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Kai

„Kann ich jetzt endlich pennen gehen?", murmelte ich genervt als der Film vorbei war. Hack hatte dieses Mal den Film 'Brick Manshions' mitgebracht. Riko hat er am meisten gefallen. Der streckte sich nun auch und stimmte mir zu: „Hack, Kai hat recht es ist schon ziemlich spät. Willst du bei uns übernachten oder gehst du wieder?" „Ich glaube ich bleib bei euch. Ich hab morgen eh frei. Und ich will nicht noch mal nach Hause laufen. Alle würden mich fragen wo ich gewesen bin.", antwortete Hack während er die DVD wieder in die Hülle zurückpackte. Er grinste müde sein typisches Hack-Grinsen und half mir und Riko dabei, das Bett direkt vor dem Fenster zu beziehen. Riko und ich teilten uns ein Zimmer, wir hatten es so grau gelassen, wie es war, uns störte es nicht. Sein Bett lag auf der linken Seite des Fensters im Zimmer, meines auf der rechten. Wir teilten uns einen Schrank für die Kleidung, viel hatten wir ja nicht. Früher hat Diego noch bei uns gelegen, ein Freund von uns, der aber in das 'Trainingscenter' umgezogen ist, um die, die es wollen, in Verteidigung und Angriff zu trainieren. In seinem Leben als Mensch war er Sohn eines Polizisten gewesen und im Himmel war er so was wie Ordnungsrichter. Seine Schwester soll gut gezeichnet haben, sie lebt aber wahrscheinlich noch, seiner Aussage zu urteilen.

Als wir fertig waren, zogen wir uns um. Alle trugen jetzt ein weißes T-Shirt und schwarze Boxershorts. Hack sprang auf das Bett und vergrub sich unter der Decke. „Haaaaach ich war schon so lange nicht mehr hier.", murmelte er und stopfte sein Gesicht ins Kissen. „Zwei Tage.", entgegnete ich und stemmte mir die Hände in die Hüften. „Eine schrecklich lange Zeit nicht wahr?", sagte er mit gedämpfter Stimme. Riko lächelte nur leicht, wie immer. Hack ist so ein kleiner Schwachkopf, aber wenn es um Theorien, Scherze oder Fürsorge geht, hat er's echt drauf. „Ja, eine lange Zeit. Gehen wir schlafen? Hack vergiss nicht, deine Klappe auszuziehen.", ermahnte ich ihn. „Kai...", Riko legte mir seine Hand auf die Schulter und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Ich verstehe ja, das Hack das Ding nicht so gerne auszieht, aber es tut ihm nicht gut, das die ganze Zeit im Gesicht zu haben. Hack erstarrte erst für einen Moment, doch dann richtete er sich auf und zog seine Augenklappe mit gesenktem Kopf ab. Schnell drehte er sich um, damit wir nicht sehen konnten was mit seinem rechten Auge ist. Natürlich wussten wir, was er da hatte, aber er hasste es. Er will es niemandem zeigen weil er es hässlich findet.

Er hatte einen sehr tiefen schnitt quer über das Auge, durch den er blind geworden ist. Sein früher grünes Auge ist zur Hälfte geschlossen und grau und Farblos geworden. Es sah wirklich nicht schön aus, wäre ich wirklich so gemein wie viele denken, würde ich sogar sagen es ist absolut hässlich und abscheulich. Aber ich denke, es gehört jetzt nun einmal zu ihm. So ist er, und er kann nichts mehr ändern. Eigentlich tut er mir eher Leid. So einen Hass auf sein eigenes Aussehen zu haben, muss schwer sein. Aber nie hat jemand außer Hack, Riko, Diego und mir jemals gesehen was sich hinter dieser Schwarzen Augenklappe aufhält. Wenn er mal die findet die er sucht, dann wird sie ihn hoffentlich so nehmen, wie er ist. Wir legten uns ohne ein weiteres Wort in unsere Betten und machten den Fernseher aus. Nur noch der Vollmond schien in das Zimmer. Wie es wohl Diego geht? Hoffentlich fällt Jack bis morgen eine neue Aufgabe für mich ein. Vielleicht auch mal ein Job im Trainingscenter bei Diego. Wäre eigentlich nicht schlecht.

Nächster Tag

Langsam öffnete ich meine Augen. Es war alles dunkel. Ist es noch Nacht?, kann gar nicht sein. Irgendwas liegt auf meinem Gesicht drauf, das kann ich spüren. Das Ding auf meinem Gesicht ist ziemlich schwer. Moment mal, könnte es sein dass... „Hack?", brummte ich müde, „HACK tu deinen Arm weg! Und dein Bein auch!" Nichts regte sich, ich hörte nur seine ruhige Atmung. Ich schlug seinen Arm von meinem Gesicht und schubste sein Bein von meiner Hüfte. „Bist du schwul?! Was suchst du in meinem Bett?!", rief ich aufgebracht. Hack knallte auf den Boden. „Au! Verdammt!", Hack rieb sich den Hinterkopf und sah mich an. „Ich war doch gar nicht bei... oh verdammt. Sorry... ich bin Schlafwandler bei Vollmond und mein Bett steht in meinem Zimmer auf der rechten Seite sowie deines. Tut mir- Scheiße." Er drehte sich von mir weg und sah auf den Boden. „Tut mir leid.", sprach er weiter. Was ist denn jetzt schon wieder los? Ah stimmt... die Augenklappe. „Schon gut Mann. Dann schlaf ich nächstes Mal in Diegos Bett und du in meinem, damit du nicht wieder bei mir landest.", murmelte ich etwas verlegen. Wie peinlich... zwei Jungen in einem Bett. Allein der Gedanke brachte mich fast zum kotzen.

Downed AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt