Kapitel 5

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In dieser Nacht konnte ich nicht gut schlafen. Zu viele Gedanken geisterten in meinem Kopf herum. Zu viele neue Informationen, die ich heute bekommen hatte. Es fühlte sich an als würde mein Kopf gleich platzen. Schließlich stand ich auf und verließ den Raum. Ich ließ mich von meinen Gefühlen zu Fírnen leiten, da ich bemerkt hatte, dass sie stärker wurden je näher er mir war. In Fírnens Nähe konnte ich ungestört über alles nachdenken und das war echt viel. Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Über meine Familie und die Frage wie es ihnen ging und ob sie noch an mich dachten. Aber auch die Frage, ob es Liebe auf den ersten Blick wirklich gab und das meine Gefühle zu Legolas erklären könnte.

Doch ich konnte keine einzige dieser Fragen beantworten. Ich zermarterte mir den Kopf darüber, als plötzlich draußen Stimmen zu hören waren.

Leise schlich ich mich zur Stalltür und öffnete sie ein wenig, damit ich nach draußen schauen konnte. Der Vollmond stand hell erleuchtet am Nachthimmel und tauchte die Landschaft in ein silbernes Licht. Ich sah zwei Personen oben am Palast stehen. Dank dem Mondlicht und meinen elbischen Augen erkannte ich Legolas und Aragorn. Wiedermal versetzte mich Legolas Anblick in helle Aufregung. Wie kann man nur so gut aussehen?? In meinem Bauch breitete sich ein wohliges Gefühl aus, wie Schmetterlinge und ich bekam weiche Knie.

Ich war zu weit entfernt um zu verstehen, worüber sie redeten, aber das machte mir nichts. Ich konnte ungestört Legolas beobachten, als sich plötzlich das Gefühl in meinem Bauch änderte. Ich kannte dieses Gefühl zu gut und wusste was es bedeutet.

Aus meinen Augenwinkeln bekam ich noch mit, wie Aragorn und Legolas hineinstürmten. Einige Sekunden später hatte auch ich die Tür erreicht und öffnete sie. Drinnen war ein heilloses Durcheinander. Das Gefühl in meinem Bauch war stärker geworden und jetzt sah ich auch warum. Einer der Hobbits, ich glaub er hieß Pippin hatte sich vom schlafendem Gandalf Sarumans Kugel stibitzt. Saruman hatte von ihm Besitz ergriffen und Pippin konnte die Kugel nicht mehr loslassen. Er schrie wie Spieß und ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Aragorn stürmte zu Pippin und riß ihm die Kugel aus der Hand. Mit einem lauten Knall landete sie auf dem Boden. Gandalf verhüllte sie schnell mit einem Tuch, sodass ich endlich erleichtert ausatmete. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. 

Pippin saß noch immer dort, kreidebleich und den Schreck noch in den Knochen. Der hatte seine Lektion gelernt. Vor einer Strafe konnte ihn das aber nicht bewahren, das wusste ich, da ich Gandalf zu gut kannte.

Von draußen schienen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne in den Thronsaal, als sich Gandalf und Pippin zum Stall begaben. Ein paar Minuten später galoppierten sie auf Gandalfs Pferd Schattenfell aus der Stadt und machten sich auf den Weg ins Königreich Gondor. Sie wollten, so erfuhr ich später von Aragorn nach Minas Tirith.

Ich stand oben auf einem Wachturm und blickte auf die Ebene vor Edoras. Der Wind spielte mit meinen Haaren und ließ es aussehen, als würden sie tanzen. Gandalf und Pippin waren schon seit einigen Minuten nicht mehr zu sehen,  doch ich hatte mich noch nicht dazu durchgerungen wieder nach unten zu gehen. Schließlich entschied ich mich doch dazu und stieg die Treppe nach unten. Ich lief durch die Straßen Edoras und überall wo ich auf Menschen traf wurde ich angestarrt. Es war ein komisches Gefühl, es schien als hätten sie Angst vor mir. Sie tuschelten hinter meinem  Rücken, Gespräche und Streitereien wurden unterbrochen, wenn ich auch nur in der Nähe war. Selbst die kleinen Kinder, die lachend und jauchzend auf den Straßen spielten, liefen weinend in die Arme ihrer Mütter.

Ich lief durch die Straßen so schnell es ging, ohne auszusehen als ob ich vor etwas weglaufen würde, darauf konzentriert nicht zu weinen. Instinktiv lief ich zum Stall und zu Fírnens Box. Er wieherte leise als ich an die Boxentür tratt und sie öffnete. Ich streichelte sanft seine Nüstern und gab ihm einen kleinen Apfel, den ich gefunden hatte. Er kaute schmatzend auf ihm herum, während ich weiter sein Fell streichelte. Ich bemerkte die ersten Tränen in meinen Augen, versuchte aber nicht sie zurückzuhalten. Fírnen schnaubte leise, wenigstens er verstand mich und starrte mich nicht ängstlich an. Was hatte ich denn falsch gemacht, dass due Leute so reagierten? Was?

KianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt