Den ganzen Tag verbringen die Männer im Zelt. Erst am späten Nachmittag treten sie raus. Mit lauten Rufen werden alle am Feuer gesammelt. Amatok stellt sich mit Winnetou vor den Stamm. Sofort verstummen alle.
,,Ich kann euch beruhigen. Die Spuren waren von einem Kiowastamm, doch sie wollten nur das Land durchqueren. Da wir trotzdem nicht wissen, was sie vorhaben werden wir unseren Platzwechsel, in die Berge, über den Winter, schon morgen beginnen. Amatok bittet alle, ihre Sachen bereit zu machen. Bei Sonnenaufgang geht es los." Die Apachen stehen auf um ihre Sachen zu packen, so auch ich. Etwas unschlüssig stehe ich in meinem Zelt und überlege, was ich unbedingt brauche. Das ganze Holz schmeiße ich auf den großen Lagerungplatz zu den anderen. Außerdem sotiere ich noch ein sehr zerschlissenes Top aus und ein Paar komplett kaputte Socken. Mein leerer Kugelschreiber kommt ebenfalls weg. Die Decken und Felle rolle ich alle ordentlich zu einem großen Bündel. Da ich nicht wirklich viele Sachen besitze, bin ich schon fertig und gehe wieder raus. Draußen sind schon alle am Zelte abbauen. Wie soll ich eigentlich mein Zelt transportieren? Ich glaube kaum, dass Silver das alles tragen kann.
,,Ist mit Mira alles gut?" Kann der Kerl mal bitte aufhören sich jedes mal von hinten anzuschleichen?
,,Ja", antworte ich neutral und zwinge mich zu einem kleinem Lächeln. Er wendet sich zum gehen. ,,Warte Winnetou. Was soll ich mit meinem Zelt machen? Silver wird das nir tragen können. Und wo soll ich heute Nacht schlafen?" ,,Miras Zelt wird auf Pferde aufgeteilt, die keinem gehören. Und alle schlafen im Versammlungszelt oder Krankenzelt. Das Häuptlingszelt wird ebenfalls von Naira, meinem Vater und mir bezogen. Braucht Mira Hilfe?" ,,Ja das wäre nett." Winnetou ruft ein paar Leute zu sich und weist an, das Zelt abzubauen. Schnell hole ich meine ganzen Sachen raus und versuch zu helfen doch irgendwie werde ich komplett ignoriert. Auch gut, dann sollen die das halt alleine machen. Ich such mir einfach schon mal einen guten Platz im großem Zelt, damit ich wenigstens etwas Schlaf bekomme. Schnell hab ich mich einquartiert und warte darauf, dass es Essen gibt und etwas Ruhe einkehrt.Früh am nächsten Morgen wachen alle auf und machen sich fertig für den Aufbruch. Die Pferde werden beladen, die letzten Sachen werden gepackt und die restlichen Zelte werden abgebaut. Mehr schlafend als wach stolper ich durch die Gegend und versuche niemandem im Weg zu stehen. Die Nacht war extrem unruhig, dauernd hat ein Kind geschrien. Ich bin froh, dass ich wegen dem wenigen Gepäck auf Silver reiten kann. Auf einmal geht alles ganz schnell. Die, die können, reiten auf ihren Pferden, der Rest läuft. An der Spitze reiten Winnetou und Amatok. Dahinter Naira mit ihrem Mann. Der Rest hat sich halt irgendwie aufgeteilt. Ich reite ganz am Ende. Wieso sollte mich auch jemand zwischen sich haben wollen? Vor mir läuft Patis Familie. Adain sitzt ganz oben auf dem Pferd. Als wäre er der King, guckt er aufmerksam in der Gegend herum. Langsam schiebt sich die Kolonne durch die Landschaft. Eine große Wolkenwand hat sich schon seit dem Aufstehen vor die Sonne geschoben, hoffentlich bleibt es bis zum Abend trocken. Silvers Dreckschicht von gestern habe ich zumindest auf der Fläche wo ich setze etwas abgerieben bekommen. Ich bin warscheinlich trotzdem total dreckig, wenn ich absteige. Als die Berge in Sicht kommen ist es gerade mal Mittag. Es kann also nicht die Stelle sein, wo ich mit Winnetou lang bin. Wir sind viel weiter nach Westen geritten. Der Stamm kommt schnell und ohne Vorfälle voran. Der Weg wird immer steiler und steiniger, doch das scheint niemanden zu stören. Einen Moment lang schließe ich meine Augen. Ich bin so unglaublich müde, ein Wunder, dass ich noch auf dem Pferd sitze. Ein lauter Schrei lässt mich meine Augen ruckartig öffnen. Ich brauche ein paar Sekunden, bis ich die Situation erfasst habe. Pati sitzt weinend auf dem Boden, während durch Rufe nach vorne gegeben wird, dass angehalten werden muss. Ohne lang zu überlegen springe ich von Silver. Kurz sackt ein Kreislauf zusammen, aber ich fasse mich wieder ziemlich schnell und hocke mich neben Patis Mutter. ,,Was ist passiert?"
,,Pati ist umgeknickt.Wie sind deine Schmerzen?", erkundigt sich die Mutter. Das bringt Pati nur erneut zum Aufschluchzen. Ihr Vater geht derweil nach vorne um Amatok die Situation zu erklären. ,,Weißt du Pati, bei mir Zuhause sagt man, dass Apachen keinen Schmerz kennen. Und du gehörst doch zu den Apachen nicht wahr?", sage ich. Sie nickt und bringt ein kleines Lächeln zustande. Eigentlich heißt es zwar, Indianer kennen keinen Schmerz, aber das muss sie ja nicht wissen. Patis Vater kommt mit Winnetou und Naira wieder. Naira guckt sich den Fuß an und beruhigt Pati ein bisschen. Schließlich hört sie ganz auf zu weinen und versucht ein paar Schritte zu laufen. Weit kommt sie allerdings nicht.
,,Sie kann unmöglich laufen", erklärt Naira. ,,Sie kann doch auf Silver reiten. Dann laufe ich halt", biete ich an. Winnetou nickt, Naira ebenfalls. Die beiden gehen wieder nach vorne um den anderen Bescheid zu geben. Ich setze Pati vorsichtig auf Silver, der sich kaum dran stört, sondern einfach den anderen hinterher läuft. Ich jedoch muss mich extrem konzentrieren um nicht wegzuknicken.Mit der Zeit komme ich in das laufen rein und monoton bewegen sich meine Beine. Rechts, links, rechts, links. Neben mir sitzt Pati glücklich auf Silver. Sehnsüchtig schaue ich nach vorne auf die Kuppe und hoffe, dass dahinter endlich das Lager für die Nacht aufgeschlagen wird. Doch oben werde ich eines besseren belehrt und sehe, Winnetou und Amatok bereits den nächsten Berg hoch reiten, während sich der Stamm den Berg runter schiebt. Erst zwei Bergkuppen weiter, wird das Nachtlager aufgeschlagen. Als ich mit Pati ankomme sind alle schon am aufbauen. Hoffentlich bekomme ich diese Nacht mehr Schlaf. Vorsichtig hebt Patis Vater seine Tochter von Silver während ihre Mutter sich durchgehend bedankt. Ich nicke einfach nur, mache das Gepäck von Silvers Rücken und lasse ihn zu Aponi. Ich sehe wie einige sich ihr Nachtlager draußen aufschlagen. Eigentlich keine schlechte Idee, dann muss ich nicht wieder in das stickige Zelt. ,,Geht es Mira gut?", fragt Naira und hält mir etwas Fleisch und einen Apfel hin. Dankbar nehme ich das Essen an. ,,Ich bin sehr müde." ,,Dann sollte Mira schnell schlafen. Wir werden erst morgen Abend unser Ziel erreichen." Wieder nicke ich nur mit dem Kopf und gebe Silver meinen Apfelkitschen. Ich laufe noch ein paar Schritte, bis ich etwas abgelegen bin und breite dort meine Felle und Decken aus. Schließlich dauert es nicht lange, bis ich weggedämmert bin.
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Das weiße Mädchen
AdventureMira kommt, nach dem Tod ihrer Mutter, durch unerklärliche Weise nach Amerika. In die Zeit der Indianer. Nach Tagen, in denen sie alleine rumgeirrt ist, trifft sie auf einen Apachenstamm, der sie aufnimmt. Sie lernt die Indianische Sprache Lakota un...