Jins P.O.V.
Mitten in der Nacht schrecke ich hoch. Ängstlich gucke ich mich um, kann aber nichts erkennen außer Dunkelheit. Ich ziehe die Decke bis über meine Nase und muss niesen, wegen des staubigen Geruchs. Kälte überkommt mich und unwillkürlich rutsche ich näher zu Namjoon. Schlafend sieht er unglaublich niedlich aus. Schutzlos und friedlich liegt er neben mir. Sein Mund ist halb geöffnet und seine Pupillen zucken unter seinen geschlossenen Lidern. Er murmelt irgendetwas unverständliches und strampelt mit den Beinen. Sein Kopf ruckt zu mir und er legt den Arm um mich. "Nein.", haucht er immer wieder, "Nicht. Nein. Nicht Jin. Bitte."
Ich erstarre und wage nicht mich zu rühren. Sein Arm zieht mich näher zu ihm und ich werde mit dem Gesicht an seine Brust gepresst. Ich atme seinen beruhigenden Geruch ein und lächle glücklich. Mit meinen Fingern fahre ich vorsichtig die Falten in seinem Pullover nach bis zu seinem Bauch. Ich spüre die Ansätze eines Sixpacks und kuschele mich an ihn. Meinen Arm lege ich über seine Taille und ziehe die Decke wieder über uns, die er von sich gestrampelt hat. Ich schließe die Augen und versuche die Gänsehaut auf meinem gesamten Körper zu ignorieren. Irgendwann döse ich weg, werde aber kurz darauf wieder wach, als Namjoon sich hustend aufsetzt.
Ich stelle mich schlafend und hoffe, dass er sich schnell wieder zurück neben mich legt. Dann spüre ich seine Hand auf meiner Wange und versuche ruhig zu bleiben. Kurz darauf streicht er mir durch die Haare und legt sich wieder neben mich. Er zieht mich in seine Arme und breitet die dünne Decke über uns. "Ach Jin.", seufzt er in meinen Nacken, "Wenn du nur wüsstest." Meine Nackenhaare stellen sich bei seinem warmen Atem und seinen sanften Worten auf und ich blinzele überrascht in die Dunkelheit. Wenn ich was wüsste? Was meint er damit? Ich drehe mich in seinen Armen um und öffne meine Augen einen Spalt breit, nur um sie sofort wieder zu zukneifen. Sein dunkler Blick war auf mein Gesicht gerichtet und drückte etwas aus, das mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt. War das Liebe? Unmöglich. Tiefe Zuneigung? Total unwahrscheinlich. Besorgnis? Eher nicht. Aber was dann? Nachdenklich schmiege ich mich an ihn und spüre seinen schnellen Herzschlag an meiner Wange. Ich muss grinsen. Ist das möglich? Mit gemischten Gefühlen schlafe ich schließlich in seinen Armen ein.Etwas kitzelt mich am Nacken und ich fahre erschrocken hoch. Neben mir sitzt ein lachender Namjoon mit einem Grashalm in der Hand. "Guten Morgen, Jin." Ich gähne müde und reibe meine Augen. "Morgen." Schlagartig fallen mir die Ereignisse von letzter Nacht ein: Sein Blick, seine Hand auf meiner Wange und in meinen Haaren und seine Arme um mich. Ich schaue zu ihm und ein Blick in seine Augen genügt, um zu wissen, dass auch er es nicht vergessen hat. "Ähm.", stottere ich, "Gehen wir was essen?" Er nickt leicht und erhebt sich. Wir verlassen das Gebäude durch einen anderen Ausgang, einer der noch eine Tür besitzt. Daneben sitzt schlafend der alte Mann, der gestern zu uns gekommen ist, mit einer leeren Bierflasche in der Hand und schnarcht leise. Sabber rinnt aus seinem Mund in seinen Bart und Namjoon zieht mich an ihm vorbei ins Freie. Der Mond ist noch schwach am Himmel zu erkennen und die Morgendämmerung bricht über Seoul herein. Über kleine Wege führt mich Namjoon bis ins Zentrum der Stadt und hält schließlich an der großen Brücke über den Han River, an der ich meinen Schlüssel verloren habe.
"Und jetzt?", fragt er, "Wohin?"
Ich zucke mit den Schultern und krame in meiner Tasche nach meinem Portemonnaie. "Scheiße.", murmele ich, "Ich glaube, ich hab's gestern in der Wohnung gelassen." Ratlos schaut Namjoon mich an. "Ich hab auch nicht mehr viel." Plötzlich habe ich eine Idee. "Komm.", sage ich und wende schlage die Richtung nach Hause ein. Er folgt mir bis zu meiner Wohnung und meint dann: "Du hast einen Ersatzschlüssel, oder?" Ich schüttele den Kopf. "Das nicht, aber ich habe vergessen das Küchenfenster zu schließen.", grinse ich, öffne das Gartentor und gehe um das Haus herum. Dann deute ich nach oben auf ein angekipptes Fenster. "Siehst du? Mein Küchenfenster." "Ja toll, aber das ist im 2. Stock. Wie sollen wir da rankommen?", fragt Namjoon. Ich mache eine "Aufgepasst-Geste", gehe zum Schuppen, der zum Glück nie abgeschlossen ist und hole eine große, ausklappbare Leiter heraus. "Tadaa. Ich präsentiere: ... unsere Rettung!" Eilig schleppe ich sie zur Hauswand, klappe sie auseinander und stelle sie daran. Dann klettere ich nach oben und öffne das Fenster ganz, indem ich meine Hand durch den Spalt stecke und den Griff herumdrehe. Ich klettere durch das Fenster und rufe dann Namjoon von oben zu: "Los komm hoch! Ich halte die Leiter fest." Zweifelnd blickt er zu mir hoch und beginnt dann langsam hochzusteigen. Als er sein eines Bein durch das Fenster schwingt, kippt dabei die Leiter nach hinten und fällt laut polternd um. "Oh.", sagt Namjoon und blickt mich entschuldigend an, "Mianhae." Ich helfe ihm in die Küche, als ein Nachbar sich lautstark über den Lärm am frühen Morgen beschwert. Ich schaue Namjoon an und wir lachen laut los.
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Another Day // Namjin ABGESCHLOSSEN
FanfictionNamjoons dramatische Geschichte, die sich plötzlich mit Jins bisher unkompliziertem Leben mischt. Don't like it, don't read it