12

508 25 4
                                    

Jins P.O.V.

Namjoon sitzt neben mir auf meinem Bett und wir lehnen uns gegen die Wand. "Ok, was willst du wissen?", fragt er seufzend. "Als erstes etwas über deine Familie." Er atmet tief ein und aus. "Da gibt's nicht viel zu erzählen. Mein Vater war ein Wichser und meine Mutter eine Nutte. Fertig." Ich schlucke. "So was kannst du doch nicht sagen. Über deine Eltern." "Und ob ich das kann. Ich hab alles Recht dazu." Ich schaue ihn abwartend an. "Und weiter?" "Nichts weiter. Das war's. Ich hab sie nicht kennen gelernt. Mein Arschlochvater hat irgendeine Prostituierte gevögelt, sie wurde schwanger und starb kurz nach meiner Geburt. Er hat sich verpisst und weiß vermutlich gar nichts von meiner Existenz." Ich bin sprachlos. "Namjoon... das tut mir Leid." Mehr bekomme ich nicht heraus. Aber er ist noch nicht fertig. "Also bin ich im Waisenhaus aufgewachsen, ich wollte in keine Pflegefamilie. Ich hatte einen besten Freund, er war wie der Bruder, den ich nie hatte, doch irgendwann wurde er adoptiert und ich sah ihn nie wieder. Das war's dann mit mir. Die älteren Jungs haben mir Zeug gegeben, mit dem ich glücklich sein konnte. Wenigstens für eine kurze Zeit. Erst umsonst, doch irgendwann verlangten sie Geld dafür. Ich wusste nicht woher ich genügend Geld bekommen sollte und packte meine Sachen um abzuhauen. Das war vor ca. 3 Jahren. Auf der Straße hat mich per Zufall jemand gefunden und sich um mich gekümmert. Chen. Er hat mir besagtes Zeug beschafft und verlangte kaum Geld dafür. Doch auch er hat mich letztens allein gelassen.", hier stoppt er kurz und schließt die Augen. Ich sehe wie seine Hände sich verkrampfen und rede beruhigend auf ihn ein. Dann fährt er fort. "Seitdem lebe ich auf der Straße. Ohne festes Zuhause und ständig auf der Hut vor der Polizei und anderem." Zum Ende hin wird er immer leiser und er senkt dabei den Kopf. So verharrt er auf meine Reaktion wartend.

Ich versuche die Informationen zu verarbeiten und verstehe plötzlich warum Namjoon so misstrauisch, abweisend ist und keine Gefühle zeigt. So hat man es ihm beigebracht. So ist er aufgewachsen und so musste er sich beweisen. Anderen gegenüber und sich selbst.
Ich kann nichts sagen um ihn zu trösten. Mein Hals ist wie zugeschnürt und in meinen Augen stehen Tränen. Aber ich kann ihm das geben, was er jetzt am meisten braucht. Er braucht jemanden, der für ihn da ist, ihm Liebe und Zuneigung schenkt, ihm zeigt was das Leben zu bieten hat und auf den er sich verlassen kann. Er braucht mich. Ich lehne mich zu ihm und nehme ihn in die Arme. Erst ist er erschrocken, doch dann lässt er es geschehen und schlingt seine langen Arme um mich. Haucht mir ins Ohr. "Danke Jin. Für alles." Ich antworte nicht. Es ist alles gesagt.

Another Day // Namjin ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt