Happy B-day

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Riko

Ich wachte von Kais weichen Lippen auf, die er kurz auf meine Stirn legte, und dann aus dem Raum ging. Ich musste mit geschlossenen Augen lächeln, kuschelte mich tiefer in meine Decke rein und lauschte weiter der leisen Musik, die in meinem MP3-Player lief. Gerade hörte ich 'I know what you did last summer'.

Ich kann noch ein wenig länger schlafen, als Kai, da er ins Trainingscentrum muss, aber er hat mir versprochen heute früher zu kommen, weil ich heute 18 werde. Es ist jetzt drei Wochen her, seit ich meine zweite Persönlichkeit los bin und seitdem hat sich die Situation mit Kai und mir auch verbessert. Riko 2 zum Verschwinden zu zwingen hat mich sehr viel Kraft gekostet und es war so schmerzvoll und erdrückend, dass ich schon versucht habe mich umzubringen.

Ich wollte heute aber noch Kekse backen... vielleicht sollte ich das machen, bevor Kai wieder kommt. Ich blieb noch liegen, bis das Lied verklang und stand dann auf. Müde aber lächelnd rieb ich mir die Augen und zog mich um. Wie immer warf ich meine Kapuze über die Hälfte meines Kopfes. So ging ich Zähne putzen und schließlich auch in die Küche.

„Hey Claire. Kann ich mir heute ein bisschen die Küche leihen?", fragte ich unsere Köchin. Plötzlich knallte es und sie viel rückwärts auf den Boden. Schnell setzte sie einen Topf auf ihren Schädel und hielt einen Holzlöffel in einer Abwehrenden Position.

„Claire?", ich musste anfangen zu lachen. „Riko! Oh Gott sei Dank! Schau dir das an!", sie nahm mich am Arm und rannte mit mir weiter in die Küche rein bis vor zur Mikrowelle, wo sie eine Tasse mit getrockneten Maiskernen reingestellt hat, die jetzt alle nacheinander aufpoppten.

„Das ist schwarze Magie.", flüsterte sie und versteckte sich hinter mir. Ich fing an zu lachen und machte die Mikrowelle aus. Sie kümmert sich nie um Süßes und Popcorn hat sie wohl auch noch nie gesehen, das im Alter von 19 Jahren.

„Du hast Recht. Popcorn ist böse, pass auf sonst beißt es dich.", ich nahm die Tasse, die ich aus Versehen sofort fallen ließ, als ich mir die Finger daran verbrannte. „Au! Claire? Wie lange steht das schon da drin?" Sie richtete den Topf und überlegte. Die schwarzen Haare hingen ihr ins Gesicht. „Fünf Minuten.", meinte sie schließlich, „Aber das ist jetzt egal, also du wolltest die Küche?"

„Ja. Ich wollte heute Kekse machen. Ich hab ja Geburtstag.", ich lächelte leicht und hielt meine Hand unter kaltes Wasser. Ihre violetten Augen weiteten sich. „Stimmt ja! Alles Gute!", rief sie und umarmte mich schnell. Ich erstarrte ganz kurz und kratzte mich dann am Hinterkopf. Ich weiß ganz genau, dass es für mich und Claire nicht gut ausgeht, wenn Kai davon etwas rausfindet.

„Also, dann mach dich mal ans Werk. Du kennst dich hier aus. Und ach ja, könntest du bitte übermorgen wieder was kochen? Ich wollte da mal wieder in die Stadt gehen." Ich nickte und rollte die Ärmel hoch.

Claire ist im Alter von 16 Jahren an Krebs gestorben, nach einem Monat ist sie gefallen und kocht jetzt hier bei uns. Ich fing an mir alles aus der Abstellkammer zu holen, was ich brauche. Natürlich ist hier drinnen wie immer das totale Chaos, aber ich denke, solange Claire damit klarkommt ist das wohl in Ordnung.

Als ich mir alles Zusammengesucht hatte, ging ich in die Küche und machte vier Tabletts Schokoladenkekse. Es ist 13:00 Uhr. Gerade Rechtzeitig. Jetzt sollte Kai eigentlich kommen.

„Danke Claire, nimm dir auch ein paar.", ich hielt ihr die Schüssel hin, wo die Kekse schon überquollen. „Ist das nicht giftig?" „Claire, das sind Kekse." „Ich wollte nicht wissen was das ist, ich wollte wissen ob die giftig sind.", sie sah mich stur an. Ich seufzte, nahm mir einen Keks und biss rein, um ihr zu demonstrieren, dass ich nicht draufgehe, wenn ich das mache.

Downed AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt