Streit und Tränen

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Langsam ging Lily durch die Korridore im dritten Stock. Neben ihr plapperte James ausgelassen über seine letzten Dates. Allesamt waren sie wohl toll gewesen, doch jedes Mal, wenn James die Worte Freundin oder Sandy in den Mund nahm, fühlte sich Lily schlecht. Es war als würde jemand ihr mit voller Kraft in den Bauch boxen. Es war kaum auszuhalten. Das einzige, was Lily davon abhielt wegzurennen, war der betörende Duft, der von James ausging. Sie liebte diesen Geruch, sie liebte diese Augen, sie liebte diese Lippen, sie liebte James. Es war ihr in den letzten Wochen immer mehr bewusst geworden.

Am Anfang des Schuljahrs hatte sie ihn noch verabscheut, doch dann lernte sie ihn immer näher kennen. Sie arbeiteten viel zusammen und Lily entdeckte neue Seiten an dem alten Bekannten. Natürlich waren dies nicht nur positive Dinge, sondern auch negative, aber die glücklichen Sachen an James überwogen. Doch nun hatte James seit einem Monat eine Freundin und Lily fand sie so schön. Was sollte sie schon daran ändern. Sie, die unscheinbare Lily Evans, hatte ihre Zeit gehabt. James hatte so lange jeden Tag nach einem Date gefragt und sie war so dumm gewesen und hatte nie darüber nachgedacht. Sie hatte einfach NEIN gesagt ohne ihn genauer zu kennen und nun hatte sie halt Pech gehabt. Sie hatte ihre Chancen vertan.

„Ich freu mich schon auf das nächste Wochenende. Es wird einfach so romantisch in Hogsmeade! Ich kann es kaum noch erwarten. Du musst wissen sie hat Geburtstag und ich hab schon ein tolles Geschenk für sie. Meinst du das gefällt ihr?" Er hielt ihr eine Kette hin. Daran hing ein Herzanhänger! Es war wunderschön. Wie gern hätte Lily es erhalten. Aber sie wurde nur gefragt, ob es einer anderen gefallen könnte. Sie schaute nicht vom Boden auf und ging ohne ein Wort zu sagen weiter. „Hey Lily! Ich hab dich was gefragt und außerdem müssen wir hier links!" Sie blieb stehen und blickte in James Augen. „Hey James, hör einfach mal auf andauernd von deiner ach-so-tollen Freundin zu labern. Mir ist es piepegal, was du ihr schenkst oder was du mit ihr machst. Mach ihr doch direkt einen Antrag. Ich hab echt keinen Bock mehr darauf!" James sah Lily skeptisch an. „Hey...Was ist denn mit dir los? Hast wohl zu viele Butterbierflaschen geleert! Reg dich doch mal ab! Ich hab doch nur gefragt!" Lily schüttelte den Kopf und sagte: „Ach James! Nur gefragt! Ha! Du redest andauernd nur von Sandy! Sandy hier, Sandy da. Es nervt!" Sie blickte auf die Uhr. Zum Glück war es spät genug und sie konnte sich ungetrost in ihr Schlafzimmer zurückziehen. „Ich werde jetzt ins Bett gehen! Gute Nacht!", sagte sie abgehackt und ging rasch den Korridor entlang.

James blieb perplex stehen. Was war denn mit der los? So hatte er Lily noch nie erlebt. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur einen schlechten Tag, dachte er sich und ging ihr langsam hinterher. Das würde sich schon aufklären.

Lily lag in ihrem Bett. Es war Samstag und das hieß, dass heute der Ausflug nach Hogsmeade war. Doch Lily wollte lieber im Bett liegen bleiben und heulen. So wie sie es die letzten Tage gemacht hatte. Sie hatte keine Lust dazu raus ins kalte Wetter zu gehen, nur um James zu begegnen der wohl mit seiner SANDY (dieser abscheuliche Name schon) eng umschlungen durch das Dorf schlenderte. Lily wurde bei diesem Gedanken schon schlecht. Und wieder spürte sie, wie ihr die Tränen hoch kamen. Die salzigen Tropfen flossen ihr über das Gesicht und Lily tat nichts dagegen sie zu stoppen. Sie würde am liebsten in einem Teich von Tränen ertrinken. Immer wenn sie versuchte sich auf zurappeln, kam ihr erneut das Bild von James und Sandy in den Kopf. Und das wiederum brachte sie erneut zum Heulen. Sie zog die Bettdecke über den Kopf und weinte sich in den Schlaf. Am Liebsten würde sie nie wieder erwachen. Das Leben war viel zu schrecklich....

James schaute am langen Gryffindor-Tisch entlang. Wo war sie nur? Er hatte sie heute noch gar nicht entdeckt. Das war doch nicht normal für Lily. Sie war doch sonst immer eine der ersten in Hogsmeade. Doch er hatte sie weder heute Morgen beim Frühstück, noch in Hogsmeade gesehen. War sie vielleicht krank? „Hey Pad, hast du Lily heute schon gesehen?" Der schwarzhaarige schüttelte den Kopf. Merkwürdig. Er stand auf und ging zu Lilys Freundinnen. „Hey Mädels...", sagte er, doch keiner von ihnen blickte zu ihm hoch. „Was willst du Potter?", fragte Alice und funkelte ihn böse an. „Ich wollte wissen, ob ihr Lily heute schon gesehen habt?" Sie schüttelten den Kopf. „Wir haben schon überall nach ihr gesucht, nur in eure Schulsprecherräume kamen wir nicht. Dafür habt ihr schließlich ein Passwort." James nickte und ging wieder zurück zu seinen Freunden.

„Was wolltest du denn bei denen?", fragte Pad und sah ratlos drein. James zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Ich werde mal nach oben gehen! Ich brauch Ruhe!" Sirius verstand seinen besten Freund. Er hatte den Streit zwischen James und Sandy mitbekommen. Er hatte zwar den Grund nicht mitbekommen, aber die lautstarke Auseinandersetzung im Honigtopf hatte jeder mitbekommen. Er wollte seinem Freund jedoch die Möglichkeit lassen aus freien Stücken zu ihm zu kommen. Er wusste wie James tickt und das wenigste, was er gebrauchen konnte, war ein Sirius, der ihn versuchte aufzumuntern. James brauchte immer erst mal Zeit für sich. Wenn er dann weit genug war, kam er dann um darüber zu sprechen.

James schritt langsam die Mamortreppe hoch. Noch immer lagen ihm die Worte von Sandra in den Ohren. Sie war so was von eifersüchtig. Immer wenn James auch nur einem anderen Mädchen die Tür offen hielt oder den Weg für eines frei machte, hatte Sandra ihm eine Standpauke gehalten. Im Honigtopf war das ganze dann ausgeartet zu einem Streit, nachdem James einem kleinen Mädchen aus der dritten eine Lakritzschachtel aus einem Regal geholt hatte. James waren diese Eifersuchtszenen einfach zu stark geworden und er hatte sie vor ein Ultimatum gestellt. „Entweder sie hörte auf mit diesen Eifersuchtszenen oder er würde sich von ihr trennen!" Als Sandra dann noch die Eifersucht legitimierte, wurde es James zu bunt und er trennte sich kurzer Hand von ihr. Es war zwar nicht leicht gewesen und im Nachhinein bereute er es auch, aber er hätte nicht so weiter leben können.

„Sahneschnecke", sagte er und das Bild mit dem Nilpferd schob sich zur Seite und gab den Weg zu den Schulsprecherräumen frei. Als sich das Portrait wieder schloss, atmete James tief ein und aus und ging zu Lilys Tür. Er machte sich solche Sorgen um sie. Er klopfte an. Doch keiner antwortete. Er klopfte erneut. Und wieder war nichts zu hören. Sollte er einfach die Tür öffnen? Vielleicht war sie gar nicht da! Aber vielleicht ging es ihr auch total schlecht. Vielleicht war sie Krank oder verletzt? Vielleicht wollte sie aber einfach keinen Besuch. Vielleicht...James hob die Hand und drückte die Klinke herunter.

Was sollte schon groß passieren....

Another James-and-Lily-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt