Schlag mich nicht mit meinen eigenen Waffen! - Kapitel 19

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Kapitel 19

Ich schielte andauernd auf diesen dämlichen Wecker neben mir, die Zeit verging einfach nicht, genauso wie mein komisches Bauchgefühl. Elli lag seelenruhig neben mir, den Mund leicht offen, die Haare ein Wenig zerzaust und ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ich entschied mich aufzustehen und erstmal ins Bad zu gehen. Als ich dort ankam, drehte es sich alles ein bisschen, aber zum Glück konnte ich noch geradeaus laufen. Ich betrachtete mich im Spiegel, ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder. Ich weiß, was ich für eine Scheiße gebaut habe und genau dies hat Elli nicht verdient. Sie ist zwar stark, aber auch die Liebe kann eine so starke Frau in die Knie' zwingen. Ich konnte und wollte ihr das einfach nicht mehr antun. Ich würde sie entscheiden lassen, wenn sie mich nicht mehr will, dann muss ich das akzeptieren, auch wenn es mir schwer fällt.

Als ich mich etwas gesammelt, die Zähne geputzt und die Haare gerichtet hatte, ging ich zurück ins Schlafzimmer wo ich ein leeres Bett vorfand, jedoch hörte ich, wie sie in der Küche herum hantierte. Ich schlurfte also in die Küche wo ich sie am Küchentisch wieder fand, mit meinem letzten Kit Kat. Wir haben uns früher schon immer deswegen in den Haaren gehabt, wenn sie meine Schokolade aufaß. Ich lachte leicht, näherte mich dem Kühlschrank und nahm eine Milchpackung heraus. Als sie endlich fertig war, stand sie auf, knüllte das Papier zusammen, steckte es mir in meine Hosentasche, streckte ihre Zunge raus und verschwand aus der Küche. Wenige Sekunden später hörte ich, wie das Wasser rauschte. Ich ging in Richtung Badezimmer, drückte die Türklinke herunter und glücklicherweise öffnete sich die Tür. Elli stand unter der Dusche und hatte die Augen fest geschlossen, dass ja kein Shampoo in ihre Augen gelang. Vor kurzem hatte sie einmal Shampoo ins Auge bekommen und hatte so dermaßen geflucht, das selbst mein älterer Nachbar mich am nächsten Tag darauf ansprach. Ich lachte nur und entschuldigte mich bei ihm, dass meine Freundin ja so laut schimpfte, doch er wusste das ich eher amüsiert war anstatt ich es Ernst hätte meinen können.
Ich zog mir meine Hose aus und stieg zu ihr in die Dusche. Sie hatte noch immer die Augen zusammen gekniffen, lächelte jedoch und zog mich näher zu sich. Sie küsste mich und ich vergaß alles um mich herum, das was in der letzten Zeit passiert war, war jetzt wie weggeblasen. Sie lächelte in den Kuss hinein und drehte mich so geschickt, dass ich gegen die Fliesen gelehnt war. Ich bekam leichte Gänsehaut, da die Fliesen so kalt waren und unter Anderem auch, weil sie in meiner Gegenwart anwesend war. Das bemerkte sie natürlich und drückte mich noch fester gegen die Wand, was mich nur zum Lächeln brachte. Sie ließ plötzlich von mir ab und da war da wieder diese eine Blick. Ich wusste genau, jetzt bin ich am Arsch.

Sie schaute mich prüfend an. Sie öffnete einmal den Mund, doch schloss in sofort wieder. Sie überlegte, überlegte ganz genau, wie sie mich jetzt zur Sau machen könnte, dass ich mich selbst unter der Dusche verdammt dreckig fühlte.
"Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe!", setzte ich an. Sie nickte nur, aber sagte immer noch Nichts. Ich war leicht überrascht, denn sonst hätte sie sofort geschrien und wäre fast geplatzt vor Wut. Sie lächelte nur schwach, umarmte mich fest und schluchzte an meiner Brust. Ich drückte sie fester an mich und langsam hörte sie auf. Sie murmelte ein leises "Ich liebe dich.", sah zu mir auf und lächelte mich dieses mal etwas breiter an. Ich strich ihr über die Haare, drehte sie so geschickt um, dass nun sie an der Wand lehnte und schlagartig Gänsehaut bekam. "Du schlägst mich nicht mit meinen eigenen Waffen.", hauchte ich und küsste ihren Hals. Sie erschauderte, stöhnte auf und ließ sich komplett fallen. Ich beobachtete sie, wie ihre Augenlider leicht flatterten, ihr Mund leicht geöffnet war und wie sie sich an meinen Armen festhielt. Ich küsste sie noch einmal auf den Mund, ehe ich aus der Dusche verschwand, sie vorher noch einmal provozierend anlächelte und mit einem verdutzten Gesicht dort stehen ließ. Ich hörte noch, wie sie leicht vor sich hin lachte, verdrehte die Augen und verließ das Bad mit einem Lächeln.

Mert
Seit meinen Geburtstag habe ich weder was von Malik, noch von Maria gehört. Malik war ein guter Freund, selbst wenn man sich lange nicht meldet und dann wieder spricht, ist es so, als hätte diese Funkstille nie existiert. Doch bei einer festen Freundin, ist das etwas anderes. Sie meldete sich auf die Nachricht gestern Abend immer noch nicht. Als ich durch Facebook scrollte, entdeckte ich eine Clique von Mädchen, die mit einem Martini in der Hand, engen Röcken, hohen Schuhen und fast herausfallenden Titten im Club posierten - darunter Maria. Ich merkte förmlich, wie die Wut in meinem Bauch immer stärker wurde. Genau aus dem Grund, wollte ich keine Beziehung. Die Liebe ist ein unberechenbares Gefühl, man ist nie auf der sicheren Seite. Ich rief sie an, doch wie auch die Male davor, ging sie nicht dran. Ich entschied mich spontan vorbei zu fahren.

Als ich endlich vor dem Haus stand und klingelte, dauert es eine Zeit bis sie völlig verschlafen, aber immer noch in denselben Sachen, die sie auch auf dem Foto trug, mit Mascara verschmierten Augen und zerzausten Haaren die Tür öffnete.
Ihr Blick verfinsterte sich schlagartig von davor erschrockenem Gesicht. "Was willst du hier?"

Green EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt