Kapitel 18

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Der Wagen hielt vor meiner Wohnung. Jonathan zog die Handbremse an und zog den Schlüssel aus dem Schloss. Es war still im Auto. Nur die Straßenlaternen spendeten Licht in der Dunkelheit.

Ich spürte, wie Jonathan mich anstarrte, doch ich sah stur nach vorne. Ich wollte in mein Bett und diese Klamotten ausziehen.

Ich versuchte die Tür zu öffnen, doch mein bester Freund hielt mich auf. ,,Soll ich mit hoch kommen?", fragte er leise. Mein Blick glitt in sein Gesicht. Seine Wangen waren rot und an seinem Hals erkannte ich Knutschflecken. Zum ersten Mal an diesem Abend schaute ich ihn genauer an.

Er hatte sicherlich ein Date gehabt und ich hatte ihn unterbrochen. Ich zwang mich zu einem unehrlichen, schiefen Lächeln. ,,Alles gut, Jonathan. Ich schaff das schon."

Seine Augenbrauen schossen in die Höhe: ,,Hör mal. Ich bin für dich da."

Ich nickte und beugte mich rüber zu ihm, um ihn in eine Umarmung zu ziehen. Er seufzte und zog mich näher an ihn.

Diesmal öffnete ich die Tür wirklich und Jonathan ließ mich gehen. Ich hörte, wie sein Wagen wegfuhr, als ich im Flur stand.

Wie in Trance öffnete ich meine Haustür und stürmte in meine Wohnung. Die hohen Schuhe kickte ich von meinen Füßen und ließ sie einfach im Flur liegen. Jonathans Pulli folgte und auch das hautenge Kleid fand seinen Weg auf den Boden. In Unterwäsche setzte ich meinen Weg ins Badezimmer fort und ließ diese ebenfalls von meinem Körper gleiten.

Ich stieg unter die Dusche und ließ heißes Wasser auf meine Schultern prasseln. Ich rieb mir einige Male über mein Gesicht, um die Schminke wegschmelzen zu lassen.

Ich stellte das Wasser auf eiskalt und ein kleiner Schock durchfuhr meinen Körper. Schnell kniff ich meine Augen zusammen und wieder schossen mir Tränen aus dem Auge.

Jeder Tag mit Harry erschien mir vor den Augen. Jeder Tag, den ich mit ihm geteilt hatte.

Ich glitt die kalte Fliesenwand runter und presste mir meine Hände vor die Augen. Ein lautes Schluchzen entwich mir und nun saß ich da:

Nackt in meiner Dusche unter prasselnden kalten Wasser, wie in jedem traurigen Herzschmerz Film.

Ich weiß nicht, wie lange ich da gesessen hatte. Ich weiß auch nicht, wann ich mich aufgerappelt hatte, um mir meinen Pyjama rauszukramen und mir den überzuziehen.

Ich weiß nur, dass ich nun in meinem Bett lag und die Decke anstarrte. Ich war wieder bei Null angelangt. Es fühlte sich genauso an, wie an dem Tag, an dem ich in London landete und nach Monaten wieder meine Wohnung betrat.

Die Sonne ging irgendwann auf und auch London wachte wieder auf. Menschen gingen auf die Straßen und die altbekannten Motorengeräusche, der im Stau stehenden Autos, drangen bis in meine Wohnung.

Meine Augen waren trocken und auch meine Lippen fühlten sich rissig an. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und setzte mich auf. Viel Schlaf hatte ich nicht bekommen.

Ich schwang meine Beine über die Bettkante und als ich den kalten Fußboden unter meiner Fußfläche spürte durchzog mich ein kalter Schauer.

Ich schaute auf meine geschwollenen Füße, die definitiv den gestrigen Abend nicht überlebt hatten.

Mein Blick glitt durch mein Zimmer, welches im Chaos lag. Überall lagen Klamotten, mein Schrank war aufgerissen und unordentlich. Geschirr stand auf meinem Fensterbrett und es sollte definitiv mal gesaugt werden.

Wie vom Schlag getroffen stand ich auf und zog mir ein frisches Sockenpaar über die kalten Füße.

Ich schnappte mir einen Wäschekorb und schmiss sofort alle Kleidungsstücke hinein. Ein großer Wäscheberg sammelte sich an und ich durchsuchte jede Ecke in meiner Wohnung nach Kleidungsstücken, die schmutzig schienen.

Alles was in meine Waschmaschine passte wurde reingestopft und ich schaltete die erste Ladung an.

Meine Füße trugen mich in meine Küche, wo mich ebenfalls eine riesige Unordnung begrüßte. Ich riss das Fenster auf und begann alles abzuwischen und zu spülen. Die Küchenschränke füllten sich wieder mit sauberen Tellern und Tassen. Alles wurde geschrubbt und abgestaubt.

Meine Waschmaschine piepte und ich holte die gewaschene Wäsche raus. Die nächsten Klamotten wurden reingestopft. Ich holte einen Wäscheständer aus dem Bad und hang alles auf.

In meinem Zimmer öffnete ich ebenfalls die zwei Fenster und kühle Luft strömte mir entgegen. Ich nahm mir meinen Kleiderschrank vor und durchstöberte ihn. Ich mistete gewaltig aus und es blieb nur noch die Hälfte übrig. Als ich dann den verstaubten Karton in der hintersten Ecke des Schrankes fand, stockte ich.

Ich hockte mich auf den Boden und öffnete ihn vorsichtig. Alte Erinnerungen strömten mir entgegen.

Jonathans und mein jugendliches Gesicht grinsten mir entgegen. Wir saßen auf einer braunen Holzbank, die ganz in der nähe unseres Heimatorts war. Hinter uns lehnten unsere Fahrräder an einem Baum. Jonathan hatte den Tag zuvor sich seine erste eigene Digitalkamera gekauft und wir wollten sie natürlich sofort ausprobieren.

Das nächste Bild zeigte mich und Naomi. Es war wenige Wochen nach unserem ersten aufeinandertreffen entstanden. Wir standen in einer Umkleidekabine und machten ein Spiegelbild in Kleidungsstücken, die wir uns nicht hätten leisten können.

Es war so viel Zeit vergangen, seit diesem Foto. Sie sah mittlerweile so anders aus mit ihrem Babybauch.

Christopher machte irgendeine komische Grimasse hinter mir und ich saß nur genervt auf einem Stuhl vor ihm. Es war der Geburtstag meines Vaters, den wir vor wenigen Jahren zum letzten Mal gemeinsam gefeiert hatten.

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als ich weiterhin die Kiste durchstöberte. So viele schöne Erinnerungen kamen mir wieder in den Kopf.

Meine Hände kramten weiterhin in der Kiste rum, bis ich auf alte Zettel stieß, die vollgeschrieben waren.

Meine Augen überflogen die Texte, einzelne Passagen und die kurzen Notizen. Alles Songs, die ich damals geschrieben hatte.

Früher war das meine Art von Tagebuch. Alle Erinnerungen steckten in den Texten.

Mein erster Kuss.

Mein erster Freund und das erste mal verliebt sein.

Freundschaften, die zerbrochen sind.

Streit mit meiner Familie.

Mein erstes mal Auto fahren. Ganz alleine und mit laut aufgedrehter Musik.

Mein erster Herzschmerz.

Sogar meinen ersten Frauenarztbesuch hielt ich in einem Song fest, was echt komisch war. Heute schmunzelte ich, wenn ich den Text las.

Als mir dann ein ganz bestimmtes Lied in die Arme fiel, rollte mir eine Träne über meine Wange.

Ich richtete mich auf und suchte mein Handy. Die Nummer war schnell gewählt und ich wartete nur noch auf die Stimme, die sich melden sollte.

,,Alex? Warum rufst du an?"

,,Ich komme euch besuchen, Dad. Ich bin auf dem Weg."

13.06.2017 (1062 Wörter)

Sorry, dass ich für eine lange Zeit inaktiv war. Das Leben spielt sich nicht immer nach Plan ab.
Danke für die vielen Reads und die positive Resonanz, die ich von zwei Leuten bekommen habe.
In den nächsten Kapiteln erwartet euch viel privates aus Alex' Leben und auch die Vergangenheit kommt wieder ins Spiel.
Doch erst einmal bin ich froh, dass Harry aufgetaucht ist. Für Alex ist es zwar nicht so eine positive Situation, aber sie muss dadurch, auch wenn es mir selbst wehtut.


The Story of my broken heart I German Harry Styles FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt