Tortured Voice

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Ich kann ihn nur vor den Dämonen schützen. Er schrie hinter mir mit einer so leidenden Stimme, dass es mir im Herzen schon wehtat, ihn so zu hören. Riko hör auf, bitte hört auf. Alle beide. Ich wehrte Riko vor so vielen Dämonen ab, wie es ging, doch immer wieder gerieten doch noch welche an ihn heran und zerkratzten irgendetwas.

Für ganz kurz hatte ich gerade so Zeit, mir ansehen zukönnen, dass er zitternd und immer noch schreiend am Boden lag und sich den Kopf hielt. Die Lage wurde immer schlimmer. Es kamen mehr Dämonen und Engel. Die Hälfte von uns lag schon am Boden und prügelte mit dem Gegner, versuchte sich zu wehren. Die von uns, die nicht mehr konnten, lagen blutend am Boden und versuchten immer wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. Keiner von uns war schwach genug um einfach so aufzugeben.

Ich konnte Riko nicht mehr richtig schützen, also stürzte ich mich einfach über ihn und schirmte ihn von allen ab so gut es ging. Ab und zu holte ich aus, doch es half nie genug, um einen loszuwerden. Ich fühlte mich zunehmend schwächer. Selbst für einen gefallenen Engel ist die verlorene Blutmenge, die ich heute schon losgeworden bin, nicht gesund. Mir wird schwindelig. Rikos Atmung ging schwach und er stotterte die ganze Zeit irgendetwas.

Ich beugte mich wieder über ihn, während einige Dämonen mir den Rücken aufkratzten. Da hörte ich es genau. „Ster...ben... ich will sterben... b-bitte.L-lass mich in Ruhe... lass u-uns in Ruhe.", er zuckte heftig und musste Blut husten. Auf einmal spürte ich wieder einen Funken Willen in mir aufflammen. Ich werde ihn nicht sterben lassen. Nicht hier. Nicht jetzt. Nein. Niemals. Er gehört zu mir, er gehört an meine Seite.

Ich stand auf und schnitt fünf Dämonen in einer Bewegung in den Bauch und trat einen von mir, während ich dem anderen mit der Faust eine reinhaute, nur um dann dem nächsten mein Knie in die Magengrube zu rammen. „Ihr kommt nicht an ihn ran, vergesst es.", knurrte ichund verdrehte einem den Arm.

Als ich merkte, dass sich einer wieder Riko näherte, sprang ich sofort rüber und trat ihm von der Seite ins Bein, so dass es komisch einknickte. Ein schöner Bruch. Dieser Funken Wille, entbrannte langsam zu einer Flamme. Ich spürte, wie das Verlangen danach Riko zu helfen und daran zu glauben, dass ich es schaffe, mich stärkte. Er wird nicht sterben. Niemand hier wird sterben. Ich nahm Riko auf die Arme und rannte mit ihm so schnell es ging, näher an die anderen heran, beziehungsweise, ich rannte zu Sasha und Sergey. Ich will auch ihnen helfen.

„Sasha, Sergey!", ich rief nach ihnen und legte Riko im Gras ab, wo er weiter wimmerte. Schnell wehrte ich weitere drei Dämonen ab und riss einige Dämonen von den Jungen, die schon halb im Gras lagen und hilflos um sich schlugen.

„KAI!", schrie Sasha. Sobald wir die meisten von ihm runtergebracht hatten, half ich ihm auf. „Danke.", er sah sich um, „Wo ist Riko?", er sah sich etwas panisch um. Kann es sein dass er..? Nein. Ich werde ja schon eifersüchtig auf gar nichts. Außerdem ist jetzt keine Zeit dafür. „Er liegt da. Er ist... stark verletzt und...", ich brach ab. Kann ich es ihnen sagen?

„Kai. Erzähl es mir, ich sag es nicht weiter, wenn es etwas ist, was geheim bleiben soll." „Er hat eine gespaltene Persönlichkeit und verhält sich grad komisch, ich weiß nicht was ich machen soll! Sasha hilf mir!", ich sah ihn verzweifelt an. „Ich verstehe. Hilfst du Sergey? Ich kümmere mich ein wenig um Riko." „Tu dein Bestes.", ich rannte somit zu seinem Bruder und musste bei ihm deutlich mehr Dämonen runterreißen.

Er lag einfach auf dem Boden. Seine Haut und seine Kleidung war vollkommen zerkratzt und seine Brust hob oder senkte sich nicht mehr. „Scheiße. Scheiße. Scheiße!", ich sah mich um. Kann uns irgendjemand helfen? Mein Herz raste. Das kann nicht sein. Einer meiner besten Freunde. Er kann jetzt nicht sterben. Ich drehte ihn auf den Rücken und sah ihn an. Was kann man alles machen?

Mund zu Mund Beatmung werde ich nicht machen... Sasha könnte doch... nein. Ich versuche es so. Ich legte meine Hände auf seine Brust und stieß sie Ruckartig auf seinen Brustkorb. Hilft das überhaupt? Mache ich das richtig? Bitte Sergey wach auf. Gott bitte lass ihn nicht sterben. Bitte nicht. Ich machte es schneller und stärker und plötzlich holte er wieder Luft und begann zu atmen. „Gott sei Dank du lebst! Ich-"

„NEIN!", Hacks verzweifelter Schrei unterbrach mich. Augenblicklich drehten sich alle zu ihm um. Die Gegner hatten aufgehört uns anzugreifen. Mein Herz setzte fast aus. Das kann nicht sein.

„Sophie! SOPHIE!",Hack fing seine Freundin auf und strich ihr mehrere Haarsträhnen aus dem Gesicht, „WARUM HAST DU DAS GEMACHT?!" Ihm rollten die Tränen runter und fielen auf ihr Gesicht. Sad wurde von einem goldenen Pfeil durchbohrt, mitten durch das Herz.

„Ich wollte nicht das du stirbst.", ihre Stimme klang schwach. „Das ist kein Grund! Du hättest das nicht tun sollen, ich wäre für dich gestorben,wenn es in diesem Kampf dazu gekommen wäre! Aber nicht du für mich! Für was oder wen kämpfen wir hier denn sonst?!", er schrie sie an und versuchte sie so wenig wie möglich zu bewegen. Jack lief an mir vorbei zu Hack. „Nein Sophie...",er sank neben Hack und ihr auf die Knie.

„Jack danke... dass ihr mich aufgenommen habt und danke, dass ihr mich behandelt habt wie ein Teil der Familie. Hack danke dass du... danke dass du mir gezeigt hast was Liebe ist. Hack ich liebe dich, aber bitte vergiss mich. Ich will dass du mich.. vergisst...", ihre Augen schlossen sich und man hörte nichts mehr. Ihre Brust hob und senkte sich nicht mehr. Nichts. Kein Lebenszeichen.

„Nein. Sophie. Komm zurück. Lass mich nicht allein. Komm zu dir!", Hack fing verzweifelt an sie vor und zurück zu wiegen und weinte. „Unsere Arbeit ist getan.", hörte man plötzlich Simons Stimme und als ich mich zu ihm umdrehen wollte, waren alle verschwunden. Alle Dämonen und Engel mit denen wir gerade erst gekämpft haben.

Alle um mich herum, die noch standen oder gehen konnten, gingen ganz langsam zu Sophie und Hack. Ich blieb bei Riko. Er atmete schwer und Sasha saß entgeistert neben ihm und starrte unsere Freunde an.

„Nein Sophie komm zurück zu mir. Bitte. WACH AUF!",Hack drückte den schlaffen Körper noch stärker an sich. Jack kniete vor den beiden und sein Körper bebte. Ich bemerkte wie Diego von hinten zu Hack kam. Er legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. „Hack... hör auf. Du hast sie gehört,vergiss sie.", flüsterte er.

Jack nahm sich Sophies Leiche und erhob sich mit ihr, er hob sie ein wenig in die Luft. In seinen Augen konnte ich Tränen sehen.Ganz vorsichtig und langsam löste sie sich in einem hellen Licht auf.

Hack fing an zu zittern. „Nein! Was machst du da?!", er wollte aufstehen da schlug Diego ihm von der Seite ins Gesicht. Was zum-? „Sie wird nicht zurückkommen!", brüllte Diego und sah Hack wütend an, „Es geht nicht anders! Sie wollte dich beschützen! Du hättest das selbe für sie getan!" Hack sah ihn erschrocken an, dann fing er an zu weinen.

Ich fühlte mich so schwer an. Wir haben... verloren.Nicht nur den Kampf, sondern auch noch eine Person. Auch Sergey war fast gestorben und Riko ist auf dem besten Weg dorthin, wenn wir nichts tun.

Diegos Blick wurde auf einmal wieder sanft und er ging zu Hack und schloss ihn in eine feste Umarmung. Hack klammerte sich verzweifelt an Diego. Als Sophie komplett weg war standen alle nur noch mit einem bestürzten Blick dran. Außer die Dämonen.

Lorenz und Nero lagen quer übereinander auf dem Boden und Seraphin hielt Drake, dessen Wunden am Boden langsam heilten. Gestiegenen Dämonen tut es weh, wenn sich die Wunden schließen, dementsprechend bemühte Drake sich um eine normale Atmung. Jake war... ja wo ist der eigentlich?

Plötzlich fing Riko wieder an zu schreien. Es war wieder ein halbes Leidenslied. Ich rannte zu ihm hin. „Sasha kümmere dich um Sergey! Riko?Riko! Was ist los?", ich wollte in anheben, doch da wurde sein Schreien von einem Husten unterbrochen und er hustete einen Haufen Blut aus. Er hustete noch weiter. Langsam und schwach richtete er sich auf. „N-nein Riko bleib lieber liegen!", versuchte ich ihn zu überzeugen.

Mit einem Mal schnappte er sich ein Messer und hielt es sich an den Hals. „Ich will... nicht mehr.", keuchte er.

Downed AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt