Rainy Fear

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Als ich eintrat, war es eigentlich ziemlich dunkel, viel konnte ich nicht erkennen. Aber was ich ganz sicher sah, war eine Gestalt, die die Decke über den Kopf und um sich geworfen hat und sich mit dem Händen so stark die Ohren zuhielt, dass es aussah als würde er versuchen den Kopf zu zerquetschen. Die Augen hatte er komplett zugekniffen um auch nichts sehen zu müssen. Alles in allem ein eigentlich wirklich erbärmlicher Anblick. Aus irgendeinem Grund wollte ich die Arme schützend um ihn legen, aber das ist irgendwie ja schon ziemlich komisch oder? Warum auch immer, ich wurde wütend. Ich habe ihn gesucht, ich habe so verzweifelt nach ihm gesucht, habe mir Sorgen gemacht wie noch nie im Leben und dann sitzt er hier in unserem Zimmer und versteckt sich ohne jemandem zu sagen wo er ist. Oder wenigstens MIR zu sagen dass er wieder zurück ist!

Ich riss die Decke von ihm weg und schmiss ihn vom Bett. Er landete auf dem Boden und sah mich komplett geschockt an. Sein Blick war voller Angst und diesmal färbten sich Sogar die Ränder seiner Iris in schwarz. Er hatte wirklich Angst. Dabei wusste er nicht welche Angst ich gehabt habe, um ihm. „Du Idiot!", schrie ich ihn an. Ich hob ihn an seinem Pulli an und holte aus. Er kniff wieder die Augen zusammen und versuchte sein Gesicht mit seinen Händen zu schützen. Ich schlug mit voller Wucht ein.

Im letzten Moment, in dem ich begriff, was ich da tat, lenkte ich ein wenig weg und traf den Boden unmittelbar neben seinem Kopf. Ich ließ ihn auf den Boden fallen. Ein Blitz zischte durch den Himmel und für einen Moment konnte ich etwas sehen, dass ich davor nie gesehen habe. Tränen in seinen Augen. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Als laut der Donner über uns grollte und es wieder dunkel war schloss ich für einen Moment die Augen. Ich nahm gar nicht mehr wahr was passierte vor Wut oder Entsetzten. Doch als ich meine Augen wieder öffnete und mich beruhigt hatte, merkte ich, wie ein Gewicht an mir hing. Es war Riko. Er hatte mit seinen Händen nach meinem T-Shirt gegriffen und sich etwas zu mir hochgezogen, den Kopf an meine Schulter gepresst und sich zusammengekauert wie ein kleines Kind. „R-Riko...", ich wurde etwas verlegen. Da krachte es wieder und Riko klammerte sich fester an mich. Ich löste schnell und grob seine Hände von mir und schob ihn zu seinem Bett, wo er sich wieder zusammenkauerte. Ich zog mich eilig um und setzte mich dann zu Riko aufs Bett. Toll, was jetzt? Als ich ihn auf das Bett setzte musste ich mir doch irgendwas dabei gedacht haben. Da kam wieder das Bild von vorhin wieder hoch.

Seine Augen mit schwarzem Rand. Diese Angst in seinen Augen und auch die Tränen. Warum? Warum nur tat der Gedanke daran so abartig weh? Soll ich ihn doch in den Arm nehmen? Ich sah ihn an. Es saß zusammengekrümmt neben mir, unsere Schultern berührten sich. Tränen liefen ihm über sein verzerrtes Gesicht. Ach Scheiß drauf, es ist eh niemand da. Ich drückte ihn an mich. Zuerst zuckte er zusammen, doch als er merkte dass nur ich es bin, entspannte er sich. Schon wieder ein Donner. Riko griff nach meinem T-Shirt. „Kaaaaai.", heulte er, seine Stimme war voller Angst und er bebte vom Weinen. „Alles gut Riko. Ich bin hier.", ich drückte ihn noch fester an mich. Er presste sein Gesicht gegen meine Brust. „Ich hab Angst. Kai ich hab so verdammte Angst. Hilf mir.", er griff noch mal neu an meinem Shirt und zerknitterte praktisch den ganzen Stoff. Aber es machte mir nichts aus. Irgendwie ist das wirklich total süß. Ich nahm sein Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen und hob es an.

Seine Augenfarbe, ich will sie sehen. Doch sie blieb blau. Leuchtend blau mit einem komplett schwarz Rand. Enttäuscht ließ ich es wieder los, doch er sah mir in die Augen. Vielleicht hoffte er auch darauf in meinen Augen. Ich beschloss ihm eine Reaktion zu geben, da auch er schwarze Ränder hatte. Ich ließ meine Augen in einem leuchtendem türkis-ton aufleuchten.Die Farbe, wenn wir uns extrem Sorgen machen. „Warum hast du nicht Bescheid gesagt? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Du hast mir nicht gesagt dass du wieder da bist. Ich hab mir Sorgen gemacht.", meine Stimme klang fast schon flehend, „Sag mir warum!?" Ich merkte dass meine Augenfarbe sich zu ändern begann, ich blockierte den Kontakt zwischen Gefühlen und Augenfarbe sofort wieder. Meine Augen wurden wieder grau. Ich nahm ihn bei den Schultern und rüttelte ein wenig an ihm. „Warum!?", irgendwas überwältigte mich da. Ich weiß nicht was aber es war kein gutes Gefühl. Es fühlte sich wieder genau wie vorhin an als ich vor Angst um ihn fast schon gestorben wäre.


„Ich wollte nicht dass du mich heulen siehst. Aber jetzt ist es eh zu spät.", murmelte er mit kratziger Stimme und sah nach unten, „So n Dreck." „Ist es für dich so schlimm, wenn ich dich weinen sehe?", fragte ich ihn und sah ihm in die Augen. Er errötete und nickte. Moment mal, warum wird er rot? „Ich will nicht dass du mich für Schwach hältst.", er sah enttäuscht zu mir hoch. Wieder ein Blitz, diesmal hielt er sich nicht an meinem T-Shirt fest, sondern sprang auf mich drauf. Wir fielen aufs Bett. Er klammerte sich an meineSchultern und zitterte heftig. Er unterdrückte einen Schrei indem er die Zähne zusammenbiss und sein Gesicht in meinem Shirt vergrub. Ich spürte wie es leicht nass wurde. Wenn jetzt jemand reinkommt... das wäre beschissen. Ich legte meine Arme um ihn und streichelte ihm über den Kopf. Niemand ist hier, ich kann das machen. Es ist okay. Für diesen Moment ist es okay. Der Donner grollte über uns. Er verstärkte seinen Griff. Seine Finger bohrten sich fast wie Krallen in meine Haut. Ich versteckte das Schmerzgefühl gekonnt. „Sag mal, tut mir leid für die Frage, aber warum hast du so viel Angst davor?", fragte ich ihn leise. Plötzlich lockerte sich sein Griff und er beruhigte sich ein klein wenig. Draußen konnte man den Regen gegen das Fenster hören.



Downed AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt