Kapitel 4: Verstecken

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Auch bei Levi vergingen die beiden ersten Tage ruhig. Erst am dritten Tag zeigten sich auch bei ihm die Folgen des Bösen ...

Levi lief gerade ins Klassenzimmer, als ihm einer seiner Schüler entgegen gesprungen kam - die Augen weit aufgerissen, die Zähne gefletscht wie bei einem Tier. Im letzten Moment konnte Levi noch zurückweichen und die Tür zuschlagen. Mit rasendem Herzen starrte er an die gegenüberliegende Wand, presste sich mit dem Rücken an die Tür und atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Das hieß dann wohl, dass die Krankheit sich schon wieder um einen großen Teil ausgeweitet hatte. Kurz schloss er die Augen und rief die Situation zurück in sein Gedächtnis. Er hatte noch fünf andere Schüler im Raum gesehen. Vier am Boden, der fünfte war über sie gebeugt. Unter Garantie würden die vier nicht mehr unter den Lebenden weilen.

"So ein Scheiß", zischte Levi leise. Im nächsten Moment hörte er die Stimme einer Kollegin:"Levi!"


Sofort drehte er den Kopf nach links und sah sie an der gläsernen Tür zum Treppenhaus. Sie schien offensichtlich nicht von diesem Virus befallen zu sein. Levi nickte ihr leicht zu und schloss dann eilig die Tür zum Klassenzimmer ab, um daraufhin zu Hanji zu kommen:"Sind noch mehr im Gebäude?"

"Ja, aber nicht viele", erklärte sie und lief gemeinsam mit ihm die Treppe rauf:"Fünf Schüler und Rico."

"Das ist nicht wirklich viel", murmelte Levi und sah sie kurz von der Seite an:"Wirklich keine anderen?"


"Nur Tote und diese Biester", bestätigte sie leise und trat mit ihm auf den Flur, als sie oben angelangt waren. Auch hier hatte es schon Opfer gegeben. Blut war auf dem Boden zu sehen und eine Spur führte zu einem der Erdkunderäume. Hanji ging an Levi vorbei:"Wir haben die beiden Leichen dort reingezogen. Ist ja doch angenehmer so ..."


Levi nickte nur zustimmend und starrte noch kurz auf das Blut, ehe er Hanji zu dem Raum folgte, wo sie und die Anderen wohl untergekommen waren. Kurz blickte er in die Gesichter der Personen. Neben seiner Kollegin Rico befanden sich noch Jean, Eren, Armin, Hannah und Franz im Raum. Kurz blieb Levis Blick bei Letzterem hängen. So ein scheiß Name. Damit musste man doch echt gestraft sein in seinem Alter.

"Was machen wir jetzt? Hier laufen wahrscheinlich nur noch so Verrückte rum", murmelte Rico nachdenklich und eher zu sich selber als zu den anderen. Levi ging zum Fenster, um nach draußen zu sehen, wo ebenfalls schon mehrere Tote lagen. Einige davon waren auch seine Schüler ...

"Tja. Das ist die Frage", meinte Hanji und setzte sich auf die Fensterbank:"Wäre das alles nur nicht so tödlich ... Ich finde es so interessant, was in diesen Menschen vorgeht. Was mit ihnen passiert. Ob sie sich tatsächlich mit irgendwas infiziert haben oder ob es übermenschlich ist! Vielleicht sind es auch Mutationen, die durch die Veränderung der Umwelt entstanden sind."

Verständnislose Blicke der Schüler. Stummes Verständnis von Levi dafür. Hanjis Denken war manchmal wirklich schwer nachzuvollziehen.

"Ich würde sagen: Ruhe bewahren und abwarten. Vielleicht bekommen wir Kontakt zur Polizei", meinte Rico:"Hat einer von euch Empfang mit dem Handy?"

Sofort erstarrte Levi für den Bruchteil einer Sekunde, um dann eilig sein Hany rauszuholen. Er hatte noch gar nicht daran gedacht, dass es Erwin ebenfalls schon erwischt haben könnte!

"Scheiße", fluchte er leise, als sein Handy keine Verbindung aufbaute. Sicher versuchten jetzt viele ihre Freunde und Familie zu erreichen. Wie weit war diese Krankheit - wenn man es so nennen wollte - bereits schon ausgebrochen?

"Kein Empfang", murmelten Jean und Eren. Keiner der kleinen Gruppe hatte welchen. Levi schnaubte leise:"Egal. Die Polizei hätte auch nichts machen können. Niemand weiß, was man gegen diese Menschen tun kann."

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