Kapitel 1: Anfang

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"Erwin, kommst du jetzt endlich an den Tisch?", fragte Levi murrend und starrte zu seinem Lebensgefährten, welcher schon seit zwei Stunden in seinem Sessel saß und fernsah. Erwin hob kurz die Hand:"Nur noch die Nachrichten."


"Fick dich", knurrte der Schwarzhaarige leise und fing dann ohne den Anderen an zu essen. Er hatte keine Lust mehr zu warten, schließlich saß er nun schon seit mehreren Minuten am Tisch und sprach Erwin immer wieder darauf an, dass dieser endlich mal seinen Arsch bewegte und sich zu ihm setzte. Doch die Nachrichten waren wichtiger. Levi schnaubte verächtlich. Als ob man die nicht auch noch eine Stunde später gucken könnte. Oder im Internet nachlesen! 

Doch Erwin war ein sehr altmodischer Mensch und hatte nicht einmal ein "verkacktes" Smartphone, obwohl Levi ihm immer wieder anbot ihm beim Umgang mit einem solchen Gerät zu helfen.


"Es reicht doch, wenn ich Zeitung lese oder fernsehe", hieß es immer. Levi grummelte leise vor sich hin, als Erwin den Fernseher plötzlich etwas lauter machte:"Bist du eigentlich taub, al-"


"Sei leise und hör zu", unterbrach Erwin ihn und sah kurz zu Levi an den Tisch, ehe sein Blick wieder zu der Nachrichtensprecherin ging:

" ... Angriffe häufen sich. Heute Morgen um etwa acht Uhr dreißig gab es ein weiteres Mal einen Angriff eines Menschen auf einen Anderen. Wieder traten Symptome wie bereits bei den ersten Fällen auf. Augenzeugen berichteten, dass die Augen des Angreifers vollkommen schwarz waren und er kaltherzig und auf jeden Fall kampfbereit erschien, als er eine junge Frau und ihre erst vier Jahre alte Tochter angriff und lebensgefährlich verletzte. Auch hier blieb den Polizisten nichts Anderes übrig, als zur Waffe zu greifen, doch bevor man den Mann versorgen konnte-"


Die Sprecherin stockte und schluckte hart.

"E-Entschuldigung ... Doch bevor man den Mann versorgt konnte, stach er ... stach er sich mit den Fingern die Augen aus, zog ein Taschenmesser aus der Hose und brachte sich selbst um, indem er sich immer wieder in die Brust stach. Angehörige sagten aus, dass sie den Toten so nie gekannt haben. Er war immer zuvorkommend, höflich und freundlich. Keiner kann sich dieses Verhalten erklären und inzwischen geht die Polizei auch nicht mehr von einer neuen Droge aus, wie es bei den Fällen zuvor noch angenommen wurde. Inzwischen ist die Sprache von einem Virus. Die Mitbürger werden aufgefordert Vorsicht zu wahren und aufmerksam zu bleiben."


Langsam atmete Erwin durch und machte den Fernseher dann aus, ehe er zu Levi kam und sich setzte:"Was denkst du darüber?"


"Bullshit. Das Gleiche wie mit den ganzen Alientheorien", meinte der Schwarzhaarige und füllte ihre Teller mit Essen. Erwin schüttelte den Kopf:"Das glaube ich nicht."


"Du glaubst aber auch jeden Scheiß", knurrte Levi und sah seinen Lebensgefährten an. Der Blonde verdrehte die Augen:"Das stimmt doch gar nicht. Ich glaube hier einfach nur, dass es eine ernstzunehmende Sache ist."


"Ja, ja, Guten Appetit", sagte Levi dazu nur noch und fing an zu essen. Der Größere der beiden seufzte leise. Warum konnte Levi nicht einmal etwas ernst nehmen? 
Natürlich wurde vieles von den Medien aufgepusht, doch Erwin glaubte daran, dass etwas an diesen Überfällen dran war. Die ersten paar hatten zunächst in einer Nachbarstadt begonnen. Doch inzwischen gab es auch schon zwei solcher Vorfälle in seiner eigenen Stadt. Viele Mitmenschen wurden dadurch sehr nervös, doch genauso viele nahmen die Gefahr nicht ernst. 

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