Prolog

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Es war mitten in der Nacht. Alles war finster und man konnte keine Personen entdecken. Zumindestens nicht, wenn man nicht wusste, dass sich jemand in der Dunkelheit verbarg.

Wenn man nämlich genau hinsah, sah man eine dunkle, schlanke Gestalt, die sich gegen die kalte, staubige Mauer lehnte.

Ich wartete bis die Passanten an der Sackgasse vorbeigegangen waren. Ich schaute mich noch einmal in alle Richtungen um, dann zog ich mir die schwarze Mütze tiefer ins Gesicht und den Schal über Mund und Nase.

Ich schüttelte die Spraydose ein paar Mal. Dann setzte ich an...

„Halt!", ich hielt inne. Hinter mir wurden zwei Autoscheinwerfer angemacht. „Lass die Dose fallen, Hände nach oben und langsam umdrehen!" Ich ärgerte mich. Innerlich schrie ich schon. Scheiße! Ich hatte den Streifenwagen vergessen. So ein Mist!

Ich senkte meinen Blick. Was sollte ich schon anderes machen, als den Anweisungen des Beamten zu folgen. Ich ließ die Dose fallen. Diese knallte mit einem lauten Geräusch auf dem Boden auf. Ich machte den ersten Schritt seitlich.

Plötzlich ertönte ein dumpfer Knall. Die Autoscheinwerfer wurden ausgestellt. Ich fuhr herum. In der Dunkelheit konnte man nicht sehr viel erkennen, jedoch konnte man erkennen, dass der Polizist bewusstlos auf dem Boden lag. Ich zog den Schal von meiner Nase und meinem Mund.

Natoll! Jetzt würde man bestimmt auch noch denken, dass ich diesen Polizisten niedergeschlagen habe. Ich musste also schnell hier weg.

Ich wollte gerade den ersten Schritt machen, als ich von hinten gepackt wurde. Panik stieg in mir auf. Was würde nun mit mir passieren?

„So, und nun zu dir!", ich spannte mich sofort an. Die Stimme ließ mich erzittern und ich bekam eine Gänsehaut. Ich wollte etwas sagen, jedoch kam ich nicht dazu. Die Stimme, die eindeutig zu einem Jungen gehörte, unterbrach mich.

„Das hier ist unser Revier!" Ich schluckte schwer. Wer konnte denn schon wissen, dass es hier in Hamburg, verschiedene Reviere gab? Ich wollte hier weg. Also schlug ich um mich.
„Ich bin noch nicht fertig." Der Junge, den ich immer noch nicht sehen konnte, da er hinter mir stand, packte mich grob am Handgelenk.

„Wenn ich dich hier in Zukunft noch einmal sehe, dann hast du ein ernsthaftes Problem." Ich nickte schnell, als Zeichen, dass ich verstanden hatte. Der Griff lockerte sich etwas, jedoch war ich noch nicht ganz frei.

Ich fand endlich wieder meinen Mut und somit auch wider meine Stimme: „Du kannst dir mich sowieso nicht merken!" Ich legte in diesen Satz meine ganze Hoffnung und Überzeugungskraft.
Der Junge hinter mir fing an zu lachen, doch dann wurde er wieder ernst. „Glaub mir, dich kann ich mir merken."

Es endstand eine, wahrscheinlich kurze, Pause. Diese kam mir jedoch ziemlich lang und erdrückend vor.

Ich traute mich nicht noch irgendetwas zu sagen oder zu tun. Immerhin hatte dieser Junge hinter mir gerade einen Polizisten bewusstlos geschlagen. Ich konnte also nicht mehr machen als abwarten.

Meine Handgelenke wurden frei gelassen, jedoch wurde ich keine Sekunde später an der Kehle gepackt und nach hinten gedrückt. Ich spürte die Muskeln vom Jungen hinter mir in meinem Rücken. Er Atmete gelassen ein und aus.

„Verschwinde!", zischte er mir ins Ohr. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Dann ließ er mich los und ich lief.
Als ich das Ende der Gasse erreicht hatte drehte ich mich noch einmal um. Der Junge war nicht mehr da...

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