Namjoons P.O.V.
Es ist zwar mitten am Tag, aber trotzdem dunkel, da eine dichte Wolkenschicht den Himmel von Seoul bedeckt. Wind fährt durch meine Haare und ein paar dicke Regentropfen klatschen auf den Boden. Plötzlich reißt der Himmel auf und Wasser stürzt in Massen herunter. Binnen weniger Sekunden bin ich durchnässt. Verärgert wische ich mir den Regen aus den Augen und gehe schneller. Die alte Fabrik kommt in Sicht und ich schlüpfe durch den löchrigen Zaun und laufe mit langen Schritten auf das baufällige Gebäude zu.
Dinnen wende ich mich nach links und öffne eine Stahltür. "Ach, welch seltener Besuch.", säuselt auf einmal eine Stimme hinter mir und stößt mich nach vorn. Ich stolpere und drehe mich um. Hinter mir steht breitbeinig Kris und grinst mich an. "Na Kleiner. Xiumin erwartet dich schon sehnsüchtig. Er kann es kaum erwarten dich wiederzusehen." Damit schubst er mich weiter in einen anderen Raum. Es ist eine große Halle mit viel Gerümpel und einem großen Stuhl in der Mitte, auf dem niemand anderes als Xiumin thront. Er erhebt sich, läuft auf mich zu und macht einen Meter vor mir Halt. "Da bist du ja endlich, Namjoon. Oh, du tropfst ja. Bist du in einen Schauer geraten?", er kichert und reibt sich die Hände. Ohne auf eine Antwort zu warten, fährt er fort: "Also, ich will keine Zeit mit unnötigem Palaver verschwenden und gleich zur Sache kommen. Her mit dem Geld." Da ich das Ganze ebenfalls schnellstmöglich hinter mich bringen möchte, krame ich das Geld aus meiner Tasche und lasse es in seine ausgestreckte, geöffnete Hand fallen. "So bitteschön, ich lass euch dann mal allein mit dem ganzen... Geld.", sage ich und will wieder gehen, aber Xiumin schüttelt den Kopf und Kris hält mich am Arm fest. Ich könnte mich mit Leichtigkeit erfolgreich gegen ihn wehren, aber mit einem Blick auf die vier muskulösen Typen, Xiumins Anhänger und Leibgarde, die soeben die Halle betreten haben und langsam und aus verschiedenen Richtungen auf uns zukommen, lasse ich es lieber bleiben. Kris zieht mich zu Xiumin und drückt meinen Arm auf den Rücken, sodass ich mich nach vorn beugen muss. Als Xiumin fertig damit ist, das Geld zu zählen, blickt er mich wütend an. "Willst du mich verarschen?!" Er wedelt mit den Scheinen vor meinem Gesicht herum. "Das ist vielleicht die Hälfte von dem, was du mir schuldest." Ich schaue zu ihm auf. "Mehr hab ich nicht. Ich habe dir alles gegeben." "Dann...", er fängt an zu grinsen, "Musst du deine Schulden eben anders abgleichen." Ich hoffe er meint nicht das, was ich denke, denn das werde ich ganz sicher nicht machen. Aber ich weiß auch, dass er mich nicht einfach so gehen lassen wird.
Kris ist dabei mich von Xiumin weg in einen anderen Raum zu führen, als ich irgendwann stehen bleibe und mich weigere ihm zu folgen. Er packt mich genervt am Arm und will mich weiterziehen, aber ich schlage seine Hand weg und packe ihn am Kragen. "Ich hab echt kein Bock auf eure Spielchen. Ihr könnt mich nicht einsperren!" Eine Stimme ruft vom anderen Ende der Halle: "Gibt's Probleme, Kris?" Er befreit sich aus meinem Griff und ruft: "Nein, alles bestens!", dann zischt er mir zu: "Denk gar nicht daran abzuhauen, Namjoon. Glaub mir es ist besser für dich, wenn du auf uns hörst." Ich stoße ihn von mir weg. "Sorry Kris, aber das muss jetzt sein." Ich schlage ihm ins Gesicht und trete ihn in den Bauch. Er japst erschrocken auf und fällt nach vorn, wo er vor meinen Füßen liegen bleibt, aber mit einer Hand meinen Fuß umklammert. Ich trete sie weg und drehe mich um, als ich einen heftigen Stoß in den Rücken bekomme und ebenfalls zu Boden falle. Jemand kniet sich auf mich und fesselt meine Hände mit rauen Stricken auf den Rücken. Ich werde hochgezogen und in einen angrenzenden Raum geschleift. Zwar versuche ich mich zu wehren, kann mich aber nicht aus dem eisernen Griff befreien. Mein Blick fällt auf eine am Boden liegende Person, die leise wimmernd ihren mageren Körper mit den dünnen Armen umschlingt. An ihren Fußgelenken befinden sich zwei Ringe mit langen Ketten. "Schau genau hin.", raunt mir eine Stimme ins Ohr, "Das machen wir aus Leuten, die sich uns widersetzten." Ok, ich habe verstanden. Es ist wirklich besser, nicht Xiumins Wut herauszufordern. Ich werde weiter geschubst, in ein dunkles Zimmer ohne Licht und die Tür wird hinter mir verriegelt.
Mit der Wange auf dem kalten Steinboden und in meinen noch immer feuchten Klamotten, liege ich da und warte. Hoffe auf etwas, das mich rettet, etwas das mir hilft. Hoffe auf ein Wunder. Irgendwann gebe ich es auf und sehe ein, dass ich mir allein helfen muss. Dass niemand kommen wird und den Helden spielt. Ich schließe die Augen und warte. Warte darauf, dass etwas passiert.
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Another Day // Namjin ABGESCHLOSSEN
Fiksi PenggemarNamjoons dramatische Geschichte, die sich plötzlich mit Jins bisher unkompliziertem Leben mischt. Don't like it, don't read it