Erste Entzugserscheinungen

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„Oh James! Hallo Sirius!", rief Mom, kam auf uns zu gerannt und zog jeden in eine knochenbrecherische Umarmung. „Mom!", krächzte ich und drückte sie sanft von mir weg. „Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich für dich freue, Jamsie!", quiekte Mom und zog mich erneut in eine mütterliche Umarmung. Sirius und Dad konnten darüber nur lachen. Hätte ich doch besser nichts von Lily erzählt. Die Kleine tat mir jetzt schon leid. Was sie wohl gerade machte? Ich stellte sie mir vor, wie sie auf ihrem Bett saß und in Gedanken versunken ihre Haare kämmte. Ihre wunderschönen, roten Haare. „Unser Junge wird erwachsen. Jetzt hat er endlich seine erste Freundin." Ich warf Pad einen warnenden Blick zu, denn er hatte direkt angefangen zu lachen. Auch mein Dad presste seine Lippen aufeinander und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Er wusste genauso gut wie Sirius, dass Lily nicht meine erste Freundin war. Aber das musste Mom ja nicht wissen. Für sie war ich schließlich noch der ganz kleine Junge. Sie vergaß leider viel zu schnell, dass ich schon erwachsen war und auch nicht so unschuldig wie sie vielleicht hoffte. „Kommt Jungs, räumt eure Koffer in eure Zimmer!", durchbrach Dad's Stimme die Ruhe. Ich atmete erleichtert auf, denn so hatte ich endlich einen Grund aus Moms Umarmung zu entkommen. Ich schwang meinen Zauberstab und ließ mein Gepäck vor mir herschweben. Sirius tat das Gleiche neben mir.

In meinem Zimmer ließ ich mich erst auf mein Bett fallen. Doch es war nicht mehr das gleiche. Ich mochte dieses Bett nicht mehr, denn das in der Schule roch immer nach Lily und dies hier roch nur nach teurem Weichspüler. „Und Prongsie, was machen wir jetzt?", fragte Pad und ließ sich neben mir aufs Bett fallen. „Keine Ahnung...Wir könnten in den Pool gehen!", schlug ich vor und Pad nickte zustimmend. Und so machten wir uns pool-fertig und lagen ein paar Minuten später genüsslich auf unseren Luftmatratzen (einer tollen Erfindung der Muggel!) und redeten. „Ach, ist das schön! Ich liebe die Ferien...", seufzte Pad und schloss entspannt die Augen. „Das sagst du jedes Mal...Aber du hast ja Recht. Nur zu schade, dass..." „dass du Evans nicht immer sehen kannst.", schloss Pad meinen Satz und sah mich genervt an. Ich winkte ab. Natürlich fehlte sie mir, aber ich diese Woche gehörte Pad und Lily sah ich schließlich schon eine Woche später. Ob ich ihr später einen Brief schreiben sollte? „Das stimmt zwar auch, aber das meinte ich gar nicht!", entgegnete ich und streckte ihm die Zunge raus. „Wow, du denkst nicht als erstes an sie?" Er klatschte spaßeshalber in die Hände und beide verfielen wir in Gelächter.

„Was wolltest du denn jetzt sagen?", fragte Sirius als wir uns wieder beruhigt hatten. Doch ich war mir eigentlich gar nicht mehr sicher was ich eigentlich hatte sagen wollen. „Ich weiß es nicht mehr...", lachte ich und lehnte mich genüsslich nach hinten. Leider hatte ich vergessen, dass die Luftmatratze nicht sehr stabil war, und so kippte ich nach hinten und fiel mit einem lauten Platsch ins Wasser. Noch unter der Wasseroberfläche konnte ich das bellende Lachen meines besten Freundes hören. Ich wollte gerade zu einem Gegenangriff starten, als meine Mutter uns rief. „Du wirst meine Rache noch spüren!", sagte ich lachend und stieg aus dem Wasser. Doch Sirius dachte gar nicht daran „Angst" zu bekommen. Er lachte einfach mit mir mit und so gingen wir, jeder ein Handtuch um die Hüften gewickelt, in die Küche.

„Hey, ihr Beiden! Ihr macht ja alles nass.", sagte meine Mutter verärgert und deutete hinter uns. Dort führte eine Wasserspur genau dorthin, wo wir bis vor ein paar Minuten noch gewesen waren...Ins Pool-Haus. Leider hat es gewisse Nachteile, wenn man nur ein Handtuch und eine Badehose trägt, denn dann hat man seinen Zauberstab nicht mit. Und das bekamen Sirius und ich zu spüren. Denn wir wurden direkt von meiner Mom dazu verdonnert alles per Hand wegzumachen. Und dafür hatten wir eine halbe Stunde Zeit; denn dann sollte es Abendessen geben. „Was gibt es denn heute zum Abendessen?", fragte Sirius und meine Mom grinste breit. „Ist dir das denn nicht egal, Sirius? Du isst doch eh alles, was auf den Tisch kommt. Und wenn ich ALLES sage, dann mein ich das auch so." Ich sah, wie das Gesicht meines Freundes leicht rot anlief, doch hier bei uns zu Hause störte ihn das wenig. In Hogwarts wäre das sicher anders, denn dort war er ja ein richtiger Kerl. Und ihm nach, war einem richtigen Kerl nichts peinlich.

Ich wrang gerade zum zehnten Mal das Tuch aus, als meine Mom sich endlich dazu bequemte uns zu helfen. „Ich glaube, ihr habt eure Lektion gelernt. Und jetzt ab nach oben und zieht euch was an. Nachher erkältet ihr euch noch. Und dann war's das mit der Weihnachts- und der Silvesterfete." Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und ehe Mom sich versah, waren wir schon die Treppe rauf in unsere Zimmer. Doch so richtig Lust mich anzuziehen, hatte ich nicht. Und so schmiss ich mich erst einmal aufs Bett und betrachtete das Bild von Lily und mir, das auf meinem Schreibtisch stand. Was sie wohl gerade machte? Wahrscheinlich saß sie gerade zu Hause am Abendbrottisch und plauderte mit ihrer Mutter über die Schule. Was sie wohl von mir berichtete? Ein Ticken, das vom Fenster kam, riss mich aus meinen Gedanken. Ich rappelte mich hoch und blickte aus dem Fenster. Dort saß eine kleine Eule und ich erkannte sofort, wem sie gehörte. „Hey Tabby! Komm rein.", sagte ich zu der Eule nachdem ich das Fenster geöffnet hatte. Und schon schwebte sie anmutig herein und ließ sich auf meinem Bett nieder. „Willst du ein paar Eulenkekse?", fragte ich und Tabby antworte mit einem leisen Piepen. Leider spreche ich kein Eulisch, aber was soll's? Die Viecher haben immer Hunger. Und so kramte ich ein paar Eulenkekse aus der Futterdose, die auf meinem Schreibtisch steht, und legte sie vor dem Tier ab. Doch erst als ich den Brief von ihrem Bein gelöst hatte, rührte sie das Futter an.

Ein Kribbeln durchzog meine Finger, als ich den Brief in meinen Händen drehte. Denn ich wusste genau, dass er von meiner Lily war. Was sie wohl schrieb? Sollte ich ihn jetzt lesen oder erst heute Abend? Wozu warten?! So setzte ich mich neben Tabby auf mein Bett und öffnete vorsichtig das Pergament...

Lieber James,

ich hoffe du bist gut zu Hause angekommen und deine Mom hat dich nicht tot gedrückt. Wenn dies der Fall sein sollte, dann bekommt sie Ärger mit mir. (Ich lächelte und stellte mir vor, wie Lily meine Mom anfiel) Mir geht's übrigens gut und ich hab schon mit meiner Mom gesprochen. Oder eher gesagt, sie hat es von selbst herausgefunden. Doch gleich will sie noch so ein komisches Mutter-Tochter-Gespräch mit mir führen. Haben deine Eltern das auch schon für dich geplant? (Mein Vater wusste eh, dass Lily nicht meine erste Freundin war. Aber bei Mom war ich mir da nicht so sicher...Ich hoffte, dass sie auf das Gespräch verzichten würde...) Aber da mach ich mir nicht so viele Gedanken drüber. Mehr Angst habe ich vor dem Gespräch mit meinem Dad. Ich bin gespannt, wie er reagieren wird, wenn er hört, dass seine „KLEINE" Lily ihren ersten Freund hat. Aber gut, er wird's überstehen.

Und, was hast du heute noch alles vor? Triffst du dich noch mit deinen Freunden? Oder bleibst du zu Haus bei Mama und Papa und schaust dir nen netten Film im TV an? (haha...sehr witzig...) War nur ein Scherz ;D Ich geh gleich noch rüber zu meiner Freundin Mary. Ich hab sie schon so lange nicht mehr gesehen. Und sie weiß auch noch nichts von dir. Das muss ich ihr unbedingt berichten. Naja, ich mach dann jetzt mal Ende an dieser Stelle und wünsch dir noch einen schönen Abend.

I ♥ U!

In Liebe,

Deine Lily

P.S. Ich vermiss dich! Freu mich schon auf unser erstes Treffen bald!

Ich atmete geräuschvoll ein und aus. Der Brief roch nach ihr. Dieser Duft war unverwechselbar. Ein Duft von einer grünen Frühlingswiese gemischt mit dem leckeren Duft von süßer Vanille. Eigentlich war ihr Duft unbeschreibbar, doch ich würde ihn aus 1000, nein was sag' ich, aus 1000000 von Damendüften herausfinden. Tabby zwickte mir sanft ans Ohr und ich streichelte ihr gedankenverloren über den Kopf. „Wartest du noch kurz, bis ich den Brief für Lily zu Ende geschrieben habe?", fragte ich die kleine Eulendame und sie schuhute leise. Ich lächelte ihr zu und setzte mich an meinen Schreibtisch um die Antwort zu schreiben. Erst jetzt merkte ich, dass ich immer noch nichts Anderes als meine Badehose trug. Tja, bei Lily vergaß man gern einmal die Gegenwart.

Another James-and-Lily-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt