Kapitel 2: Trennung

391 30 12
                                    

In den darauffolgenden Tagen wurde immer mehr vom seltsamen Verhalten der Menschen berichtet. Immer mehr drehten durch, überfielen andere Menschen, töteten sie und stürzten sich auf die nächsten. Wie wilde Tiere fielen sie übereinander her und inzwischen gab es schon beinahe überall auf der Welt solche Vorfälle. Und von Tag zu Tag wurden es mehr.

Experten nannten dieses Phänomen einen Virus, doch natürlich gab es auch Theoretiker, die behaupteten, dass das Böse in den Menschen erwachte oder Dämonen von ihnen Besitz ergriffen. Doch egal, was stimmte. Fest stand, dass die Menschheit dabei war unterzugehen.

Auch Levi hatte inzwischen eingesehen, dass die Ereignisse eben kein Humbug waren, dennoch macht er sich keine Panik und ging weiterhin normal zu seiner Arbeit als Lehrer. Er sah nicht ein, sich zuhause zu verbarrikadieren.

Trotzdem wurde er von Erwin genötigt zumindest ein Pfefferspray mitzunehmen, wo immer er auch hinging.

Auch jetzt sah Levi auf die kleine Dose, steckte sie aber weg, als Erwin zu ihm auf den Flur kam:"Ich bringe dich zur Schule, ja?"

"Mhm, wie du willst", murmelte der Kleinere und musterte seinen uniformierten Lebensgefährten. Der Blonde arbeitete als Polizist und die Uniform stand ihm ausgezeichnet.  Zum anbeißen. Oft genug hatten sie sie schon für Rollenspiele missbraucht.

"Wieso bleibst du nicht einfach zuhause? Du bist doch eh der einzige in der Schule", meinte Erwin und knöpfte sich noch sein Hemd zu. Levi kam zu ihm und übernahm die Aufgabe dann für ihn, als er schon zum zweiten mal einen Knopf ins falsche Loch drückte:"Das mach ich nur, damit ich von einem heißen Polizisten zur Arbeit gebracht und abgeholt werden kann. Außerdem gibt es auch noch Kollegen und Schüler, die kommen."

"Ich werde dich wohl auch nicht davon überzeugen können, nicht zu gehen, hm?", fragte Erwin seufzend und sah auf seinen Partner runter. Levi schüttelte den Kopf und klopfte ihm auf die Brust, als er fertig war mit dem Zuknöpfen:"Ganz sicher nicht, mein Lieber."

Erwin lächelte schwach und beugte sich zu ihm runter, um ihm einen Kuss zu geben. Dann nahm er sich die Autoschlüssel:"Lass uns los."

Nur äußerst widerwillig brachte Erwin Levi zur nahegelegenen Schule:"Wir sehen uns dann in drei Tagen, ja?"

Leider musste er für die folgenden Tage auf ein wichtiges Treffen, bei dem sich sämtliche Vorgesetzte der Polizei besprechen würden, wie man denn nun am besten gegen die infizierten Menschen vorgehen konnte. Erwin war gespannt, ob es schon Ergebnisse aus der Forschung gab, die ihnen Aufschluss über das seltsame Verhalten geben konnten.

Wenn man doch wenigstens das wüsste ... Dann hätte man immerhin einen Faden, an dem man sich entlang arbeiten konnte. Sie könnten Wissenschaftler zusammenbringen, die an einem Gegenmittel arbeiten könnten. Sie könnten endlich etwas gegen dieses Virus tun. Sie hätten eine Hoffnung ...

Erschrocken zuckte Erwin zusammen, als Levi ihm gegen die Stirn schnipste:"Du machst dir wieder zu viele Gedanken, alter Mann."

"Du sollst mich doch nicht so nennen", murrte der Blonde und rieb sich die Stirn:"Außerdem ist es wirklich berechtigt, dass ich mir Sorgen mache."

"Ach was. Bin doch perfekt ausgestattet", meinte Levi spöttisch und hielt sein Pfefferspray hoch. Erwin jedoch fand das nicht so lustig. Ernst sah er seinen Mann an:"Levi ... Bitte nimm das endlich mal ernst. Du hast doch selber mitbekommen, wie viele Menschen in den letzten Tagen umgebracht wurden. Du bekommst doch auch mit, was zur Zeit überall passiert."

"Schon gut", meinte Levi und beugte sich zu ihm, um ihn zu küssen:"Wir sehen uns dann in ein paar Tagen wieder."

"Ja. Und vergiss nicht, dich immer mal wieder zu melden", erinnerte Erwin ihn und strich ihm über die Wange. Leicht lächelnd schmiegte Levi sich an die warme Handfläche. Er liebte es, wenn Erwin ihn so liebevoll und sanft berührte:"Mach ich. Ich liebe dich, Erwin."

The AwakeningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt