Eben noch hatte ich gedacht, dass nichts diesen schönen Tag zerstören könnte und jetzt stand hier Bill in meinem Zimmer.
"Was willst du?", meine Stimme war leise. " Reden, hatte ich dir doch schon gesagt!" Ich wollte überhaupt nicht wissen, wie seine Art von reden aussah. Ich wollte nur noch aus meinem Zimmer, aus diesem Haus einfach nur weg von Bill.
Bill setzte sich gemütlich auf meinen Schreibtischstuhl.Das war meine Chance. Ich sprang von meinem Bett auf und lief aus meinem Zimmer, den kleinen Flur entlang und riss die Wohnungstür auf. Meine Schritte waren hektisch. Danach lief ich die ganzen Treppen hinunter bis ich die nächste Tür öffnete. Gleich hatte ich es geschafft. Bill hatte sich nicht die Mühe gemacht mir nachzulaufen. Ich lief durch die Tür und stieß mit jemandem zusammen.
"Ich hatte mir schon gedacht, dass du abhauen würdest, aber dadraus wird heute nichts" Tom. Warum ausgerechnet er?
Ich konnte mich nicht bewegen. Ich war erstarrt. "Du weißt schon, dass es unhöflich ist einfach wegzulaufen." Er machte eine Pause, dann griff er mich am Handgelenk. "Komm", war das einzige was er dann sagte. Ich musste ihm folgen. Ich hätte nie gedacht, dass er trotzdem noch so stark war. Immerhin hatte er sich verletzt und in der Schule konnte er kaum laufen. Sein Gang war jetzt auch nicht besser, doch ich schaffte es trotzdem nicht mich zu befreien. Er war einfach zu stark.
Ich wehrte mich trotzdem mit Händen und Füßen. Plötzlich blieb er auf halber Strecke im Treppenhaus stehen. Ich erstarrte nun schon zum zweiten Mal. "Entspann dich mal", flüsterte er mir ins Ohr. Ich konnte sein Piercing an meinem Ohr spüren. Ich bekam eine Gänsehaut. Er sprach ruhig und gelassen. In meinem Rücken konnte ich seine Muskeln spüren und etwas kaltes- seine Kette. Die trug er aber auch immer!
"Wie soll ich mich entspannen, wenn ihr gerade in unsere Wohnung eingebrochen seid!?", brachte ich zwischen zusammengebissen Zähnen hervor. Ich hörte ihn hinter mir leicht lachen. "Recht hast du schon...", sagte er und machte eine kurze Pause in der wir uns wieder in Bewegung setzten. Er lief nun nah hinter mir. "...aber wir hatten auch unsere Gründe", fügte er hinzu. Ich drehte mich zu ihm um. Ich war neugierig, doch er ließ sich nicht beeindrucken und sprach einfach weiter: "Und wichtige Angelegenheiten erledige ich lieber selbst, dann kann ich sicher sein, dass alles so gelaufen ist wie ich es mir vorgestellt habe!" Mit einer geübten Handbewegung drehte er mich wieder um. Nun war ich noch neugieriger. Ich war also eine 'wichtige Angelegenheit' für ihn!?
Wir hatten nun unsere Wohnungstür erreicht. Sie stand noch auf. Tom Schloss die Tür und wir gingen weiter in mein kleines Zimmer auch dort Schloss er die Tür, jedoch steckte er dieses mal den Schlüssel ein. Natoll ich war also in meinem eigenen Zimmer eingeschlossen.
Ich guckte mich einmal in meinem Zimmer um. Bill saß immer noch auf meinem Stuhl. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt. Wiederwillig ging ich rüber zu meinem Bett und setzte mich auf dieses. Tom zog sich einen weiteren Stuhl heran und setzte sich auf diesen mit dem Gesicht zu mir.
"Das hat aber länger als erwartet gedauert, Bruder!", gab Bill belustigt von sich und setzte sich auf. Tom grinste ihn nur an und zog die Augenbraue hoch. "Ich hätte sie gar nicht abhauen lassen!", sagte er dann. Die beiden benahmen sich so als wäre ich gar nicht hier! Sie sprachen einfach ganz locker miteinander.
Doch dann wurde Toms Miene ernst. "Du lebst hier nur mit deiner Mutter, oder?", wendete er sich an mich. Ich nickte nur. Ich hatte Angst was als nächstes passieren würde. "Wann kommt sie nach Hause? ", fragte mich nun Bill. Meine Mutter wollte heute etwas länger arbeiten und hatte mir nicht gesagt, wann sie nach Hause kommen wollte. Genau das sagte ich den beiden. Tom und Bill nickten gleichzeitig und ich musste mir ein Lachen verkneifen. "Okay", sagte Tom nun zu sich selbst. Er stand von dem Stuhl auf und ging zielstrebig auf meinen Schrank zu. Moment mal. Meinen Schrank? Ich sprang auf und wollte mich ihm in den Weg stellen, doch ich kam gar nicht dazu. Bill sprang auf packte mich am Handgelenk warf mich auf mein Bett und dann hörte ich nur noch ein klickendes Geräusch. Es waren Handschellen. Bill hatte mich gerade an mein Bett gekettet-mit Handschellen!?
Tom ließ sich von dem Schauspiel hinter ihm nicht sonderlich beeindrucken, sondern öffnete seelenruhig meinen Schrank. Es war mir peinlich. Es war mir peinlich ihm meinen Schrank, meine Privatsphäre zu zeigen und das gegen meinen Willen.
Doch ich konnte nichts machen. Wie auch? Ich war in meinem Zimmer an mein eigenes Bett gefesselt!
"Doppelter Boden, dachte ich mir schon!", sagte der Hopper und schob diesen zur Seite. "Was...was hast du vor?", stotterte ich vor mich hin. "Bill nimm die Bilder ab!" In einem befehlerischen Ton wendete sich Tom an Bill ohne meine Frage zu beantworten. Ich bekam immer mehr Angst. Angst vor dem ungewissen, dass noch kommen könnte.
Bill tat wie es ihm gesagt wurde. Die große kahle Wand, an der sonst nur ein paar Bilder gingen war nun leer. Es war mir echt ein Rätsel, was die beiden nun vorhatten.
Mein Blick war Bill gefolgt, der zum Fenster gegangen war um die Gardinen zu schließen, doch nun folgte ich dem merkwürdigen Geräuschen, die aus der Richtung von Tom kamen.
Er hatte meine ganzen Spraydosen auf meinem Zimmerboden verteilt und es sah so aus als würde er diese sortieren. Genau dies tat er auch er sortierte sie der Farbe nach. Erst jetzt wurde mir bewusst wie viele Farben ich hatte, dabei hatte ich die meisten noch gar nicht benutzt. Nach einer Weile war alles sortiert und mir wurde auch klar was Tom nun vor hatte, aber ich wusste nicht warum? Warum wollte er meine Wand verzieren?
Ich lag auf meinem Bett und guckte Tom gespannt zu. Wie er erst alles mit Bleistift vorzeichnete und dann die Spraydose ansetzte. Ich merkte wie konzentriert er war. Selbst Bill wagte es nicht mit Tom zu sprechen.
Mit der Zeit wurde ich immer müder. Es müsste nun schon um die 22:00 Uhr sein. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte mich nicht mehr wach halten. Ich schloss die Augen und hörte nur dass vertraute Spraygeräusch. Es beruhigte mich auf eine komische Art und Weise und ich schlief dann schnell ein.
Ich öffnete meine Augen. Mir tat alles weh, was auch kein Wunder war, da ich in normalen Klamotten eingeschlafen war und dazu auch noch in einer ungewöhnlichen Liegeposition. Ich setzte mich auf. Die Zwillinge waren natürlich nicht mehr da. Ich guckte auf mein Handgelenk, die Handschellen waren weg. Alles schien so, als wären die beiden nie da gewesen, denn auch meine ganzen Spraydosen waren nicht mehr in meinem Zimmer verteilt.
Sofort blickte ich zu der großen Wand. Dort wo gestern noch eine kahle Wand war sah ich nun auf ein Graffiti.
Ich stand auf und setzte mich auf meinen Fußboden direkt vor die nun bunte Wand. Ich betrachtete das Kunstwerk. Das Graffiti war fantastisch! Es war in vielen Farben gesprüht worden. Ich musste es zugeben, aber Tom war ein Gott, wenn es um das sprayen von Graffitis ging, denn auch dieses war einfach nur klasse.
Doch der Schriftzug kam mir bekannt vor. Ich guckte ihn mir einmal genauer an: 'Graffiti'. Das war mein Tattoo nur in Farbe. Woher wusste er nur, das ich ein Tattoo habe?
Ich ging noch etwas näher an das Kunstwerk ran. Unter diesem war ein etwas komisches Zeichen. Ein großes T mit zwei weiteren Strichen,dieses Zeichen war von einem Kreis umrundet, der an einer Stelle etwas offen war. Ich hatte dieses Zeichen schon öfter gesehen. In der Stadt. Da kam mir nun die rettende Antwort. Dieses Zeichen kennzeichnete Toms "Revier". Dieses Zeichen war das Zeichen von Tom. Und dieses Zeichen war nun in meinem Zimmer. Jetzt hatte ich ein ernsthaftes Problem, denn Flo durfte dieses Kunstwerk niemals sehen!

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Graffiti
FanfictionDie Graffitigangs wüten in Hamburg und Layla ist mitten drin! Sie trifft einen Jungen in einer Gasse, der viele Fragen aufwirft, und auf rätselhafte Weise wieder verschwindet. Panik! Sie hat Panik! Doch alles scheint wieder normal zu werden bis sie...