18

445 24 2
                                    

Jins P.O.V.

Gähnend mache ich Namjoon und mir einen Kaffee und hole zwei Tassen aus dem Schrank. Er ist immer noch im Bad und ich habe mit in der Zeit ein rotes T-Shirt und eine graue Jogginghose angezogen. Ich gieße das Getränk in die Tassen und stelle sie auf den Küchentisch. Mit dem Löffel verrühre ich den Kaffee mit ein bisschen Milch und Zucker, als Namjoon in die Küche schlurft und sich mit gegenüber auf den Stuhl fallen lässt.

"Ich muss weg.", sagt er plötzlich. Ich schaue auf. "Was? Wohin?" "Was erledigen." "Wann bist du wieder da?" Er reibt sich mit der Hand über die Augen. "In zwei Tagen vielleicht. Wenn's gut läuft." "Was bitte hast du vor, dass du erst in zwei Tagen zurückkommst?! Und was soll das heißen, wenn's gut läuft?" Verärgert starrt er mich an. "Ich hab auch noch ein eigenes Leben. Schon mal was von Privatsphäre gehört?" Ich schiebe ihm seine Tasse hin. "Ganz ruhig." Er nippt kurz am Kaffee und stellt die Tasse wieder zurück. "Wie hast du dir das überhaupt vorgestellt? Du schneist einfach in mein Leben, lügst kurz die Polizei an und schon... soll ich dir gehören?" Er soll mir doch nicht gehören. Ich möchte ihn nicht wieder verlieren, das ist alles. Seine Worte verletzten mich. Ich dachte zwischen uns hätte sich so etwas wie Freundschaft entwickelt, aber anscheinend waren unsere gemeinsamen Erlebnisse für ihn bedeutungslos. "Nein.", sage ich nur leise. Sein Gesicht verfinstert sich. "So ist es aber zu verstehen, Jin. Aber ich gehöre dir genausowenig wie irgendwem anderem, kapiert? Ich bin unabhängig. Selbstständig." Ich werde wütend. "Wenn das so ist, brauchst du mich ja nicht mehr." "Ich brauche niemanden. Was dachtest du denn? Ich habe dich nie gebraucht.", sagt er kalt. Und da ist sie wieder. Diese Seite an ihm, die ich nicht verstehe. Eben war er noch so freundlich und fürsorglich, und jetzt das. Ich stehe ruckartig auf. "Na dann. Dann brauchst du auch keinen Schlafplatz in dieser Wohnung mehr. Bitte, dann geh." Er kneift die Lippen zusammen und steht ebenfalls auf. Ohne ein Wort geht er an mir vorbei und schenkt mir einen letzten verächtlichen Blick. Ich bleibe stehen mit geradeaus gerichtetem Blick. Ich höre die Wohnungstür ins Schloss fallen und eine drückende Stille breitet sich aus.

Ich setzte mich wieder und schlürfe den heißen Kaffee. Dabei verbrenne ich mir die Zunge und ich fluche und schiebe die Tasse weg. War das richtig ihn rauszuschmeißen? Immerhin hat er quasi kein Zuhause. Keine Unterkunft. Bin ich jetzt ein schlechter Mensch? Allerdings meinte er, er sei unabhängig und bräuchte mich nicht. Ich spüre heiße Tränen über meine Wangen laufen und wische sie verärgert weg. Er war so kalt und abweisend, dass es weh tat. Seine blöden Erledigungen haben uns getrennt. "Wenn's gut läuft.", hat er gesagt. Was meinte er damit? Hoffentlich ist es nichts gefährliches. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und schreibe ihm.

Jin:
Pass auf dich auf.

Jin:
Wir machen ein Notfall-Wort aus okay? Wenn du Hilfe brauchst, dann rufst du mich an und wenn's nicht geht, schreib dieses Wort.

Jin:
Also welches nehmen wir? Wie wär's mit "Strandstraße" ?

Jin:
Okay?

Ich fasse es nicht. Ich mache mir tatsächlich Sorgen um ihn. Er behandelt mich so und ich sorge mich um ihn. Vorallem antwortet er nicht, obwohl er es gelesen hat. Ein einfaches "ok" hätte mir gereicht, aber nein, selbst dafür ist er zu stur. Aber wenn er unbedingt will, kann er seine Ruhe haben. Ich renne ihm nicht hinterher wie ein Hund.

Another Day // Namjin ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt