Der erste Gang...

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Lily:

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten meine Nasenspitze. Oh Mist, ich hatte in dem ganzen Trubel gestern vergessen die Vorhänge zuzuziehen. Mit geschlossenen Augen tastete ich auf dem Nachttisch herum und griff nach meinem Zauberstab. Ich schwang ihn und sprach die Zauberformel, um die nervigen Sonnenstrahlen mit den Vorhängen zu dämpfen. Doch irgendwie funktioniert es nicht. Was war denn los? Müde öffnete ich meine Augen und die Sonne strahlte mit voller Wucht hinein. Als sie sich an das grelle Licht gewöhnt hatten, sah ich den Grund, weshalb der Zauber nicht gewirkt hatte. Denn nicht der Zauberstab lag in meiner Hand, sondern eine wunderschöne rote Rose. Die Stacheln alle abgeschabt lag sie in meiner Hand. Ich betrachtete sie und ein warmes Gefühl durchströmte mich. Natürlich war es ein Liebesbeweis von James. Aber andererseits war es doch etwas wenig, um das gestrige wieder gut zu machen. Da sollte er sich noch was anderes überlegen! Ich zog die Vorhänge zu und versuchte einzuschlafen. Doch irgendwie wollte es nicht wirklich funktionieren. Dabei waren es doch gerade Mal halb sieben. Doch wenn's nicht funktioniert, kann man nichts machen. Und so stand ich auf, schnappte meine Anziehsachen und ging mich erst einmal duschen.

James:

„Pad, warum meldet sie sich denn nicht?", fragte ich niedergeschlagen meinen besten Freund, der neben mir auf dem Sofa saß. Er lächelte. „Bestimmt will sie dich ein bisschen schmoren lassen oder sie verlangt ein bisschen mehr, als eine Rose!", spekulierte er und ich sah ihn erstaunt an. „Du meinst, du kennst Lily besser als ich?" Er schüttelte schockiert den Kopf. „Nein...So würde ich das nicht sagen..." „James, er will dir nur sagen, dass Lily etwas mehr erwartet von dir, als eine Rose. Das ist einfach typisch für Frauen.", unterbrach meine Mom Sirius und fuhr mit ihrem Rollstuhl in den Salon. „Oh...Hallo Mom!", begrüßte ich sie überrascht. Als sie versuchte vom Rollstuhl abzusteigen, um es sich auf dem bequemen Sessel gemütlich zu machen, fragte ich, ob ich ihr helfen könne. Sie schüttelte den Kopf. „Ich muss das alleine schaffen, Schatz. Wenn ihr morgen wieder nach Hogwarts fahrt, bin ich doch auch auf mich gestellt." Ich nickte und betrachtete meine Mom, wie sie sich bemühte auf den Sessel zu kommen. Sie so hilflos zu sehen, ist fast so schlimm, wie am Grab meines Vaters zu stehen. Nach der Todesfeier hatten wir es noch einmal besucht und Mom war komplett in Tränen ausgebrochen. Das war einer der schlimmsten Momente des gestrigen Tages gewesen.

Nach mehrmaligen versuchen, schaffte Mom es dann endlich und nahm in ihrem Lieblingssessel Platz. „Wie wäre es denn, wenn du heute Abend ein leckeres Essen für dich und Lily kochst?", schlug Mom vor und Sirius brach in lautes Gelächter aus. „James...Kochen?", japste er und lachte weiter. „Hey!", entrüstete ich mich. „Ich kann kochen! Früher habe ich Mom immer geholfen und dabei auch gelernt, wie man kocht!" Ich verschränkte die Arme vor Brust und streckte Sirius die Zunge raus. Ich war manchmal einfach wie ein kleines Kind, doch dazu stand ich auch. Doch hatte ich mich vielleicht nicht doch ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt? Was sollte ich denn jetzt für Lily kochen?

Lily:

Als ich aus der Dusche kam und barfuß zu meinem Zimmer tapste, entdeckte ich James durch einen Türspalt. Er saß in der Bibliothek und wenn ich mich nicht irrte, las er in einem Kochbuch. Was sollte das denn bedeuten? Ich schüttelte den Kopf und ging weiter den Flur entlang. Doch das Bild von James über einem Kochbuch bekam ich einfach nicht aus dem Kopf. Was hatte er vor? Er wollte doch wohl nicht für mich kochen? Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Was gibt's denn da zu lächeln?", hörte ich Blacks Stimme fragen. Ich schreckte aus den Gedanken und sah, dass ich fast in ihn reingetapst wäre. „Ich...äh...Ich...", stotterte ich überrascht. Sein Grinsen wurde breiter. „Wie süß rot du wirst!", neckte er mich und ich schlug ihm gegen die Schulter. „Du bist gemein!", murrte ich und wollte weitergehen, doch da fiel mir ein, dass Black als James bester Freund bestimmt über die Vorhaben Bescheid wusste. „Du...Black...", setzte ich an und sah, wie er eine Augenbraue hochzog. „Warum bin ich auf einmal wieder Black?! Ich habe doch nichts gemacht. Das war James Zeug..." Ich rollte mit den Augen. „Sirius, was hat James vor?", fragte ich und betonte seinen Vornamen. Doch er lachte nur laut. War die Frage echt so doof?

James:

Nach fast zwei Stunden hin und her überlegen, stand meine Wahl fest. Heute Abend sollte es ein italienisches Drei-Gänge-Menü geben:

Vorspeise: Rucola-Salat mit getrockneten Tomaten und Pinienkernen

Hauptgang: Tortelloni mit Ricotta-Spinatfüllung auf Austernpilzsauce

Dessert: Espressoeis

Ich hatte die Rezepte überflogen. So schwer schienen sie gar nicht zu sein. Außerdem war italienisches Essen Lilys Leibspeise und ich konnte mit einem vollen Weinkeller dienen und dieses leckere Getränk gehört schließlich zu einem italienischen Abend. Schnell suchte ich die Zutaten für den Salat zusammen. Dressing war noch fertig im Kühlschrank.

Als ich alle Zutaten zusammen hatte, nahm ich das Rezept in die Hand und las es Schritt für Schritt durch...

1. Salat putzen, waschen und trocknen.

Putzen? Was wollten die denn? Sollte ich mit einem Schwamm den Salat abwischen? Ich blätterte im Buch herum, um eine Antwort zu finden. Doch vergebens. Also musste ich meiner Intuition folgen und den Salat auf meine Art putzen. Also nahm ich den Schwamm von der Anrichte, gab Spülmittel drauf und putzte den Salat ab. Doch was sollte waschen heißen? Vielleicht sollte ich den Schaum abwaschen?! Gedacht, getan. Ich nahm den Salat in die Spüle und lies warmes Wasser darüber laufen. Irgendwie sah der gar nicht mehr so aus, wie ich den Salat von Mom kannte. Ich zuckte die Schultern. Wahrscheinlich war es eine andere Sorte. Nun war trocknen an der Reihe. Ohne groß nachzudenken ging ich ins angrenzende Bad und holte den Föhn meiner Mutter. Mit dem sollte trocknen doch nicht allzu schwer sein. Höchste Wärmestufe. Volle Pulle. Schließlich waren es nur noch ein paar Stunden, bis zum Zeitpunkt der Verabredung. Nach der Trocknung sah der Salat sehr mitgenommen aus, doch was soll's.

Als nächstes mussten für den Salat nur noch die Tomaten klein geschnitten werden und auf dem Salat verteilt werden. Dieser sollte natürlich vorher klein gerissen werden. Mundgerecht, so hieß es im Rezept. Doch wessen Mund war gemeint. Meiner oder Lilys? Ich bekam doch viel mehr rein, als sie. Ist ja auch egal. Lieber zu klein, als zu groß. Also hackte ich mit dem Küchenmesser auf den Salat ein. Das machte richtig Spaß.

Fertig war der 1.Gang. Ich war schon richtig gespannt auf Lilys Kommentar.

Another James-and-Lily-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt