Die Universität für Biologie war nicht sehr lange das Versteck der Gruppe gewesen. Nach zwei Tagen hatten Bestien sie gefunden und den Überlebenden blieb nichts anderes übrig als zu fliehen, denn die Angriffe hörten nicht auf und wurden immer stärker.
Immerhin hatten sie noch den Van, mit dem sie aus der Polizeistation geflohen waren. So kamen sie gut voran, auch wenn sie immer wieder wenden mussten, da Straßen versperrt worden waren.
Nach der dritten Blockade knurrte Levi genervt:"Verfickte Arschlöcher. Ich wette, die haben die Autos extra in den Weg gestellt, damit auch ja niemand abhauen kann oder so. Was ist deren Ziel?!"
"Ich weiß es nicht", murmelte Erwin ruhig und nahm die Hand seines Mannes, um sie sanft zu drücken. Besorgt sah er in den Rückspiegel. Jeans Wunde hatte sich trotz größter Mühen entzündet und der Junge saß leichenblass auf der Rückbank zwischen Eren und Armin.Vorerst war ihr Plan einfach nur gewesen, die Stadt zu verlassen und irgendwie aus diesem Nest rauszukommen. Doch Jean brauchte dringend Hilfe. Richtige Hilfe.
Sie waren zum Krankenhaus der Stadt gefahren, doch dort hatte man Ärzte und Schwestern an den Laternen vor dem Gebäude aufgehängt wie Puppen. Mike und Rico waren durch den Hintereingang nach drinnen gelaufen, jedoch schnell wieder zurückgekommen als sie sahen, dass nicht gerade wenige Biester sich im Krankenhaus niedergelassen hatten. Als wussten sie, dass Überlebende dort nach Hilfe suchen würden."Wir versuchen es im nächsten Krankenhaus. Ich weiß, wo das ist", hatte Erwin gemurmelt als die beiden wieder zurückgekommen waren.
Doch dazu mussten sie erst einmal aus der Stadt kommen. Leichter gesagt als getan. Langsam glaubte Erwin ebenfalls, dass die Biester systematisch die Stadt abriegelten.
"Dann eben über Land", zischte er leise als sie zum vierten Mal nicht weiterkamen.
Fest entschlossen wendete er und fuhr beinahe den ganzen Weg zurück bevor er auf eine Landstraße abbog, wo er Gas geben konnte, denn tatsächlich waren die Biester noch nicht dort gewesen, um die Straße zu blockieren. Und selbst wenn. Dann wäre Erwin eben über das Feld gefahren. Auch wenn das weniger gut gewesen wäre für Jean.Anderthalb Stunden später kamen sie endlich am Krankenhaus der nächsten Stadt an.
Sie parkten in Sichtweite und beobachteten das Gebäude, doch hier schienen die Biester nicht so organisiert zu sein.
"Rico und ich gehen rein und kundschaften aus", murmelte Mike und sah nochmal zu Jean:"Hey, Kleiner. Halt durch, ja?"
Der Aschblonde gab nur ein zustimmendes Brummen von sich. Ihm war heiß und kalt und er spürte, dass er schwitzte und zitterte. Oder bildete er sich das ein? Sicher war er sich nicht.
Mike blickte zu Rico, welche entschlossen nickte und die beiden stiegen aus, um ins Krankenhaus zu gehen und zu schauen, ob die Luft rein war.Beunruhigt sah Erwin zum Gebäude als sie auch nach 15 Minuten noch nicht zurück waren:"Das dauert zu lange."
"Vielleicht wollen sie nur wirklich sicher sein. Das Krankenhaus ist groß ...", murmelte Levi. Hanji hing mehr oder weniger zwischen den beiden vorderen Sitzen und sah ebenfalls zum Gebäude:"Gleich werden sie bestimmt wieder rauskommen."
"Fuck", stöhnte in dem Moment Jean und erbrach sich auf den Boden des Vans. Eren verzog angewidert das Gesicht:"Alter!"
"Er braucht dringend Hilfe", sagte Armin verzweifelt und sah zu den Erwachsenen.Zum Glück kam Rico daraufhin wieder in Sicht. Sie trat vor den Eingang des Krankenhauses und winkte ihnen zu. Levi nickte leicht und hielt ihr einen Daumen nach oben hin. Erwin fuhr mit dem Van noch etwas näher, damit Jean es nicht so weit haben würde. Er ließ den Schlüssel stecken und stieg dann aus, um an der Seite des Wagens Jean entgegenzunehmen und auf den Armen nach drinnen zu tragen. Laufen würde der Junge mit Sicherheit eh nicht können.
Die kleine Gruppe beeilte sich, von der Straße zu kommen. Drinnen wartete Rico auf sie:"Wir haben Hilfe gefunden. Eine Krankenschwester. Sie wird sich Jean ansehen. Mike ist bei ihr."
Gemeinsam liefen sie weiter ins Gebäude und zwei Treppen hoch, wo Rico sie letztendlich in eines der Patientenzimmer führte. Mike und die junge Frau neben ihm sahen auf und Erwin legte Jean in dem leeren Patientenbett ab.Sofort kam die Schwester zu ihm und maß Jeans Puls bevor sie vorsichtig sein Oberteil nach oben schob. Die Bandagen, die sie aus weiteren Erste-Hilfe-Koffern entnommen hatten, waren wieder mit Blut getränkt. Die junge Frau zog sich Latex-Handschuhe an und zog den Stoff behutsam ab. Jean stöhnte vor Schmerz und krallte sich in das Bettlaken:"Nicht ..."
"Die Bandagen müssen ab. Ich muss die Wunde ...", sie stockte als sie das Ausmaß der Verletzung sah:"Das muss desinfiziert und gereinigt werden. Danach genäht und richtig abgedeckt."
"Kriegen Sie das hin?", fragte Levi die Frau und schob sich in ihr Sichtfeld:"Haben Sie dafür genug Sachen hier?"
"Ja. Ja, das werde ich schaffen", sagte sie und nickte:"Es wäre trotzdem besser, wenn Sie jetzt den Raum verlassen. Nichts gegen Sie, aber ... Die Wunde braucht eine möglichst saubere Umgebung."
"Schon klar", murmelte Levi - ein wenig zerknirscht, denn sie hatte recht: Sauber waren sie definitiv nicht. Er hasste es, aber sie hatten ja auch keine Möglichkeit mehr, sich zu waschen.Er blickte nochmal kurz auf Jean und verließ dann mit den anderen den Raum. Die Krankenschwester, welche sich ihnen als Laura vorstellte, zeigte ihnen das Schwesternzimmer der Station und bot ihnen sogar Kekse an bevor sie wieder ging, um sich um Jean zu kümmern.
Levi seufzte schwer und fuhr sich durchs Haar:"Es kommt mir vor als ginge das hier schon seit Ewigkeiten so."
"Mir auch", klagte Hanji seufzend und sah sehnsüchtig aus dem Fenster:"Und noch immer gibt es keine Infos zu diesen Menschen. Was hat sie so werden lassen? Was sorgt dafür, dass sie auf andere Menschen losgehen? Vor allem auch auf, die die sie lieben! Das erscheint mir mehr als nur ein Virus zu sein. Eher ein Parasit oder so etwas in der Art. Ach ... wenn ich doch nur wenigstens einen der Infizierten genauer unter die Lupe nehmen könnte ..."
"Mit Sicherheit wirst du das noch, wenn es so weitergeht. Nur wirst du dann nicht viel Zeit haben, ein nettes Schwätzchen mit ihm zu halten", knurrte Levi genervt. Er hasste, dass die Brillenschlange immer noch so begeistert von diesen Bastarden war, obwohl diese nicht besser waren als Zombies, wie man sie aus den klassischen Apokalypsenfilmen kannte."Ich frage mich, wie das Ganze enden wird", murmelte Erwin und schloss erschöpft die Augen.
"Frag dich lieber, OB das alles enden wird", sagte Levi und stand auf:"Ich muss mich hinlegen. Bis später."Bevor jemand noch etwas sagen konnte, war er aus dem Raum und verschwunden. Sein Weg führte ihn auf die untere Etage, wo er ein leeres Zimmer fand. Er setzte sich auf's Bett und atmete tief durch. Schon seit Tagen ging es ihm immer wieder plötzlich schlecht. Er hatte keine Erklärung dafür und sah es auch nicht ein, das irgendwem zu erzählen. Nach ein paar Minuten ging es ihm meistens schon wieder besser.
Leider war das diesmal nicht der Fall.Es fühlte sich ein wenig so an als würde etwas in ihm sein und aus seinem Körper raus wollen.
Er stand auf und ging ins zimmereigene Bad, wo er sich im Spiegel ansah. Das Bild von ihm gefiel ihm überhaupt nicht. Seine Haare waren strähnig, sein Gesicht dreckig. Er fühlte sich grauenhaft!
Am liebsten hätte er sich weggedreht, doch etwas anderes erregte seine Aufmerksamkeit. Als er sich genauer im Spiegel betrachtete, fiel ihm auf wie dunkel seine sonst so hellen Augen wirkten. Er zog die Augenbrauen zusammen und näherte sich mit dem Gesicht dem Spiegel, um das genauer anzusehen. Als er sein unteres Augenlid ein wenig runterzog, erschrak er und wich zurück, wobei er mit dem Rücken unsanft gegen den Türrahmen stieß:"Scheiße!"
Der normalerweise nicht sichtbare Teil seines Augapfels war schwarz.
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The Awakening
Fiksi PenggemarEs gibt keine Dämonen? Das Böse existiert nicht? Dunkle Machenschaften sind Humbug? Das dachten auch Levi und Erwin. Doch dieser Glaube ändert sich schlagartig, als seltsame Geschehnisse passieren. Menschen drehen durch - bringen sich um, verstümmel...