Kapitel 61

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Der nächste Morgen brach dann allerdings leider auch schon viel zu schnell wieder über mich herein. Allderings war es heute anders. Dadurch, dass ich bei Lewy eingeschalfen war, wachte ich ungewöhnlich früh und nur wenige Minuten nach Lewy auf. Verschalfen wollte ich mich erneut an ihn kuscheln, aber er schob mich bestimmt von sich.
"Nein Mario, ich stehe jetzt auf. Willst mit, wenn du schon wach bist oder willst du noch etwas schlafen?" fragte er mich und ich überlegte kurz. Es wäre verdammt schön noch etwas zu schlafen. Vor allem hier in seinem Bett. Aber andererseits wollte ich, dass er stolz auf mich ist und ich irgendwann wieder hier schlafen darf. Dafür musste ich jedoch aufstehen.
"Ich komm mit" nuschelte ich und quälte mich unter Lewys Lachen etwas tolpatischig aus dem Bett. Als ich dann verpennt vor ihm stand, wuschelte er mir durch die Haare und sagte: "Na los, geh dich anziehen und dich frisch machen. Ich geh schon mal in die Küche." Immer wieder wunderte ich mich, dass Lewy so kurz nach dem Aufstehen so fit sein konnte. Für mich war das ein Ding der unmöglichkeit. Voller Tatendrang verließ er dann auch gleich sein Schlafzimmer und nach einem kurzen Seufzen und dem letzten Kampf gegen Drang ins Bett zurückzukehren, ging ich in mein Zimmer Kleidung holen und dann weiter ins Bad, wo die tägliche Morgenroutine folgte. Eigentlich verlief der weitere Morgen recht ereignislos. Wir frühstückten, richteten uns fürs Training, gingen ein paar Runden Laufen und blieben dann auf unserer üblichen Wiese für Dehnübungen. Aber irgendwie merkte ich, dass heute nicht mein Tag sein sollte. Schon beim Laufen hatte ich extreme Probleme habe, dass es mich nicht auf die Fresse haut und jetzt beim Dehnen musste ich natürlich ein kleines Loch im Boden übersehen, sodass ich mir den Knöchel umknickte. Mit einem "Aua" ging ich zu Boden und hielt mir den Knöchel. Lewy war sofort zu mir gekommen.
"Oh Kleiner, was hast du denn gemacht? Tut es sehr weh?" fragte er fürsorglich. Er hatte sich neben mich auf den Boden gekniet und musterte den Knöchel, den ich mir immer noch hielt
"Nur..nur der Knöchel" presste ich heraus. "Geht gleich wieder. Können gleich weiter machen." Ich wollte Lewy nicht behindern. Der Schmerz würde schon aufhören.
"Sicher nicht. Ich werde schnell nach Hause gehen, das Auto holen und dich damit abholen. Ich gehen kein Risiko ein. Du wartest hier" befahl er und strich mir kurz beruhigend über den Kopf, bevor er aufsprang und sich im Eiltempo auf dem Weg nach Hause machte. Ich blieb hier auf dieser Weise zurück. Alleine. Der Schmerz ließ nach und ich ließ den Knöchel los, um mich auf den Rücken zu legen und entspannt den Himmel zu begutachten.

"Schön hier nicht wahr?" erklang da eine Stimme hinter mir. "Wusstest du, dass Lewy früher auch immer mit mir hier her kam, um Dehnübungen am Himmel zu machen." Entsetzt blickt ich zu Felix, welcher sich neben mich auf die Wiese setzte.
"Was...Was willst du?" stammelte ich. Lewy würde bestimmt nicht begeistert sein, wenn er wiederkam und uns hier so nebeneinander sitzen sehen würde.
"Mit dir reden und warten" antwortete er schlicht und setzte dann gleich hinzu: "Weißt du, dass Lewy mir eigentlich verboten hat, Kontakt mit dir aufzunehmen?" Ich musste schlucken. So etwas auf die Art hatte ich mir schon gedacht. Das konnte also nur bedeuten, dass Lewy später sehr wütend sein würde und ich sicher nicht so schnell wieder bei ihm im Bett schlafen dürfte.
"Geh" forderte ich, aber er ignorierte mich.
"Ich war immer schon nur der Ersatz für dich, nachdem du nach München abgehauen bist. Aber ich habe es akzeptiert, bin Lewy sogar hier her gefolgt, denn ich liebe ihn. Leider kamst dann du und hast dich wieder in sein Leben geschlichen. In mein Leben geschlichen. Aber ich habe es akzeptiert, habe mein bestes gegeben und gehofft, dass Lewy versteht, dass ich der richtige für ihn bin. Nicht du. Aber nein, Lewy hat dich genommen und mich weggeschickt. Was hast du schon für ihn getan? Nichts, du hast ihn nur verletzt und angestreng. Ich war es, der ihn wieder aufgebaut hat. Der immer hinter ihm stand. Der immer tat, was er wollte. Und das ist jetzt der Dank dafür. Ich wurde durch dich ersetzt." Seine Stimme war geprägt von Verbitterung und er machte mir Angst. In diesem Zustand wusste ich nicht, was er als nächstes machen würde und auch wenn ich Angst vor Lewys Wut hatte, wünschte ich mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass er hier wäre. Leider musste ich noch eine ganze Weile neben Felix sitzen, in der er mir erzählte, wie perfekt er doch für Lewy wäre und wie schlecht ich. Als ich den Tränen schon näher war, als allem Anderen, kam Lewy endlich mit seinem Auto und als er die Situation erfasst hatte, kam er sofort auf uns zugestürmt.
"DU! Was willst du hier?" fragte Lewy Felix mehr als nur agressiv.
"Mit dir reden" antwortet dieser sofort und war auf einmal nicht mehr so vorlaut, wie eben noch mir gegenüber. Lewy bedachte ihn mit einem Schnauben als Antwort und wendete sich dann mir zu. Bevor er etwas sagte, blickte er mir jedoch in die Augen und erkannte, dass ich mit den Tränen kämpfte.
"Na komm Kleiner, ich setzt dich ins Auto und dann regle ich das hier schnell" sagte er sanft und nahm mich brautstile hoch. Er trug mich mit schnellen Schritten zum Auto, wo er mich dann auf einem Bein abstellte, um die Beifahrertür zu öffnen. Ich klammerte mich an ihm fest. Wollte nicht allein hier sitzen bleiben. Aber Lewy löste sich und sagte: "Ich beeil mich Mario. Bleib bitte brav hier im Auto. Es ist alles gut." Ich glaubte ihm und beobachtete durch das Fenster, wie Lewy zu Felix zurückkehrte. Sie schienen sich kurz zu unterhalten, aber aus ihrer Körpersprache wurde deutlich, dass Felix den deutlich kürzeren zog. Dann kam Lewy zurück zu mir und setzte sich hinters Steuer. Als er den Wagen anließ, beobachtete ich, wie Felix auf der Wiese weinend in die Knie ging. Er tat mir irgendwie auch leid. Aber andereseit war Lewy schon immer mein bester Freund gewesen. Was hatte ihm bitte das Recht gegeben, sich das reinzudrängeln. Die Selbstzweifel auf Grund seiner Worte blieben dennoch und zuhause angekommen, wollte ich einfach nur noch ins Bett. Ich war so fertig, dass ich nicht mal auf eine Erlaubnis von Lewy wartete, sondern direkt in mein Zimmer und da dann weiter in mein Bett hüpfte. Auf einem Bein versteht sich bei dem Problem mit meinem Knöchel und den Schmerzen, die ich deswegen immer noch hatte. Lewy schien von meiner Aktion wohl nicht sehr begeister, so grießkrämig, wie er in mein Zimmer gestapft kam. Ich hatte keine Lust auf eine Unterhaltung, denn die Tränen konnte ich einfach nicht mehr halten.
"Mario, was denkst du da gerade getan zu haben?" fragte er bedrohlich und ich konnte ein Aufschluchzen nicht unterdrücken. Sofort veränderte sich die Stimmung im Raum. "Ist es wegen Felix? Was hat er dir gesagt?" löcherte er mich und unter weinen erzählte ich Lewy davon und was Felix damit in mir ausgelöst hatte. Lewy hörte still zu und stirch mir ab und zu beruhigend über den Rücken.
"Pscht. Ruh dich aus. Du hast es dir verdient. Ich muss noch kurz etwas erledigen. Ich bin gleich wieder da" sagte er und da ich mir nichts weiter bei dachte, nickte ich einfach nur dankbar und kurz nachdem Lewy mein Zimmer verlassen hatte, war ich auch schon eingeschlummert.

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