Kapitel 13: Flucht

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Bis in die Nacht blieb Eren mit Jean wach und sprach beruhigend auf ihn ein bis der Blonde endlich einschlief. Eren hielt ihn immer noch in den Armen und wagte es nicht, aufzustehen. Das wollte er auch gar nicht. Obwohl Jean sein Erzfeind war, tat er ihm leid. Er wusste, wie sehr Jean Marco geliebt hatte und wie schwer dieser Anblick für ihn gewesen sein musste.

Zudem ging ihm der Gedanke an Mikasa nicht aus dem Kopf. Wie ging es ihr? War sie in Sicherheit? Bestimmt. Mikasa hatte sich schon immer gut verteidigen können. Und vielleicht bestand ja die Chance, dass die Menschen in Japan noch normal waren. Sie machte dort ein Austauschjahr, um die Sprache zu lernen und weil sie dort Wurzeln der Familie hatte.

Irgendwann konnte Eren die Augen dann auch nicht mehr aufhalten und schlief erschöpft ein.

Am nächsten Morgen wurde er von Armin geweckt, welcher vorsichtig an seiner Schulter rüttelte. Der Braunhaarige setzte sich auf und rieb sich die Augen:"Fuck ..."
"Dir auch 'nen guten Morgen ...", murmelte Armin lächelnd und kicherte etwas:"Wusste gar nicht, dass ihr euch doch versteht."

"Sei leise", nuschelte er und stand eilig auf. Davon wurde auch Jean wach und mit verschlafenen Augen sah er zu seinen beiden Mitschülern:"Morgen."
"Morgen, Jean. Willst du Kaffee? Wir haben Pulver gefunden und machen das grad mit unserer Ausrüstung warm", erzählte Armin und zog seinen Rucksack heran:"Na ja, und dann müssen wir mal wegen dem Brot gucken. Ich hatte da gestern noch n bisschen Käse und so mitgenommen. Noch ist der ja gut."
"Oh Mann ... Du Genie", sagte Jean lächelnd und stand dann auch auf. Armin lächelte zurück und verließ das Zimmer dann:"Okay, dann kommt mit ins Büro."

Bevor Eren ihm folgen konnte, hielt Jean ihn am Ärmel fest und seufzte schwer:"Danke ..."
"Kein Problem", sagte Eren:"Wir sitzen doch alle im selben Boot ..."

"Trotzdem", murmelte Jean und lächelte ihn schmerzlich an. Der etwas Kleinere knuffte seine Schulter und gemeinsam gingen sie dann Armin hinterher und zu den Anderen, die alle beisammen saßen und bereits eine Kleinigkeit an Essen zu sich nahmen.
Erwin hob den Kopf und sah die beiden Jungen - und vor allem Jean - an:"Geht es wieder?"
"Ja, danke", murmelte er und ließ sich von Armin Kaffee geben.

"Dein Verlust tut mir sehr leid", sagte Erwin aufrichtig:"Aber ich hoffe, du kannst dich jetzt weiterhin auf das Überleben konzentrieren."
"Klar, kann ich", sagte Jean und musterte ihn dann:"Sie sind der Mann von Herrn Ackermann, oder?"
"Ja, Erwin. Ich glaube, es reicht, wenn wir uns alle duzen", schlug der große Mann vor und sah in die Runde, welche entweder zustimmend mit den Schultern zuckte oder murmelnd zusagte.

"Dann wäre das ja geklärt", sagte Levi, der sich die ganze Zeit über dicht bei Erwin aufhielt. Er würde sich nicht mehr so schnell von seinem Mann trennen. Er strich sich das schwarze Haar zurück und stemmte eine Hand in die Hüfte:"Wie machen wir weiter? Wir können nicht ewig hierbleiben. Wir haben keinen Strom, nicht viel Nahrung und wir sollten echt mal herausfinden, was hier eigentlich los ist."

"Mhm ... Außerdem werden wir uns hier nicht gut verteidigen können. Diese ... Dinger haben hier sämtliche Waffen mitgenommen", fügte Erwin noch hinzu und kratzte sich nachdenklich am Kinn:"Wir haben nur die beiden Waffen, die du und Jean mitgenommen haben."

"Stimmt", murmelte Levi und sah auf die beiden Glocks auf dem Tisch am Sofa. Damit würden sie nicht allzu weit kommen, sollten sie von einer Gruppe Biester angegriffen werden.
"Vorschläge, wo wir hin könnten? Wo wir Infos kriegen?", fragte Levi angestrengt und rieb sich die Schläfen.

"Wenn wir ein Labor finden mit allen nötigen Utensilien und einem Stromgenerator oder sowas, dann kann ich mich daran machen an eine Probe eines befallenen Menschen zu kommen und dann kann ich herausfinden, was Sache ist", sagte Hanji nachdenklich und fing an zu grinsen, sodass Rico lieber auf Sicherheitsabstand ging.

"Mhm ... Nur wo findet man so ein Labor?", fragte Erwin zweifelnd:"An sich klingt das ja nach einer guten Idee, aber soweit ich weiß haben wir hier-"

"Doch, doch!", funkte Hanji dazwischen:"Die Uni hat ein richtig gut ausgestattetes Bio-Labor! Und bestimmt einen Generator! Ein Versuch wäre es doch wert. Wir haben ja nichts zu verlieren!"

"Außer unser Leben", schnaubte Jean belustigt und zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. Erwin wiegte nachdenklich den Kopf hin und her:"Na ja ... Aber es klingt nach einer guten Idee für unsere Situation. Vielleicht hat die Kantine dort auch noch brauchbares Essen."

Die kleine Runde diskutierte noch ein wenig, ob Hanjis Idee gut oder schlecht sei. Letztendlich entschieden sie sich dazu, dem Plan nachzukommen. Sie würden versuchen, einen Van kurzzuschließen, um damit schneller und sicherer voranzukommen. Erwin und Mike bekamen die Pistolen und die anderen steckten noch so viel wie möglich an Snacks und Instantkaffee in ihre Rucksäcke.

Die beiden Polizisten gingen dann vor, um erstmal ein Auto zu besorgen und die restliche Gruppe damit abzuholen. Draußen war alles still.
Mike verengte die Augen und wagte sich auf die schmale Gasse. Er sah sich überall um und auch nach oben, doch tatsächlich war niemand zu sehen:"Luft ist rein."

Erwin nickte und kam ihm nach. Beinahe lautlos liefen sie über die Straße und gaben sich gegenseitig Rückendeckung. Leider mussten sie erstmal eine Weile laufen bis sie ein Auto fanden, in das sie alle reinpassen würden.

"ich mach das", murmelte Mike und hatte kurz darauf schon das Auto aufgeknackt. Schon machte er sich daran, es kurzzuschließen. Erwin sah ihm immer wieder zu, behielt aber auch die Umgebung im Auge:"Woher kannst du sowas?"
"Mh ... War ein böses Kind", antwortete Mike leicht schmunzelnd, fluchte dann der leise:"Fuck ... Ich krieg's nicht hin. Was soll das denn?"

"Beeil dich ... Ich glaube, ich höre weiter weg irgendwelche Stimmen", murmelte Erwin und sah in die entsprechende Richtung.

"Ich mach ja schon", antwortete Mike. Auf einmal ging dann die Alarmanlage des Autos an. Erschrocken zuckte Erwin vom Wagen weg und weitete die Augen:"Scheiße, was soll das denn jetzt?!"
"Fuck!", knurrte Mike und versuchte, die Anlage schnell auszuschalten:"Schwing deinen Arsch ins Auto."
Erwin sah noch kurz die Straße entlang, sprang aber sofort auf der Beifahrerseite ein als er eine Gruppe Biester auf sie zukommen sah:"Okay, Zeit zum Abfahren."

"Stimm ich zu", murmelte Mike und schaffte es endlich die lauten Sirenen auszumachen. Er setzte sich hinters Steuer und kurz darauf fuhren sie mit durchdrehenden Rädern los und gerade eines der Biester um, dass aus einer Seitenstraße gerannt kam. Mike krallte sich in Lenkrad und starrte stur auf die Straße. Jetzt war nicht der richtige Moment, sich damit zu beschäftigen, dass er jemanden einfach überfahren hatte. Außerdem wollte der Typ sie ja auch umbringen ...
Er biss die Zähne zusammen und hupte als sie vor der ehemaligen Polizeistation standen.

Nur zwei Minuten später kam die restliche Gruppe raus und gleich zum Auto gerannt. Erwin stieg aus und gab ihnen Feuerschutz als sich wieder eine Gruppe näherte und schon die Gewehre im Anschlag hatte. Zwei von ihnen schossen bereits auf sie und Erwin feuerte zurück, wobei er einen der Angreifer gleich niederstreckte.
"Fahr!", schrie er als dann alle im Wagen waren und er sich gerade zurück auf seinen Sitz schwang.

Mike reagierte sofort und schon ließen sie die bewaffnete Gruppe hinter sich.
"Sind alle unverletzt?", fragte Erwin nach und sah nach hinten, wo er in das blasse Gesicht von Jean blickte, der sich die Seite hielt:"Ich glaube ... ich wurde getroffen ..."

The AwakeningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt