Zwei

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Mein Wecker klingelte viel zu früh, denn ich war noch sehr müde. Trotzdem musste ich aufstehen und mich fertig machen, denn ich wollte nicht an meinem ersten Schultag, an einer neuen Schule, zu spät kommen.

Ich stand also wiederwillig auf, holte mir meine Sachen aus dem Schrank und zog mich dann in unserem kleinen Badezimmer an.

Als ich fertig war betrachtete ich mich noch einmal im Spiegel. Ich würde mich selber nicht als ein typisches Mädchen bezeichnen. Ich war nicht eine von den Mädchen die sich schminkten oder nach dem Motto leben: Je kürzer desto besser!

Nein! Ich war anders, aber genau dieses 'anders sein' mochten meine Freunde in München immer unheimlich an mir. Ich bin schon gespannt wie meine neuen Klassenkameraden darauf reagieren. Doch ich werde es wohl noch früh genug erfahren.

Ich betrachtete mich immer noch im Spiegel: dunkelblonde schulterlange Haare, eine gebräunte Hautfarbe. Meine Piercings stachen mir sofort ins Auge. Sie waren beide schwarz. Ein Helix- und ein Rookpiercing. Meine Freunde hatten immer gesagt, dass ich ein sehr hübsches Mädchen wäre. Ich jedoch fand dies nicht. Außerdem hatte ich immer noch keinen Freund.

Ich verließ das Badezimmer und machte mich auf den Weg in unsere kleine aber feine Küche. Dort machte ich mir ein Brot.

Meine Gedanken schweiften wieder ab. Wie würden wohl meine Klassenkameraden auf mich reagieren? Ob sie nett sind? Oder ob sie mich nicht ausstehen können? Was würde ich dann machen? Ich hatte keine Ahnung!

Ich guckte auf die Uhr, die an der Wand hing. Sie zeigte mir, dass ich mich beeilen musste, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.

Ich stand also auf und ging schnellen Schrittes in mein Zimmer um meine Sachen zu packen. Viel konnte ich jedoch nicht einpacken. Immerhin hatte ich noch keine Bücher. Ich würde diese erst heute in der Schule bekommen. Ich endschied mich also für zwei Blöcke und meine Federmappe. Meine Schultasche war also unnormal leicht. Doch dies fand ich eher entspannend als komisch.
Nachdem ich mir meinen Haustürschlüssel gegriffen hatte verließ ich unsere kleine Wohnung im fünften Stock. Ich erreichte den Bus rechtzeitig und war also noch pünktlich in der Schule angekommen.

Dort machte ich mich auch sofort auf den Weg ins Sekretariat, das ich mit Hilfe von Schildern sehr gut finden konnte. Die Sekretärin war sehr nett. Sie gab mir meinen zukünftigen Stundenplan und sagte mir wo meine Klasse war.

Und schon stand ich vor dieser. Der Unterricht hatte wohl doch schon angefangen, denn ich konnte von drinnen jemanden sprechen hören-Wahrscheinlich der Lehrer.

Ich klopfte ein paarmal und betrat dann die Klasse als eine Stimme 'Herein' gesagt hatte.
Nun waren alle Augenpaare auf mich gerichtet. Natoll! Wie ich so etwas liebe!

Der Lehrer beachtete das Gemurmel nicht, das von der Klasse ausging. Er ging nur auf mich zu.
„Ah eine neue Schülerin. Ich bin Herr Köhler, der Klassenlehrer", der Lehrer lächelte mich an. „Layla Morison" sagte ich knapp. „Willkommen in der Klasse, Layla, setz dich doch auf den freien Platz neben Amelie. Ich hoffe sie können dem Unterricht folgen. Ich werde dir in der Pause deine Bücher holen."

Ich nickte nur, dann setzte ich mich auf den Platz, auf den der Lehrer gezeigt hatte. Die Blicke der anderen beachtete ich nicht. Das Mädchen sah nett aus und sie sprach mich auch schon gleich an.
„Hey, ich bin Amelie.", sagte sie zu mir. Ihre Stimme war freundlich. „Aber, du kannst mich Amy nennen, das machen eigentlich alle. Außer die Lehrer" fügte sie grinsend hinzu. Ich musste auch grinsen „Layla" sagte ich zu ihr. „Ein schöner Name!", flüsterte sie zu mir, da der Unterricht weiter ging. „Danke"

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine in schwarz gekleidete Person betrat den Raum. Alle schauten zu dem Jungen auf. Genauso wie ich. Ich musterte ihn: groß, schlank, schwarze Kleidung, seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab und...er schminkt sich. Dazu kam noch ein Piercing an der Augenbraue.

„Ah der feine Herr Kaulitz.", sagte Herr Köhler. Der Junge ignorierte ihn und ging zu seinem Platz in die letzte Reihe.

„Starr ihn nicht an!", zischte Amy mir zu und ich wendete augenblicklich meinen Blick ab. Ich guckte sie fragend an. „Glaub mir. Mit dem willst du nichts zu tun haben." Sie machte eine kleine Kunstpause. „Das ist Bill. Der gehört zu Georg und Gustav." Ich guckte sie immer noch fragend an, denn ich verstand gar nichts. „Die sind alle in einer Clique. Man könnte sie sogar schon als Gang bezeichnen. Über sie gibt es so manche Gerüchte. Also hör auf meine Worte halt dich vor Bill, Georg und Gustav fern, aber vor allem vor Tom er ist Bills Zwillingsbruder."

„Wieso, was ist denn mit diesem Tom?", wollte ich von ihr wissen. „Über Bill, Georg und Gustav gibt es nur Gerüchte zum Thema Sachbeschädigung und Einbrüche, aber Tom soll schon mal jemanden umgebracht haben. Mensch Layla das ist hier kein Spaß. Halt dich bitte von Tom fern. Versprochen?"

Was sollte ich nur antworten...?

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