ihm zu folgen bis ich wenigstens wieder weiß warum ich hier bin. Ich nickte und wir gingen weiter. Als ich mich umsah, sah ich einige dreckige Personen auf dem Boden liegen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir alles hochkommt. „Sie sind nur betäubt.", erklärte mir der Junge. Ich beruhigte mich ein wenig. Da fiel mir etwas ein. „Moment mal, wenn dich ihnen schon früher stellen konntest, warum mussten wir laufen?", fragte ich. „Verstehst du es nicht? Ich darf es eigentlich nicht, aber du bist ja zu langsam du lahme Schnecke.", provozierte er mich schon wieder. Ich sah nur weg. Für wen hält er sich? Gott? „Los jetzt.", befahl er mir. „Wer bist du überhaupt?", komisch, es fühlte sich an als ob ich sonst nicht so viel reden oder fragen würde. „Ich heiße Kai und bin der der dich gerettet hat. Mehr musst du im Moment nicht wissen.", entgegnete er barsch. Das kann ja noch lustig werden. Wir setzten uns in Bewegung, Richtung Wald. Auf der Wiese blühten Blumen, ich glaube ich habe sie noch nie aus dieser Nähe gesehen. Warum auch immer.

Kai

Warum muss ich sie immer aufsammeln? Es gibt bestimmt 30 andere von uns, die nichts Besseres zu tun haben als rumzuliegen und nachzudenken. Und diesmal auch noch eine, die sich an nichts erinnert. Das hab ich sofort gemerkt, als sie so schwach reagiert hat und nicht aufstehen wollte. Normalerweise sind die, die erst gefallen sind, ziemlich verängstigt und gehorchen sofort. Sie fangen manchmal an zu heulen, wissen nicht was sie tun sollen und erwarten von mir auch noch einen Funken Mitleid. Das können die sich abschminken. Wir sind nun mal gefallen, ich bin nicht anders als sie und trotzdem klage ich nicht. Wir alle haben Fehler gemacht. Deswegen sind wir ja hier, deswegen sind wir gefallen und sitzen hier fest. Hier auf der Erde, wo wir gejagt werden, wie Tiere.

Das Mädchen mit den Blonden, mittellangen Haaren lief mir still hinterher. Sie hatte ein weißes Kleid an, mit einem silbernen Gürtel und die Kette, die sie um den Hals trug, war blau wie ihre momentane Augenfarbe. Bei manchen von uns, ändert sie sich, je nach Stimmung, jedoch kann man es kontrollieren. Ich habe es vor 6 Monaten gelernt und lasse es seit dem auf Grau, die Farbe passt einfach zu mir. Zu ihren Augen würde ein grün passen, oder gelb wäre auch ganz cool, kann mir aber eigentlich auch egal sein. Nach einiger Zeit erreichten wir den Waldrand und ich ging auf Nummer sicher, dass sie mir auch folgte, es kam nämlich schon öfter vor, dass welche versucht haben, wegzulaufen, was dann mit einer Leiche endete....und einem Sieg der Menschlichen Rasse.

Wir gingen ziemlich lange in den Wald hinein, dort steht eine Ruine, die auf den ersten Blick natürlich leer ist. Doch wenn man sich auskennt, wie ich, dann hat man kein Problem. „Wo hast du mich hingebracht?", hörte ich das Mädchen, das die ganze Zeit eigentlich ziemlich still gewesen ist. Doch jetzt geht das nervige Gefrage wieder los. „Dahin, wo wir leben.", antwortete ich ihr genervt. „Bist du auch einer?", ist sie dumm oder wie soll ich das verstehen? „Nein weißt du, ich rette dich einfach so, weil mir danach war, mich wegen jemandem wie dir mit Menschen anzulegen. Natürlich bin ich einer!", schnauzte ich sie an. „Weswegen du?", wollte sie weiter wissen. „Musik.", antwortete ich ihr, „ Mehr musst du nicht wissen." Wir gingen weiter in das zum Teil zerfallene Gebäude rein. Bei einer Stahltür, die fest verschlossen ist hielt ich an, und klopfte das Zeichen ein, dass wir täglich änderten, damit es niemand knacken kann.

Die Tür öffnete sich von innen und Riko erschien hinter ihr. „Oh, ein Mädchen?", fragte er. „Ja, sieht man doch.", murrte ich. Er strich seine pechschwarzen Haare nach hinten und seufzte lächelnd: „Du bist immer so schlecht gelaunt, wenn du mit einem Mädchen herkommst Kai." „Sie sind schwach, außerdem habe ich wegen ihnen immer nur Probleme und das weißt du!", gaffte ich ihn an. „Schon gut.", beruhigte er mich. „Und es hat noch einen Grund, den du auch kennst.", zischte ich ihm zu. Er sah mich mit einem bemitleidenden Blick an. „Ach hat doch keinen Sinn.", ich drängte mich an ihm vorbei.

Als auch das Mädchen drinnen war, schloss Riko die Tür und ging mit uns den langen Gang entlang, an dem alle Möglichen Zeichen gemalt waren. Als wir in den großen Raum eintraten in dem der Großteil von uns schlief, hörte ich schon unseren Anführer. „KAAAAAAIIIIII!", er klang wütend, wie jedes mal, wenn ich mit einem Mädchen zurückkam. Ich seufzte, schloss die Augen und im nächsten Moment schwebte ich an der Wand hinter mir und wurde grob an meinem T-shirt oben gehalten.

Downed AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt