Kapitel 2

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Die Suppe köchelte vor sich hin im kleinen Topf der auf dem Herd stand. Konzentriert stand ich davor und achtete penibel darauf, dass mir die Gemüsesuppe nicht anbrannte. Mein Bauch grummelte unglaublich.

Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich mir etwas Warmes zum Essen machte. Gestern war ich nämlich draußen. Ich sah aus wie ein Obdachloser, da ich mir überhaupt nicht die Mühe gemacht hatte mich umzuziehen oder zurecht zu machen. Im Tesco wurde ich auch dauerhaft angestarrt und ich verließ den Laden schnell.

Etwa alle zwei Minuten rührte ich im Topf herum und wartete schließlich wieder. Mein Handy klingelte neben mir und ich wollte eigentlich den Anruf weg drücken, so wie ich es die letzten Tage auch gemacht hatte, doch als ich sah, wer dort anrief, konnte ich es nicht machen.

Mit zittrigen Fingern nahm ich den Anruf an und sofort schallte mir eine fröhliche Stimme entgegen. „Hallo!", rief meine Mutter heiter in den Hörer. Im Hintergrund hörte ich Koko bellen, unser Hund. Ich war in einer Art Schockstarre. Wie sollte ich das alles meiner Mutter erklären? „Alex? Alexandra, Schätzchen, bist du dran?"

Ich musste kurz die angesammelte Spucke in meinem Mund schlucken, bevor ich antwortete. „Ja, ich bin dran. Hey, Mum."

„Gott sei Dank. Jonathan hat mir schon erzählt, dass du ihn immer weggedrückt hast. Weißt du, er war letzte Woche hier und hat seine Familie besucht. Er kam sogar bei uns vorbei und wir haben ein wenig geschwätzt. Du solltest auch mal vorbei kommen. Seitdem du in Los Angeles bist hab ich dich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es reicht mir ja schon, dass dein Bruder sich nie blicken lässt, du musst jetzt auch nicht damit anfangen. Oder wir kommen vorbei.", plapperte sie drauf los. Meine Mum war eine heitere Person. Sie strahlte ziemlich viel Positivität aus. „Koko vermisst dich auch schrecklich und von Barnie fangen wir gar nicht erst an. Du weißt doch, wie sehr dich dieser Kater liebt."

„Mum, ich-", versuchte ich sie zu unterbrechen, doch sie war in einem Redeschwall. Manchmal hatte sie das, da verdrehte sogar Dad immer seine Augen.

„Oh und hast du das schon von Jenny gehört? Sie heiratet, Alex! Unsere kleine Jenny wird heiraten. Unglaublich oder? Du und Harry, ihr müsst unbedingt kommen, wenn es soweit ist. Hier sind alle schon so aufgeregt. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Ich bin so aufgeregt."

Sie redete weiter, ohne eine einzige Unterbrechung. Ich hörte ihr auch zu, bis sie seinen Namen erwähnt hatte. Ich war ihr nicht böse, immerhin wusste sie ja von allem noch nichts. Keiner außer Harry und mir.

Meine Mum war von Anfang an ein großer Fan von ihm gewesen. Sie unterstützte unsere Beziehung mehr als jeder andere.

Ich bemerkte gar nicht wie mir Tränen über die Wangen flossen. Dann entwich mir sogar ein schluchzen, welches schließlich auch meine Mum zum Stocken brachte. „A-Alex? Ist alles okay bei dir?", fragte sie vorsichtig. Ich schüttelte meinen Kopf, doch das konnte sie ja nicht sehen. Also brachte ich nur ein brüchiges „Nein" heraus.

Zwischen uns entstand eine unangenehme Stille. „Bist du krank? Ist irgendwas mit Harry passiert? Ist er krank?" Doch bei diesen Worten fing ich noch mehr an zu weinen.

Ich konnte nichts mehr sagen und sie war auch irgendwie geschockt. Von mir kam nur noch ein schluchzen und der klägliche Versuch in regelmäßigen Abständen zu atmen.

„Alex hast du-", fing sie an, „Habt ihr Schluss gemacht?" Ihre Stimme war sanft, leicht zitternd aber ruhig. Ich wollte nur noch, dass sie mich in den Arm nahm.

„Har-ry. Er hat Schluss gemacht, Mum.", antwortete ich, immer noch heulend.

Ein enttäuschendes Schnauben drang durch das Smartphone. „Wo bist du, Schätzchen?"

„London.", kam es knapp von mir.

„Willst du nicht lieber zu uns kommen. Es wird dir sicher gut tun, Dad wird sich freuen wieder sein kleines Mädchen zu sehen und du bist nicht mehr so alleine.", bot sie mir an. Sie hinterfragte nicht, wie lange ich schon wieder hier war und warf mir auch nicht vor ihr schon vorher Bescheid gegeben zu haben. Das liebte ich so sehr an meiner Mum. „Wenn du willst fahren wir sofort los, wenn Dad von der Arbeit kommt und holen dich ab."

„Ich... Ich denke ich bleib hier.", schniefte ich. „Mum, ich muss einiges klären."

Ich musste wirklich einiges klären. Meine ganzen Freunde hier wussten noch nichts von meiner Rückkehr und ich musste mir definitiv einen Job suchen. Diese Wohnung bezahlte sich nicht von selbst. Zumindest nicht mehr. Harry hatte mir nach dem Umzug nach LA angeboten die Kosten dieser Wohnung zu übernehmen, damit wir einen Rückzugs Ort in London hatten. Zuerst lehnte ich es ab, doch er war verdammt Dickköpfig und wollte seine Vorschläge immer durchsetzen.

„Ich verstehe."

„Ich komme sobald ich kann."

„Ich weiß, Schätzchen, ich weiß."

Nach weiteren Minuten legten wir auf. Erleichtert atmete ich auf, als ich mein Handy zur Seite legte. Es meiner Mutter gesagt zu haben machte es nur noch realer. Wieder einmal zog sich dieses stechende Ziehen durch mein Herz, dass ich schon so oft die letzten Tage gespürt hatte.

14.02.2017 (839 Wörter)

Song:
Yesterday
The Beatles

The Story of my broken heart I German Harry Styles FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt