Kapitel 1

498 9 1
                                    

Das Kissen unter meinem Kopf war komplett platt gedrückt. Mein Bett unter mir war kalt und es fühlte sich nicht so gemütlich an, wie ich es in Erinnerung hatte. Auch meine Wohnung fühlte sich fremd an. Der Grund war nicht unbedingt, dass ich so lange nicht mehr hier war. Es fühlte sich momentan alles fremd an. Selbst die Stadt, die ich eigentlich das letzte Jahr meine Heimat genannt hatte.

Niemals hätte ich mir denken können, dass London sich so ungemütlich anfühlen würde. Es war schon immer meine Traumstadt gewesen. Schon als ich zum ersten Mal mit meinem Dad hier am Bahnhof angehalten hatte, war ich beeindruckt vom Treiben der Menschen.

Doch jetzt wo ich zurück war fühlte ich einfach nichts. Nach meiner Rückkehr wurde mir erst richtig bewusst, was sich die letzten Monate abgespielt hatte und was für ein wundervolles Leben ich führen durfte.

Los Angeles war zweifelslos eine unglaublich beeindruckende Stadt. Ich fühlte mich wohl, doch das auch nur wegen ihm. Er war der Grund für alles, was ich erleben durfte. Er war es, der mein Leben so ausfüllte. Doch es brach zusammen.

Draußen hörte ich die ersten Menschen, die sich auf den Weg zur Arbeit machten. Man hörte die Autos, die nur schwer vorankamen.

Die Sonne schien durch meine Jalousien. Die grellen Lichtstrahlen sollten sich eigentlich warm anfühlen, doch das taten sie nicht.

Ich drehte mich auf die andere Seite des Bettes und starrte auf den Wecker, der auf meinem Nachttisch stand.

8:47

Seufzend rieb ich meine Augen. Mal wieder war ich eine ganze Nacht wachgeblieben. Alles drehte sich in mir, als ich versuchte mich aufzurichten. Meine nackten Füße berührten den kalten Boden und ein leichter Schauer lief mir über den Rücken.

Während ich in die Küche tapste fuhr ich mir durch die wirren Haare. Diese hatte ich auch schon lange nicht mehr gekämmt. Ich sah allgemein aus wie ein Wrack.

Unter meinen Augen konnte man tiefe dunkle Schatten sehen. Meine Lippen waren trockener als die Sahara, doch meine Augen wiesen das Gegenteil auf. Sie waren unglaublich wässrig.

Das Glas in meinen Händen füllte ich mit Wasser aus dem Hahn voll. Der Kühlschrank war nicht mehr wirklich gefüllt und wenn ich mal was aß, dann beschränkte es sich auf Cornflakes, Toast mit Marmelade oder Porridge.

Ich lehnte mich an der Küchenzeile an und verschränkte meine Arme vor meiner Brust und starrte in die leere. Schließlich flog mein Blick auf das kleine Radio auf der Fensterbank. Früher hatte ich es ständig an, wenn ich alleine zuhause war. Ich hatte es mir wegen meiner Großmutter angewöhnt. Bei ihr lief auch ständig das Radio oder der Fernseher.

Mit zittrigen Fingern stellte ich es an. Zuerst hörte man nur ein Rauschen, was eventuell daran lag, dass es schon länger nicht mehr in Betrieb war.

Doch schließlich kristallisierte sich eine Stimme raus, die mich zum Zusammenzucken brachte. Mein Kopf wurde heiß und ich versuchte hektisch das Gerät auszustellen, was aber mit zittrigen Fingern nicht so gut funktionierte.

Schließlich riss ich die Batterien raus, sodass die Musik verstarb. Genau das wollte ich die letzten Tage vermeiden. Seine Stimme zu hören zerriss mein Herz mehr als alles andere. Es war nie sein Aussehen, das mich zum Staunen brachte. Nein.

Es war seine Stimme, die in mir eine wohlige Wärme auslöste. Seine Stimme brachte mich teilweise zum sabbern, so verrückt war ich danach.

Doch dieses Mal spürte ich diese Wärme nicht. Es tat einfach nur verdammt weh seine raue tiefe Stimme zu hören.

Das Knirschen meiner Zähne konnte man laut und deutlich hören. Mein Kiefer hatte sich im Leben noch nie so stark zusammen gepresst.

Alles verkrampfte sich in mir und ich hörte für eine kurze Zeit auf zu atmen. Doch plötzlich stieß ich einen Schrei aus und schlug das Glas neben mir zur Seite vor lauter Wut. Ein Scheppern ertönte.

Tränen schossen aus meinen Augen und ein lautes Schluchzen entwich meiner Kehle. Der Damm war gebrochen. Ich konnte mich nicht mehr festhalten, weshalb ich einknickte. Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen und ich begann bitterlich zu weinen.

All den Frust der sich die letzten Tage angebaut hatte bekam ich jetzt zu spüren. Doch ich spürte alles auf einmal.

Wut. Trauer. Hass. Enttäuschung.

Ich fühlte mich kaputt. Es tat alles weh, von Kopf bis Fuß.

26.01.17 (710 Wörter)

Song:
Everybody hurts
R.E.M.

The Story of my broken heart I German Harry Styles FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt