Kapitel 74

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Es war nun mal wieder soweit. Die Saison war vorbei und Bayern stand erneut als Meister fest. Ich war happy für Lewy, das Team und auch ein bisschen für mich. Ich hatte zwar nicht viel dafür beigetragen, da meine Leistungen die letzten Wochen wieder mal zu wünschen übrig ließen, doch es war mir dennoch irgendwo egal…ich hatte Lewy und das reichte mir fast in diesem Moment. Seit dem das zwischen mir und Lewy in dieser Form so gut lief, konnte ich mich nicht wirklich auf den Fußball konzentrieren. Beziehungsweise, er war in den Hintergrund gerutscht. Lewy schien das zu bemerken, aber ich versuchte es abzustreiten. Umso mehr freute ich mich, über die Leistung der Mannschaft, welche von mir ablenkte. Wir waren gerade in der Kabine und in absolut bester Laune. Thomas und co scherzten, sangen und hüpften. Auch Lewy feierte ausgelassen. Ich saß lachend auf der Bank und beobachte meinen Freund. Er war so glücklich und es tat so gut ihn so zu sehen. Ich grinste und mein Blick war ausschließlich auf ihn gerichtet. „Hey Mario, hallo“ holte mich plötzlich eine Stimme wieder aus der Trance. Es war Manu, der sich neben mich gesetzt hatte. „Glückwunsch Kleiner…auch wenn du nicht so viel gespielt hast“ zaghaft lächelte er mich an. Ich zuckte mit den Achseln, um ihm zu zeigen, dass ich das nicht so eng sah und lächelte zurück. „Danke Manu, einfach ne gute Saison von euch!“ ich klopfte ihm auf die Schulter und guckte dann wieder zu Lewy, der sich nun mit Thomas unterhielt. Sie schienen sich irgendetwas auf den Handys zu zeigen. Später fuhren ich und Lewy gemeinsam nach Hause, um uns für die bevorstehende Meisterfeier umzuziehen. Lewy hatte immer noch beste Laune, bei mir jedoch hatte sich irgendwie ein anderes Gefühl eingeschlichen. Ich freute mich zwar über den Erfolg, doch realisierte ich immer mehr, dass ich mehr oder weniger nur Zuschauer war. „Was ist los mit dir Mario“ lachte mich Lewy an. Ich grinste ihn leicht an und schüttelte mit dem Kopf „Nichts, ich genieß nur mal gerade die Ruhe“ versuchte ich irgendwie zu erklären und Lewy schien fürs erste damit zufrieden. Angekommen bei ihm, ging er sofort duschen. Ich setzte mich auf unser Bett und atmete tief durch. Irgendwie war mir nicht danach, neue Klamotten zu holen und später in der Mannschaft wieder zu feiern…am liebsten wäre ich mit Lewy auf dem Sofa sitzen geblieben und hätte es mir gemütlich gemacht. Mir war nicht nach Presse, nach den Reden und den mitleidigen Blicken von Kollegen oder Bayernmitglieder, die wussten, dass ich ja eigentlich nichts geleistet hatte. Ich seufzte und kramte dann doch nach einem Hemd und einer Hose. Lewy kam wieder aus der Dusche und sah so unglaublich gut aus. Er hatte noch nasse Haare und nur ein Handtuch um die Hüften. „Das ziehst du an?“ fragte er und blickte auf meiner Kleiderwahl. Ich nickte unsicher und schaute ihn weiter an. „Das steht dir sicher gut“ grinste er mich an und ich musste ebenfalls grinsen. Dann blickte ich auf die bereitliegenden Sachen und seufzte erneut. „Freust du dich?“ hörte ich Lewy fragen und spürte seinen prüfenden Blick. „Klar“ gab ich schnell von mir und lächelte ihn zaghaft an. Er zog die Augenbrauen hoch und brummte unschlüssig. Schnell griff ich nach meinen Klamotten und machte mich auf ins Bad. Ich musste echt wieder bessere Laune bekommen, ich wollte sie Lewy auch nicht versauen. Das hatte er nicht verdient. Also zwang ich mich endlich wieder mehr zu grinsen und einfach den Abend mit Lewy zu genießen. Vielleicht konnte ich das andere ja etwas ausblenden. Als wir dann abends auf dem Weg zur Location waren, hatte ich Lewy fast wieder überzeugt, dass ich bester Laune wäre. Dort angekommen, begrüßte ich die anderen, blieb dabei aber immer in Lewys Nähe. Zusammen machten wir uns dann auf zum Buffet. „Was soll ich essen“ fragte ich ihn plötzlich, da das Buffet mich etwas überforderte und ich wusste, dass Lewy immer gleich die beste Wahl für mich traf. Überrascht blickte er zu mir. „Mario, das darfst du heute gern selber entscheiden..“ lächelte er mich freundlich an. Doch die Antwort gefiel mir nicht…Selber entscheiden. Ich wollte nicht für mich denken müssen, er weiß was ich brauche. Ich seufzte und nahm nichts. Kritisch blickte mich Lewy an. „Jetzt nimm dir was vom Salat, wenns dir so wichtig ist“ er klang leicht genervt. Ich nahm dankbar einen kleinen Teller Salat und folgte Lewy zum Tisch. Stumm stocherte ich in dem Salat rum. „Schmeckt er nicht?“ fragte mich Lewy und ich blickte schnell auf „Doch ..doch“ nuschelte ich und wand mich dann wieder meinem Essen zu. Lewy seufzte, sagte jedoch nicht mehr viel. „Nächste Saison hast du mehr vom Erfolg“ sagte er dann plötzlich und ich zuckte leicht zusammen. Er hatte wohl gemerkt, dass mich das irgendwie störte…aber irgendwie ja auch nicht. „Ja..mal schaun“ gab ich nur von mir und damit schien er ebenfalls nicht zufrieden. Plötzlich sprang er auf und schaute mich böse an. „Mensch Mario, lass dich jetzt nicht so hänge…genieß den Abend, den Erfolg und verdammt noch mal…“ er schüttelte den Kopf. „dass mit dem Fußball wird bei dir auch wieder, daran werden wir ganz hart arbeiten!“ sagte er und schaute mich motiviert an. Ich nickte langsam.. „Hmm. Wenn du das sagst“ dabei lächelte ich so gut ich konnte. „Fußball ist ja auch nicht alles…“ nuschelte ich kaum hörbar und Lewy setzte sich wieder hin und beugte sich vor „Was?“ fragte er, da er es wirklich nicht ganz verstanden hatte. „Ich hab doch dich, also wenn ich nicht mehr so gut spiele macht das schon nichts“ sagte ich nun etwas mutiger und Lewy starrte mich durch große Augen an. „So sollst du niemals denken“ zischte er leise und stand dann einfach auf. Ich kam mir plötzlich so verloren vor, so ohne Lewy und schaute ihm traurig hinterher. Ich wollte ihn nicht verärgern, aber ich wollte ihn auch nicht anlügen. Ich hatte nun mal etwas den Mut an mich selber verloren und versuchte die Situation langsam zu akzeptieren. Aber die Aussicht, dass ich ja trotzdem noch Lewy hatte, machte mir Hoffnung. Doch nun hatte ich mit meiner Sicht der Dinge, Lewy verärgert. Frustriert stand ich auf und machte mich auf die Suche nach ihm. Ich fand ihn in der Nähe von Thomas und Manu, sie schienen über mich geredet zu haben, denn als ich bei ihnen ankam, schwiegen sie. „Mario“ begrüßte mich Thomas freundlich. Ich ignorierte ihn und schaute traurig zu Lewy. Dieser blickte mit ernsten Blick ins Leere und vermied es mich anzuschauen. „Lewy?“ fragte ich zaghaft. Die anderen ließen uns allein und ich blickte weiter unsicher zu Lewy. „Mario, was ist nur los, dass du dich so aufgibst“ wandte sich Lewy plötzlich an mich. In seinen Augen lag Wut aber auch ein wenig Trauer. „ich ..ich geb mich doch nicht auf, ich bin nur realistisch… und ich bin glücklich damit“ sagte ich nun und schaute tief in Lewys Augen. „Ich brauch das alles hier nicht Lewy, solange ich dich habe…“ gab ich nun leise von mir. Ich bekam langsam Angst, da Lewy sich nicht rührte… Dann schüttelte er plötzlich wütend den Kopf. „Mario ich will einfach nicht dass du so denkst, hör sofort auf damit“ schrie er nun fast und ich blickte schnell umher, ob uns jemand beobachtete, aber keiner schien uns zu bemerken. „Lewy..“ fing ich nur wieder traurig an, doch wusste ich nicht, was ich noch sagen sollte. „Gott verdammter“ zischte Lewy stinksauer „Egal ob bei Bayern oder Dortmund…oder sonst wo…du wirst trainieren so gut du kannst und wieder die Leistung bringen, die alle von dir erwarten!“ sagte er bestimmend. Ich schaute betröppelt zu Boden. „Wenn du das sagst“ nickte ich. Lewy griff nach meinem Gesicht und hob es so, dass ich ihn anschauen musste. „Ich mache, was du möchtest Lewy, wenn du meinst, dass mir das gut tut“ sagte ich fast monoton und Lewy biss sich auf die Unterlippe. Seine Augen funkelten mich an. „Du sollst es nicht nur machen, wenn ich es will verdammt. Scheiße..Mario man. So geht das nicht…so kann ich keine Beziehung mit dir führen… Ich will, dass du Regeln einhälst und dass ich dir vertrauen kann…aber ich will ebenfalls, dass du gott verdammt nochmal alles für deine Karriere machst! So einen Mario wie diesen hier…den kann keiner gebrauchen“ bei diesen Worten ließ er mein Gesicht los, drehte sich um und verschwand. Ich blickte ihm mit offenem Mund hinterher…Seine Worte hallten in meinem Kopf und ich konnte es nicht glauben, was er da gesagt hatte.

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