Kapitel 24

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Das Training verlief besser als gedacht. Lewy konnte wirklich keinen einzigen Schritt in meine Richtung machen, ohne dass sich entweder Mats oder Marco oder einer der anderen dazwischen gestellt hätte. Ich fühlte mich fast wie ein Superstar, der 20 Bodyguards um sich hatte. Ich wurde so abgeschottet von ihm, dass er ziemlich verzweifelt am Ende des Trainings den Platz verließ. Jedoch wartete er bereits in der Kabine, als ich mit dem Rest der Mannschaft diese betrat. Ich traute mich nicht in seine Richtung zu gucken, denn ich spürte schon den ganzen Tag, wie seine Augen mich wütend durchbohrten. Schnell zog ich mich um, ich wollte einfach diesen Ort verlassen. Doch Mats hielt mich zurück. „Warte, wir lassen Lewy zuerst gehen“ befahl er mir und somit setzte ich mich wieder und wartete geduldig. Doch Lewy machte keine Anstalten zu gehen. Er saß zwei Bänke von mir entfernt und starrte mich böse an. Langsam wurde ich ungeduldig. Auch die anderen schienen nicht mehr länger warten zu können. Mats blickte immer wieder zu Lewy und Marco sortierte zum 10. Mal seine Tasche unauffällig. Plötzlich wurden wir alle von Jürgen erlöst. „Robert, kommst du mal?“ rief er Lewy zu, der aus seiner Trance geholt wurde und leicht zusammen zuckte. Mürrisch nickte er und folgte unserm Trainer. Diesen Moment nutzten wir. So schnell es ging, gingen Mats, Marco und ich raus auf den Parkplatz. Ich wollte gerade in Marcos Auto steigen, als Mats mich aufhielt. „Nein, es ist besser, wenn du zu mir kommst. Bei Marco wird Lewy dich immer suchen“ .Ich nickte und wollte somit in sein Auto steigen, doch auch da hielt er mich zurück. „Ich hab Cathy gesagt, sie soll herkommen und dich zu uns bringen. Dann sieht lewy nicht, dass du bei mir bist. Wenn er uns zusammen im Auto sehen würde, wüsste er ja sofort bescheid“ ich nickte erneut, erstaunt über so viel Klugheit. Er hatte wirklich alles durchdacht. Ich war froh, dass die anderen für mich da waren und so mitdachten. Ich hätte das alleine sicher nicht geschafft. In dem Moment sah ich Cathys Auto und wir bewegten uns zu ihr. Ich drehte mich noch mal zu Marco um, der mir aufmunternd zunickte. „Seh ich dich später?“ fragte ich schnell. „Ich denke eher nicht. Es ist besser“ sagte Marco und ich nickte traurig. „Wir telefonieren ok?“ fügte er schnell hinzu und dann stieg ich ein. Cathy ließ mir etwas Ruhe. Wir redeten kaum und ich sah einfach aus dem Fenster und sah die Stadt an mir vorbei ziehen, die ich Heimat nannte. Dass sich mein Leben mal so entwickeln würde, hätte ich nie gedacht. Bei Mats angekommen setzte ich mich erst einmal aufs Sofa. Ich musste erneut tief durchatmen. „Hier, trink etwas“ Cathy hatte mir ein Glas Wasser gebracht, welches ich nun nachdenklich in meinen Händen drehte. Kurze Zeit später kam auch Mats an. „Hui ich glaube, Jürgen hat Lewy ganz schön beschäftigt. Der kam gerade auf den Parkplatz, als ich wegfuhr.“ Lachte er und stockte dann jedoch, als er mich sah. „Hey, Kopf hoch kleiner.“ Er setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schultern. Ich schaute immer noch verloren in das Glas Wasser, welches ich in meinen Händen hielt. „Wie soll das nur weiter gehen“ seufzte ich. „Ich weiß, diese Sache sieht so aussichtslos aus, aber das ist es nicht“ versuchte mich Mats wieder zu stärken. „Du wirst neu anfangen können.“ Ich seufzte erneut. Wollte ich das denn? Neu anfangen…ich hatte doch alles gehabt. „Ihr werdet mir fehlen“ sagte ich nun und spürte wie sich meine Augen mit Flüssigkeit füllten. Dennoch war es mir zu unangenehm, hier vor Mats und Cathy zu weinen, als räusperte ich mich und nahm schnell einen Schluck Wasser. „Du wirst uns auch fehlen“ antwortete Mats und wuschelte mir durch die Haare. „Aber du bist ja nicht aus der Welt“ lachte er auf und versuchte mich zu trösten. Doch im Moment schien das wirklich aussichtslos. „Komm ich zeig dir mal wo du schlafen kannst“ sagte Mats und stand auf. Ich leerte mein Glas und folgte ihm schließlich. „Das ist unser Gästezimmer, du hast sogar auch ein eigenes Bad“ sagte er gespielt stolz und lächelte mich an. Ich schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln zurück. „Ich brauch irgendwie meine Sachen, ich hab nur noch die hier.“ Sagte ich und schaute an mir herunter. Mats musterte mich und nickte nachdenklich. „Keine Sorge, darum kümmre ich mich“ Ich setzte mich aufs Bett und blickte traurig auf meine Zehnspitzen. „Ich lass dich jetzt mal allein“ sagte Mats und drehte sich zum gehen „Ach und wenn du telefonieren willst. Nimm das Haustelefon“ ich blickte ihn verwirrt an. „Es ist sicherer, als dein Handy“ erklärte er mir und ich nickte verständnisvoll. Als Mats das Zimmer verlassen hatte, atmete ich tief aus und legte mich aufs Bett. Eine Weile starrte ich einfach nur an die Decke. Dann stand ich auf und ging zum Telefon. Ich wählte Marcos Nummer. „Reus?“ meldete sich die vertraute Stimme. „Hey, ich bins“ krächzte ich ins Telefon. „Hey, alles ok bei dir?“ „Ja“ brummte ich von mir. Es schien nicht wirklich überzeugend zu klingen, aber das war mir im Moment egal. „Kopf hoch Sunny“ sagte Marco und eine Träne kullerte über mein Gesicht. „Bist du sicher Marco?“ fragte ich plötzlich von der Traurigkeit und der Angst gepackt, die die letzten Stunden in mir geherrscht hatte. „Ja, ich bin sicher. Es ist alles gut, mach dir um mich mal keine Sorgen“ sprach er mir gut zu und ich beruhigte mich wirklich etwas. „Kümmert sich Mats denn gut um dich?“ lachte Marco. „Ja ich hab sogar ein eigenes Zimmer“ scherzte ich auch etwas gelöster und Marco lachte erneut. „Also Sunny, dann versuch mal etwas zu schlafen“ ich seufzte, ich wollte nicht aufhören mit ihm zu telefonieren. Ich würde eh nicht schlafen können und schon gar nicht alleine. „Ich hab Angst“ sagte ich wahrheitsgetreu. Ich hörte Marco leisen seufzen „Mats ist doch da und Cathy und dir wird nichts passieren, versprochen!“ beruhigte er mich erneut. Ich nickte stumm, wissend dass Marco es nicht sehen konnte, dennoch brachte ich gerade keinen Ton raus. „Also, bist du soweit?“ fragte mich Marco. Ich überlegte…dann schließlich „Eine Frage noch…wirst du auch noch mein Freund sein, wenn ich nicht mehr in Dortmund bin?“ Darüber hatte ich wirklich schon nachgedacht, würde ich meine alten Freunde trotzdem noch haben, auch wenn ich in Bayern wäre. Marco lachte leise „Sunny, du Dummerchen. Natürlich! Wir alle sind immer für dich da“ mit dieser Antwort konnte ich fürs erste leben und somit beendeten wir das Gespräch und ich ging wieder in das Gästezimmer. Dort wartete gerade Mats auf mich. „Ich hab mit Schmelle geredet. Er wird morgen vor dem Training sich mit mir treffen und da werde ich ihm den Schlüssel für deine Wohnung geben, dann wird er für dich ein paar Sachen holen und die mir beim Training überreichen“ ich staunte nicht schlecht. „Wow, ganz schön aufwendig“ Mats lächelte leicht. „Ich will nur absolut sicher gehen, solange du noch in Dortmund bist“ ich nickte „Danke Mats, danke für alles“ Mats kam auf mich zu und drückte mich sanft. „Für dich doch immer kleiner.“ Und ich war mir etwas sicherer, dass Marco mit seinen Worten Recht behielt.

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