Die Steinmauern flogen nur so an mir vorbei, als ich durch die Gänge lief. Kalte, graue Mauern, wie man sie auch in manch einem Kerker findet. Ich kannte diese Gänge wie meine Westentasche, schließlich war ich hier aufgewachsen. Isengard war immer mein Zuhause gewesen, ich kannte nichts anderes. Dennoch zweifelte ich in letzter Zeit öfter daran. Grund hierfür waren auch die Träume, die mich jede Nacht verfolgten.
Mein Weg führte mich zum Zimmer von Saruman, doch als ich dessen Tür aufstieß war er nirgens zu sehen. Wo war er nur, überlegte ich. Achja der Thronsaal. Dort musste er sein.
Ich stürmte in den Thronsaal, nichts. Auch auf seinem Balkon war er nicht zu finden. Seltsam dachte ich. Langsam machte ich mir echt Sorgen um ihn. Saruman war schließlich immer wie ein Vater für mich gewesen, auch wenn er in letzter Zeit unausstehlich war und nur noch an seine Uruk-haiarmee dachte. Ich vermisste ihn sehr. Während ich auf dem Balkon stand erinnerte ich mich daran, wie wir früher durch die Wälder gewandert sind und die Stelle besuchten an der mich Saruman vor so vielen Jahren gerettet hatte. Ich vermisste diese Zeiten und ich vermisste den Wald. Eine kleine Träne lief langsam meine Wange herunter. Ich wischte sie weg, als meine Gedanken jäh unterbrochen wurden. Ich hörte Stimmen und versuchte mich so weit es ging aus dem Balkon zu lehnen. Aber ausser den Bäumen und der Zerstörung konnte ich nichts erkennen. Dann muss ich mich eben auf meine Ohren verlassen dachte ich und seufzte auf.
Ich konnte nicht alles verstehen, doch zwei Stimmen erkannte ich. Es handelte sich um Sarumans und zu meiner Überraschung die meines alten Freundes Gandalf der Graue. Ach Gandalf, wieso hast du mich in letzter Zeit nicht besucht, seufzte ich. Unsere gemeinsamen Unterhaltungen fehlten mir. Gandalf kannte ich schon mein ganzes Leben lang, genauer gesagt seit er und Saruman mich vor den Trollen gerettet haben. Ich erinnerte mich nicht gern daran, doch das war schwerer als es scheint, da ich häufig Albträume davon habe und schweißgebadet aus dem Schlaf schrecke. Trotz dieser Träume wusste ich nicht mehr viel von damals, das meiste erzählten mir Gandalf und Saruman später, als ich alt genug war um es zu erfahren.
In diesen Träumen verfolgten mich oft die erschrockenen und verzweifelten Gesichter meiner Eltern, als die Trolle mich entführten. Ich sah ihre weit aufgerissenen Augen noch immer vor mir. Der schmerzerfüllte Schrei meiner Mutter, einem Schrei einer Mutter die ihr Kind verliert, ließ mich meist aufwachen.
Ein Geräusch schreckte mich wiedermal aus meinen Gedanken. Es hörte sich wie ein Pfeil an, der durch die Luft schoss. Kurz darauf gab es einen dumpfen Aufprall, als wenn jemand vom Gebäude gefallen wäre. Erschrocken fuhr ich zusammen. Was wenn das Saruman war fragte ich mich geschockt. Ich versuchte einen Blick zu erhaschen, doch wieder sah ich nur die Bäume, welche sich langsam wieder in den Wald begaben. Ich konnte es immer noch nicht glauben, Bäume die zum Leben erwachten, aufstanden und Uruk-hais töteten. Aber das war nicht wunderlich, da Saruman die Wälder rund um Isengard abholzen ließ.
Mitten in meinem Gedankengang fiel mir ein, dass es ja auch noch einen zweiten Balkon gab, auf der anderen Seite des Thronsaals. Von dort kann ich vielleicht etwas sehen dachte ich, während ich herüberrannte. Dort angekommen schaute ich über die Brüstung und konnte meinen Augen kaum glauben. Was ich dort unten sah erschreckte mich zutiefst. Sarumans lebloser Körper, aufgespießt auf einer seiner grässlichen Uruk-haiwaffen. Ich hatte ihm zwar schon oft den Tod an den Kopf gewünscht, aber sowas.... Das hätte niemand verdient.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er nicht allein dort war. Eine Gruppe von Reitern stand dort unter anderem auch Gandalf. Doch er hatte sich verändert. Es schien, dass er jetzt der weiße Zauberer ist. Die anderen Reiter kannte ich nicht und ich hatte auch keine Zeit sie mir genauer anzusehen, da sie ihre Pferde wendeten und weiterritten.
Langsam ging ich wieder nach drinnen. Außer ein paar Uruk-hais in den Kerkern gab es hier niemanden mehr, der noch lebte. Es gab also nichts mehr was mich noch hier halten könnte. Ich war schon lange genug hier gewesen und ich erinnerte daran, dass Gandalf mir schon mal geraten hatte zu verschwinden. Damals jedoch hatte ich diese Warnung nicht ernst genommen und bin geblieben. Erst später wurde mir klar, dass Saruman mich hier in Gefangenschaft hielt. Man was hasse ich diesen Mann.
Ich habe immer auf den perfekten Moment für eine Flucht gewartet. Dieser Moment war jetzt gekommen. Saruman war tot und auch die paar restliche Uruk-hais würden mich nicht aufhalten können. Es war an der Zeit zu verschwinden.
Wo ist denn nur wieder mein Umhang??. Ich rannte verzweifelt durch mein Zimmer. Ohne diesen Umhang würde ich nicht gehen, das stand fest. Ich hing sehr an ihm, da er einer der wenigen Gegenstände war, die ich noch von meinen Eltern hatte. Ich blickte durch mein Zimmer. Aahh da liegt er ja, dachte ich erleichtert. Ich warf mir den Umhang um und schloss ihn vorne mit der Brosche in Form eines Blattes. Langsam ging ich zu dem Spiegel in meinem Zimmer und band mir meine goldblonden Haare nach hinten wie ich es immer tat. Ich beendete mein Werk, schaute ein letztes Mal in den Spiegel, schnappte mir meinen Bogen und die zwei Dolche und band auf meinen Rücken. Beides hatte ich wie meinen Umhang von meinen Eltern.
Fírnen wieherte bereits leise als ich den Stall betrat. Ich ließ zur Box meines schneeweißen Hengstes und streichelte ihn. "Na mein Lieber. Bereit für ein Abenteuer?", fragte ich ihn. Er schnaubte in mein Gesicht, als habe er mich verstanden. Ich schwang mich auf seinen Rücken und hielt mich in seiner Mähne fest. Sattel oder Trense hatte ich noch nie benutzt und so ritt ich aus dem Stall heraus und galoppierte in den Fangornwald. In das erste große Abenteuer meines Lebens.
Hier ist das erste Kapitel meines ersten Buches :). Hoffe es gefällt. Nächste Kapitel werden bald folgen.
Laura
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Kiana
FanfictionDein Leben, das du schon seit immer gelebt hast, kann durch ein einziges Ereignis aus der Bahn gerissen werden und du erfährst Dinge, die du vorher niemals geglaubt hättest. Kianas Leben nimmt genau diese Wendung und sie erfährt Dinge über ihre wahr...