Kapitel 21

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"Lewy bitte, du machst mir Angst" wisperte ich, aber er verstand es nur zu gut.
"Ach, ich mache dir also Angst?" fragte er trügerisch sanft nach und das einzige was seine war verriet, waren seine stoßhaften Atemzüge. Mein zittern verstärkte sich nur noch mehr, als ich zaghaft nickte. "Gut, das solltest du auch haben. Denn du mein Lieber hast wirklich richtig Mist gebaut." erklärte er mir und kam wieder auf mich zu. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen, wusste nicht, wo ich hin schauen sollte und so senkte ich den Blick auf den Boden. Er blieb dicht vor mir stehen. Ich konnte seinen Atem förmlich spüren.
"Du kommst jetzt besser mit" sprach er weiter und innerlich drohte ich zu zerplatzen. Was hatte er jetzt vor? Wie konnte seine Stimmung so schnell umschlagen? Vor lauter Gedanken hatte ich nicht mitbekommen, dass Lewy bereits los gegangen war und dementsprechend wieder wütend riss er mich aus meinen Gedanken. "Los, beweg dich. Du machst es sonst nur noch schlimmer." ängstlich folgte ich ihm also. Was hatte ich auch für eine andere Wahl? Richtig, keine. Lewy steuerte schnurstracks sein Schlafzimmer an und ich wurde immer unsicherer. Ich wusste nicht, was Lewy damit beabsichtigte. Das machte mir fast gar noch mehr Angst, als sein Ausbruch zuvor, wenn das überhaupt noch ging. Als wir den Raum betreten hatten, deutete er aufs Bett und ich setzte mich brav. Alles andere hätte nur wieder zu einem Ausbruch seinerseits geführt und das wollte ich tunlichst vermeiden.
"Du wirst hier ein wenig über dein Verhalten nachdenken und da ich dich ja nicht mal einen Augenblick aus den Augen lassen kann, werde ich die Tür abschließen. Ich kann dich im Moment einfach nicht ertragen" sagte er vorwurfsvoll, drehte sich um und nachdem er die Tür von außen geschlossen hatte, hörte ich tatsächlich den Schlüssl im Schloss klackern. Ich war eingeschlossen. Lewy hatte mich eingeschlossen. Ich konnte es nicht so recht glauben, wollte es nicht glauben, aber es war Wirklichkeit. Er hatte mich eingeschlossen wie einen Gefangenen. Was würde er wohl tun, wenn er erneut so wütend werden würde? Würde er mich immer einschließen oder würde er gar handgreiflich werden? Würde nicht ein Glas sein Opfer sein, sondern ich? Das wollte ich unter keinen Umständen. Lewy hatte mehr als genug getan. Und eigentlich hatte er mir keinen größeren Gefallen tun können, als mich jetzt hier einzuschließen, denn eins war mir jetzt klar. Ich musste hier weg, weg von Lewy. Und dass möglichst schnell und möglichst weit. Marco würde mir bestimmt helfen, er war immer für mich da gewesen. Aber ich würde auch den BVB verlassen müssen. Da war das nächste Problem. Die letzte Transfairzeit war um und einen anderen Verein hatte ich bisher auch nicht in Erwägung gezogen. Das war gerade aber nebensächlich, denn ich müsste überlegen, wie ich hier raus kam. Nach gefühlten Stunden hatte ich leider immer noch keine Lösung gefunden und zu meinem entsetzten, hörte ich in diesem Moment, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. In der Tür stand ein zu meinem Glück ziemlich entspannt wirkender Lewy, der mich nur stirnrunzelnd betrachtete.
"Komm jetzt essen" befahl er knapp und ich wagte nicht mich zu widersetzten. Ich trottete ihm hinterher in die Küche, wo auf dem kleine Tisch bereits zwei Teller Salat standen. Wir setzten uns hin und mein Blick senkte sich automatisch auf den Teller, während ich aß.
"Ich gehe mal davon aus, dass du die Zeit sinnvoll genutzt hast und dir über dein Fehlverhalten bewusst geworden bist?" unterbrach er die Stille und ich murmelte schnell ein "Natürlich".
"Sehr gut. Ich will, dass du dich nach dem Essen bettfertig machst und dich schon mal hinlegst. Ich komme dann nach. Ach und Mario, ich werde jeden noch so kleinen falschen Schritt merken und du wirst ihn bereuen. Hast du mich verstanden?" fragte mich Lewy bedrohlich und ich konnte ihm gar nicht schnell genug antworten, dass ich verstanden hatte. Als das Essen fertig war, tat ich also, was er gesagt hatte. Ich ging ins Bad, putze meine Zähne, zog mich um. Meine Kleidung versteckte ich in einem der Badezimmerschränke von denen ich wusste, dass Lewy so ziemlich nie reinschaute. Ich würde heute Nacht abhauen, aber sicher nicht in Boxershorts und T-Shirt. Lewy würde meine Kleidung schon nicht entdecken. Ganz brav ging ich dann also ins Bett und wartete bis Lewy geschlagene 2 Stunden später auch dazu kam. Da ich jedoch eine Konfrontation mit ihm vermeiden wollte, hatte ich mich schlafend gestellt und wartete jetzt nur noch darauf, dass auch sein Atem immer gleichmäßiger wurde. Endlich war ich mir sicher das ich er schlief. Meinen Plan hatte ich inzwischen genauestens überlegt. Lewy schloss die Verandatür im Wohnzimmer nie ab. Ich würde also diese öffnen, draußen einen seiner Blumenkübel umschmeißen und mich dann in seinem kleinen Schuppen verstecken. Lewy würde von dem Lärm sicher aufwachen, mich im Haus suchen und dann mit dem Auto losfahren. Das würde allerdings nicht genug Zeit beanspruchen, als dass ich weit genug weg käme. Ich würde also erst verschwinden, wenn Lewy weg war. Die nächste U-Bahn Station war nur ein paar Minuten entfernt und wenn ich rannte, würde ich es unbemerkt dort hin schaffen. Von dort aus konnte ich dann Marco anrufen und dann schauen, wie es weitergeht. Gedacht getan. Ganz vorsichtig schlich ich mich ins Bad, zog mich an und schlich mich in die Küche. Wie erwartet, war die Tür nicht abgeschlossen und ich konnte ungehindert ins freie treten. Leider hatte Lewy wohl doch noch nicht so tief geschlafen, denn als ich gerade durch die Tür trat, hörte ich ihn aus dem Schlafzimmer rufen: "Mario, wo bist du verdammt noch mal?!"
Ich bekam Panik. Jetzt musste alles ganz schnell gehen. Ich sprintete zum Scvßuppen und schaffte es gerade so in Deckung zu gehen, als ich in der Dunkelheit wahrnahm, dass in der Küche das Licht abging.
"SCHEIßE!" hörte ich ihn schreien und machte mich instinktiv noch kleiner. Er durfte mich jetzt auf keinen Fall erwischen. Es herrschte erst einmal Stille und ich verkrampfte mich immer mehr. Würde ich es schaffen? Dann erklagt das Geräusch eines Autos und ich wusste, dass mein Plan aufging. Lewy würde sicher sofort in Richtung Marco fahren, was in entgegengesetzter Richtung zur U-Bahn Station lag. Geduldig wartete ich, bis ich das Auto nicht mehr hören konnte und dann ging es ganz schnell. Ich rannte aus dem Garten und ohne kenn Blick hinter mich zu werfen in die U-Bahn Station. Erst als ich mich dort unten auf eine Bank setzte, erlaubte ich es mir, durchzuatmen. Der erste Schritt war geschafft. Jetzt musste nur noch der Rest klappen. Schnell kramte ich das Handy aus meiner Hosentasche und rief Marcos Nummer an.

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