10

511 27 1
                                    

Jins P.O.V.

Ich reibe mir müde die Augen und krame irgendwelche Klamotten aus dem Schrank. Dann schnappe ich mir meinen Autoschlüssel, an dem auch der Schlüssel für die Wohnung hängt und schließe leise die Tür hinter mir. Im Auto gebe ich die Adresse, die er mir gegeben hat in mein Navi ein und fahre los. Ich muss zugeben, ein bisschen besorgt bin ich schon nach seinem Anruf. Okay, total besorgt trifft es eher. Namjoon, der coole, verschlossene, undurchschaubare Typ hat mich um Hilfe gebeten. Es muss was furchtbar schlimmes passiert sein, dass er mich einfach anruft. Erst wollte er mir ja überhaupt nicht trauen und dachte ich wäre ein Pädophiler. Und jetzt..., ich trete aufs Gaspedal und fahre schneller.
Als ich endlich an besagter Adresse ankomme fahre ich in Schritttempo die Straße herunter und blicke mich nach Namjoon um. Dann sehe ich ihn. Er sitzt auf den Treppenstufen vor einem Haus und hat den Kopf in die Hände gestützt. Ich bremse abrupt und steige aus. Er hebt den Kopf. "Du bist tatsächlich gekommen.", sagt er erstaunt. Ich gehe auf ihn zu und als ich sein Gesicht sehe, schreie ich erschrocken auf. Unter seiner Nase klebt getrocknetes Blut und seine Lippe ist auf unnatürliche Größe angeschwollen. "Was ist passiert?!" Er winkt ab. "Halb so schlimm." Ich ziehe ihn hoch und schiebe ihn zu meinem Auto. "Steig ein!" Er setzt sich auf den Beifahrersitz und ich ich mich neben ihn. Ich starte den Motor, wende das Auto und fahre in Richtung nach Hause. Stille breitet sich im Auto aus und ich versuche mich auf den Verkehr zu konzentrieren. "Bist du sauer?", fragt Namjoon irgendwann leise. "Sauer?", ich schüttele den Kopf, "Wütend!", schreie ich und schlage mit der Handfläche auf das Lenkrad. Er zuckt zusammen. "Wer hat dir das angetan, Namjoon ?" "Jetzt reg dich mal ab. Es ist doch nichts passiert." Ich drehe den Kopf zu ihm. "Das nennst du nichts passiert?!" Ohne auf meine Frage einzugehen deutet er nach vorn. "Vorsicht, Auto." Ich schaue nach vorn und reiße das Steuer rum um einem Pkw auszuweichen. Dann wende ich mich wieder ihm zu, sehe ihn an. Wende mich schließlich kopfschüttelnd wieder ab. Die weitere Fahrt bis nach Hause verbringen wir schweigend. In der Wohnung angekommen führe ich ihn in mein Zimmer und drücke ihn aufs Bett. "Warte hier." Ich suche den Verbandskasten und finde ihn schließlich auf der Heizung im Bad. Wahrscheinlich hat Jungkook mal wieder zu heiß geduscht. Ich gehe zurück zu Namjoon und Knie mich vor ihn auf meinen flauschigen, pinken Teppich. "Halt still." Ich nehme ein feuchtes Tuch und entferne vorsichtig das getrocknete Blut aus seinem Gesicht. Er verzieht den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Was?", frage ich. "Du bist niedlich." Ich erstarre und schaue ihn erstaunt an. Als er realisiert, was er gesagt hat verschwindet das Lächeln aus seinem hübschen Gesicht und zurück bleibt seine emotionslose Maske, hinter der er so viel versteckt. Mit zitternden Fingern hole ich ein Desinfektionstuch aus dem Kasten und streiche damit über die Wunde. Als Namjoon meine Nervosität bemerkt, schleicht sich ein erneutes Lächeln auf sein Gesicht. Wenn ich niedlich bin, was ist er dann? Wie hat er das überhaupt gemeint? Niedlich. Gut oder schlecht? Kompliment oder Beleidigung? Ich entscheide mich für das Kompliment. "So, fertig.", sage ich und stehe auf. Er grinst zu mir hoch. "Danke, du Held." Ich werde rot und er lacht. Es ist ein wunderschönes Geräusch. Wie Regentropfen perlt es auf den Boden und verteilt sich im ganzen Raum. Nun grinse ich auch und setzte mich neben ihn auf mein Bett. Unsere Arme berühren sich und ich erschaudere. "Und jetzt? Wie geht's jetzt weiter?" Erwartungsvoll schaue ich ihn von der Seite an. "Also es gibt da so ein kleines Problem.", meint er. "Und das wäre?" "Also.", setzt er an, "Ich habe aus gewissen Gründen zur Zeit keine Wohnung und naja, ich weiß nicht wo ich in nächster Zeit schlafen soll. Wäre es vielleicht möglich... also dass ich hier..., du weißt schon." Er schaut weg, als wäre es ihm peinlich mich erneut um Hilfe zu beten. Ich lächle. "Natürlich kannst du erstmal hier wohnen, aber dafür redest du mit mir." Verwirrt schaut er mich an. "Ich rede doch die ganze Zeit mit dir." "Ich meine über dich. Erzähl mir was über dich." Er zögert kurz, aber dann nickt er. "Einverstanden. Wie viel willst du?" "Was?" "Geld." Ich lege den Kopf schief. "Mh. 50 pro Nacht." Geschockt blickt er mich an, dann pruste ich los. "Du Spinner, ich will doch kein Geld!" "Dann sind wir jetzt Nachbarn?", fragt er lächelnd. "Wohl eher Mitbewohner. Oder Brüder. Oder einfach Freunde?" Er nickt. "Okay."

Another Day // Namjin ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt