Kapitel 21

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Die Sterne am Nachthimmel verblassten mehr und mehr und langsam wurde es von Osten her heller. Ich lag auf einer kleinen Wiese und hatte die Arme hinter meinem Kopf verschränkt. Verträumt blickte ich in den Himmel und dachte an Legolas. Fast zwei Wochen waren seit unserem Aufbruch vergangen. Ziemlich lange, aber die Hobbits ließen sich viel Zeit. War mir lieb so. Jeden Tag vermisste ich Legolas mehr und mehr. Traurig seufzte ich auf und setzte mich hin. Sofort überkam mich wieder die Übelkeit, die ich schon seit zwei Tagen hatte. Ich rannte zum nächstbesten Busch.

Komisch! Ob ich irgendwas falsches gegessen hatte? Nein! Das konnte nicht sein. Mir war immer nur morgens übel und dann auch nur kurz. Ich verschob den Gedanken auf später und ging wieder zurück zum Lager.

Die anderen waren mittlerweile auch wach und packten alles für den Aufbruch zusammen. Gandalf hatte gestern gemeint, dass wir Lothlorien heute wahrscheinlich erreichen werden, wenn nichts dazwischenkommt.

"Kiana, wo bist du gewesen?", fragte mich Merry und schaute besorgt zu mir hoch.

"Ich habe nur kurz etwas geguckt. Nichts weiter", lächelte ich ihn an und strubbelte über seine Haare. Merry war mit dieser Antwort zufrieden, doch Gandalf schaute mich weiterhin besorgt an.

Drei Stunden waren seit unserem Aufbruch heute morgen vergangen und seit etwa einer Stunde ritten wir durch die Ausläufer der Wälder von Lothlorien. Sie hatten etwas Magisches an sich, dass fühlte ich bereits hier. Die vier Hobbits ritten weit voraus. Sie freuten sich endlich wieder hier zu sein und Lady Galadriel wiederzusehen. Ein wenig freute ich mich auch. Ich kannte Lady Galadriel ein wenig. Sie war ein oder zweimal in Isengard gewesen. Aber noch besser kannte ich Haldir. Lady Galadriel hatte ihn oft statt ihrer nach Isengard geschickt. Früher als ich noch klein war habe ich mich immer riesig gefreut, als er kam und mit mir gespielt hat. Als ich dann älter wurde, redeten wir oft stundenlang oder trainierten zusammen. Was wird er sich freuen mich wiederzusehen.

"Kiana?", schreckte mich Gandalf aus meinen Gedanken. Verwirrt schaute ich ihn an.

"Ja was gibt es denn?", fragte ich ihn.

"Das kann ich dich besser fragen", sagte Gandalf.

"Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt. Gandalf seufzte.

"Kann es vielleicht sein, dass du schwanger bist?", fragte er schließlich. Überrascht schaute ich ihn an. Kann das sein? Kann ich wirklich schwanger sein? Das würde auf jeden Fall die Übelkeit erklären. Verblüfft legte ich eine meiner Hände auf meinen Bauch.

"Ja das kann sein", murmelte ich zu Gandalf. In Wirklichkeit wusste ich es genau. Ich hatte es gefühlt. Ganz tief in meinem Inneren hatte ich es gefühlt. Ich erwartete ein Kind von Legolas. Toll! Ich such mir ja echt den besten Zeitpunkt um schwanger zu werden. Trotz der Tatsache, dass es vielleicht nicht der beste Zeitpunkt war, freute ich mich riesig. Das einzig Blöde war, dass ich es Legolas nicht sagen konnte.

Gandalf schüttelte den Kopf und ritt etwas schneller, um die Hobbits einzuholen.

Während dem ganzen Ritt lag meine Hand auf meinem Bauch. Schwanger. Ich konnte es immer noch nicht fassen.

Wir erreichten Lothlorien kurz nach Mittag. Das erste was wir sahen oder besser was wir hörten, war der Gesang der Elben. Es war ein Lied voller Trauer und Schmerz. Ein Lied, dass gesungen wird wenn jemand gestorben war. Aber wer?

Das war die Frage, die mich den ganzen Weg nach Lothlorien begleitete.

Hinter Gandalf und den Hobbits betrat ich einen großen Raum oben in einer Krone eines Baumes. Lady Galadriel und ihr Mann Herr Celeborn erwarteten uns bereits.

KianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt