Kapitel 14

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Wir erreichten die Ausläufer des Düsterwaldes an einem wunderschönen Frühlingstag. Die Sonne schien warm vom Himmel auf uns herab und ein kühles Lüftchen wehte uns ins Gesicht und spielte mit meinen Haaren. Die Bäume an denen wir bereits vorbeigekommen waren, hatten bereits die ersten grünen Blätter getragen. Ganz anders die Bäume des Düsterwaldes, der sich seinen Namen echt verdiente. Die Bäume ragten kahl und bedrohlich empor. Wenn sie Blätter hatten, dann waren diese bereits abgestorben und hingen schlaff an den Ästen. Ich schauderte leicht als wir die ersten Bäume erreichten und eine kleine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Es wurde merklich dunkler und kälter, da die Sonne kaum bis auf den Boden kam. Dennoch faszinierte mich der Wald irgendwie. Er hatte etwas Magisches an sich.

"Sieht der Wald überall so aus?", fragte ich Legolas.

"Nein, je näher wir dem Palast kommen, desto schöner wird es. Es gibt viel Böses in diesem Wald, doch auch viel Gutes. Du wirst sehen." Legolas lächelte mir zu und ich konnte nicht anders als zuruckzugrinsen.

So ritten wir weitere zwei Tage durch den Wald. Legolas hatte Recht, je weiter nördlich wir ritten, desto schöner wurde es. Die Bäume standen nicht mehr ganz so dicht und hatten saftig hellgrüne Blätter, die im Wind sanft raschelten. Ab und zu sah man die Sonne durch das Blätterdach. Ich fühlte mich großartig. Schon seit einigen Stunden ritten wir in der Nähe eines Flusses. Ich hörte ihn leise vor sich hinrauschen und ab und zu sah ich ihn sogar. Sein Wasser war kristallklar und plätscherte leise vor sich hin.

Es wurde langsam Abend und wir machten unser Lager unter einem großem Baum. Fírnen und Legolas Pferd grasten friedlich einige Meter entfernt. Ich beschloss mich ein wenig umzusehen. Vielleicht finde ich ja den Fluss wieder, den ich seit zwei Stunden nicht mehr gesehen hatte.

"Sei bitte vorsichtig. Auch hier gibt es ab und zu Orks oder Spinnen.", sagte Legolas, als er sah, dass ich aufgestanden bin. Um ihn zu beruhigen nahm ich meinen Bogen und die zwei Dolche mit.

"Ich bin nicht weit weg", sagte ich noch, dann lief ich langsam in den Wald hinein. Nach einigen Minuten hörte ich plötzlich den Fluss wieder und noch ein paar Minuten später sah ich ihn. Leise plätscherte er durch den Wald und floss schließlich in einen kleinen See. Es war atemberaubend. Die letzten Strahlen der Sonne tauchten den See in einen rötlichen Schimmer.

Es war verlockend in dem See zu schwimmen. Warum eigentlich nicht fragte ich mich. Es war ja niemand in der Nähe. Ich lächelte und legte meine Waffen auf einen Stein. Da es doch schon etwas kälter geworden war ließ ich meine Sachen an und watete ins Wasser. Es war angenehm und so ging ich noch weiter hinein. Ich schwamm einige Runden durch den See, als ich jemanden am Ufer stehen sah. Ich schaute noch mal hin doch jetzt war er weg. Komisch, dachte ich. Die Sonne war untergegangen und mittlerweile stand der Mond oben am Himmel. Mir wurde langsam doch etwas kalt und so beschloss ich aus dem Wasser zu gehen. Ich wollte gerade meine Waffen nehmen, da spürte ich einen harten Schlag auf dem Hinterkopf. Alles um mich herum wurde schwarz und ich sackte bewusstlos zu Boden.

Als ich kurz wach wurde, konnte ich nicht viel sehen. Alles um mich herum war verschwommen und mein Kopf tat fürchterlich weh. Jemand hatte mich über seine Schulter geworfen und schleppte mich durch den Wald. Ich versuchte zu Schreien, doch meine Stimme versagte. Legolas, dachte ich. Er wird bestimmt meine Waffen gefunden haben und nach mir suchen. Bevor ich ihm etwas über meine Gedanken sagen konnte, war ich wieder bewusstlos geworden.

Erst Stunden später wurde ich wieder wach. Meine Hände waren gefesselt und ich lehnte an einer Wand. Vergeblich versuchte ich Legolas etwas zu sagen, doch er war zu weit weg. Wahrscheinlich war er zum Palast geritten dachte ich und auch Fírnen konnte ich nicht fühlen. Ich schaute mich in dem Raum um, in dem ich saß. Er was eher eine Höhle, wie ich feststellte. Erschöpft lehnte ich mich an die Wand. Mein Kopf schmerzte immernoch und auch die Seile an meinen Händen scheuerten. Ich dachte an Legolas. Hätte ich doch bloß auf ihn gehört. Eine einzelne Träne lief über meine Wange und tropfte schließlich auf den kalten, harten Steinboden. So saß ich gefühlte Stunden an der Wand gelehnt und weinte still vor mich hin. Plötzlich hörte ich Schritte auf die Höhle zukommen und meine Tränen stoppten. Im Höhleneingang stand der Mann, den ich geglaubt habe am See stehen zu sehen. Er sah, dass ich wach war und kam auf mich zu. Ein schäbiges Grinsen lag auf seinem Mund und seine Augen studierten mich begierig. Wütend blickte ich zu ihm auf.

"Trinke und Esse etwas", sagte er und reichte mir eine Flasche und einen Teller, nachdem er meine Fesseln entfernt hatte.

Ich funkelte ihn immer noch wütend an, nahm aber den Teller und die Flasche. Es tat gut endlich etwas zu trinken und zu essen. Der Mann saß die ganze Zeit auf einem Stein und beobachtete mich. Beklemmend trank ich das letzte Wasser. Unbemerkt beobachtete auch ich den Mann. Er war hochgewachsen und schlank, schien aber dennoch stark zu sein. Er hatte lange braune Haare, die seine spitzen Ohren verdeckten. Warte mal, spitze Ohren.

"Ein Elb", krächzte ich erschrocken. Der Elb blickte auf und sah mich grinsend an. Er lachte höhnisch, als er auf mich zukam.

"Ja ein Elb, genauso wie du, nur dass du etwas besonderes bist. Die Lieder und Erzählungen haben nicht übertrieben." Er kniete sich vor mir und drehte meinen Kopf leicht hin und her. Ich wollte etwas tun. Ihn schlagen, treten oder beißen. Doch ich konnte nur dasitzen und nichts tun.

"So wunderschön", flüsterte er mir ins Ohr. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Langsam fühlte ich wie meine Kräfte zurückkamen.

"Was wollt ihr von mir?", fragte ich den Elb nun schon mit kräftigeren Stimme. Er lachte leise auf und strich durch mein Haar.

"Ist das nicht offensichtlich", sagte er und sein Blick wanderte über meinen Körper. Nein! dachte ich.

"NIEMALS", schrie ich ihn an. Er lachte nur böse und ging zum Höhleneingang.

"Du kannst dich nicht wehren", sagte er noch, dann verließ er die Höhle.

Ich zog meine Beine an und legte meinen Kopf auf die Knie. Leise schluchzte ich vor mir hin. Was soll ich nur machen? Ich kann Legolas nicht erreichen und er wahrscheinlich mich auch nicht. Ich war verzweifelt. Wieso bin ich nicht bei Legolas geblieben? Ich musste etwas tun, sonst passiert nichts gutes. Ich wollte gar nicht wissen, was der Elb noch von mir wollte. Doch schon, dass er mich so ansah, ließ mich wütend werden. Ich musste diese Fesseln loswerden. Aber wie? Suchend blickte ich mich in der Höhle um und sah einige Meter von mir einen Stein, der ziemlich spitz zu sein schien. Langsam robbte ich zu dem Stein, was mit gefesselten Händen nicht gerade einfach ist. Nach etlichen Minuten hatte ich den Stein erreicht und bearbeitete mit ihm die Fesseln. Freudig bemerkte ich, dass es klappte. Immer wieder schaute ich zum Höhleneingang, da ich ja nicht wusste wann der Elb wiederkommt. Endlich war das Seil durchtrennt und ich streifte es von meinen Händen. Die Seile hatten sich in mein Fleisch gebohrt und dunkelrote Streifen hinterlassen. Ich sah mich kurz in der Höhle um und fand Essen und Trinken.

Die Sonne schien hell in mein Gesicht, als ich aus der Höhle trat. Sie befand sich einige Meter über dem Boden und man konnte einen Teil des Waldes sehen und ganz weit in der Ferne sah ich etwas das definitiv kein Baum war. Es sah aus wie ein Haus. Glücklich darüber frei zu sein, schloss ich meine Augen. Ein großer Fehler.

Das wars dann erst mal. Ich weiß noch nicht wie lange ich für das nächste Kapitel brauchen werde, da ich noch nicht genau weiß wie es weitergehen soll. Aber danke für die vielen Leser. :D
Laura

KianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt